Paukenschlag in Leonberg Klinik und renommierte Chefärztin gehen getrennte Wege
Barbara John hat die Darmkrebsbehandlung in Leonberg groß gemacht. Nun verlässt sie nach zehn Jahren das Krankenhaus – „in beiderseitigem Einvernehmen“, wie es heißt.
Barbara John hat die Darmkrebsbehandlung in Leonberg groß gemacht. Nun verlässt sie nach zehn Jahren das Krankenhaus – „in beiderseitigem Einvernehmen“, wie es heißt.
Paukenschlag im Krankenhaus Leonberg: Der Klinikverbund Südwest und die Chefärztin der Inneren Klinik, Barbara John, haben sich nach fast zehn Jahren Zusammenarbeit getrennt, Das hat der kommunale Krankenhauszusammenschluss am Mittwoch mitgeteilt - und auch ein weiterer Chefarzt ist plöztlich weg. Die Personalie sei im Zusammenhang mit einer „Neuausrichtung“ des medizinischen Angebotes zu sehen. Demnach würden „zur Stärkung der wohnortnahen Versorgung im Bereich der Inneren Medizin die Fachgebiete Gastroenterologie, Onkologie und Palliativmedizin, sowie Kardiologie und Geriatrie künftig in einem neuen Zentrum für Innere Medizin zusammengefasst“. Wie aus dem Umfeld des Klinikverbundes zu hören ist, wurde Barbara John die Zentrumsleitung zwar angeboten, doch man sei sich nicht einig geworden.
Offiziell verlässt die Chefärztin das Krankenhaus Leonberg „im gegenseitigen Einvernehmen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen“. Auf Anfrage unserer Zeitung wollte sich Barbara John mit Hinweis auf die vereinbarte Vertraulichkeit zu den Hintergründen ihrer Demission nicht äußern. Doch Insider gehen davon aus, dass die Trennung nicht eben unter freundschaftlichen Aspekten stattgefunden haben soll.
Die Chefarztposition und die Zentrumsleitung, so erklärt der Klinikverbund, würden nachbesetzt. Bis dahin werde die Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie vom bestehenden Leitungsteam geführt. Mit Gregor Braun, dem Sektionsleiter der Kardiologie, stehe der Klinikleitung zudem „eine ausgesprochen erfahrene und kompetente Führungskraft im Bereich der Inneren Medizin am Standort zur Verfügung“.
Der Abgang der bundesweit renommierten Darmspezialistin kommt nur bedingt überraschend. Immer wieder war in Insiderkreisen zu hören, dass John ihre Abteilung am Standort Leonberg innerhalb des Klinikverbundes ausgesprochen selbstbewusst vertreten habe. Für manche offenbar zu selbstbewusst. Intern war von einem Konkurrenzkampf zwischen der Gastroenterologie in Leonberg und jener in Böblingen die Rede. John soll demnach die besseren Zahlen gehabt haben.
In der Kommunalpolitik wird nun befürchtet, dass die Weichen in Leonberg vor allem in Richtung Altersmedizin gestellt werden und das erfolgreiche Zusammenspiel zwischen Magen-Darm-Therapie und der Bauchchirurgie keine Zukunft habe – zumal der dortige Chefarzt Wolfgang Steurer in gut zwei Jahren in den Ruhestand geht.
Der Klinikverbund versichert, dass „die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus Leonberg auch während des Übergangs in vollem Umfang gewährleistet“ bleibe. Die „aktuellen Veränderungen hätten weder Auswirkungen auf den laufenden Betrieb noch auf die Notfallversorgung am Standort Leonberg.“
Barbara John war 2015 zu einem Zeitpunkt gekommen, in der um die Zukunft des Leonberger Krankenhauses heftig gerungen wurde. Nach einem umstrittenen Gutachten sollte das Haus zu einer Art Portalklinik ohne eigene Chefärzte degradiert werden. Nach wütenden Protesten, vor allem aus der Bevölkerung, lenkten das damalige Management des Klinikverbundes und der Aufsichtsratsvorsitzende, der Böblinger Landrat Roland Bernhard, ein. Die vakanten Leitungspositionen in der Unfallchirurgie und der Gastroenterologie wurden 2014 und 2015 mit Michael Sarkar und Barbara John wieder besetzt.
Der Darmspezialistin gelang es sehr schnell, die Behandlungszahlen zu steigern, darunter auch viele auswärtige Patienten. Das würdigt jetzt auch Roland Bernhard: „Barbara John hat mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrer dynamischen Art die Herzen gewonnen und dafür gesorgt, dass der Standort Leonberg gefestigt wurde.“, Der Aufsichtsratsvorsitzende dankt ihr für ihre Arbeit und wünsche ihr für ihren weiteren Lebensweg alles Gute.
Auch der Geschäftsführer Alexander Schmidtke dankt John für „das große Engagement“ und betont: „Die Neuausrichtung ist ein strategisch wichtiger Schritt, um die medizinische Versorgung unserer Patienten am Standort Leonberg auch in Zukunft auf hohem Niveau sicherzustellen. Durch die Bündelung von Kompetenzen schaffen wir Strukturen, die nachhaltig tragfähig sind und Raum für Weiterentwicklung bieten.“ Ob diese Einschätzung von allen medizinischen Fachleuten rund um Leonberg so geteilt wird, bleibt abzuwarten.