Krankenhaus Leonberg „Wichtiges Signal“ – Millionen-Finanzspritze sichert vorerst die Klinik-Zukunft

, aktualisiert am 13.10.2025 - 10:19 Uhr
Das Hin und Her um die Sanierung des Krankenhauses in Leonberg ist beendet. Foto: Simon Granville

Nach langem politischen Tauziehen fließen jetzt doch Gelder für die Sanierung. Die Notaufnahme und die Geriatrie werden erweitert.

Leonberg: Thomas K. Slotwinski (slo)

Mit dem politischen Segen des Kreistages im Rücken hat Michael Beier schon große Pläne. Der Direktor des Krankenhauses in Leonberg will noch in diesem Jahr mit ersten Umbauten starten. Das bisherige Herzkatheterlabor wird zu einem ambulanten Operationssaal. „Im Gegensatz zu einem normalen OP können wir hier mit schlankeren Strukturen arbeiten“, sagt der Intensivmediziner, der in Personalunion den kompletten Klinikstandort verantwortet und zudem Chefarzt der Zentralen Notaufnahme ist.

 

Denn obwohl der Finanzausschuss des Landkreises Böblingen als Krankenhausträger jetzt drei Millionen Euro für die Sanierung der Klinik freigegeben hat, ist im kompletten Klinikverbund weiterhin Sparen angesagt. Das Defizit des Krankenhausverbundes beläuft sich auf rund 63 Millionen Euro.

Krankenhausdirektor und Chef der Notaufnahme: Michael Beier. Foto: Granville

Angesichts der gewaltigen Verluste und den ständig steigenden Kosten für den Neubau der Flugfeldklinik, die sich scheinbar unaufhaltsam in Richtung eine Milliarde Euro bewegen, war in Leonberg zuletzt die Befürchtung laut geworden, dass die zugesagte Sanierung gekippt werden könnte.

„Die Medizinkonzeption 2030 ist der richtige Weg und sie hat nach wie vor Bestand“, entgegnet der Landrat Roland Bernhard auf die jüngst geäußerte Sorge. „Das Zielbild für Leonberg ist ein moderner Grund- und Regelversorger im Norden des Klinikverbund Südwest; das setzen wir um, und hierfür haben wir die nötigen Beschlüsse gefasst.“

Krankenhaus Leonberg: Neuer Chefarzt für die Innere Medizin

Kernpunkte in Leonberg sind die weitere Aufwertung der Geriatrie sowie das Zentrum für Innere Medizin. Letzteres erhält mit Wolfgang Heinz eine neue ärztliche Leitung. „Neben dem Geld, das wir jährlich investieren, ist auch diese starke Nachbesetzung ein Bekenntnis zum Klinikstandort“, so Bernhard.

Heinz war schon einmal Chef der Gastroenterologie in Leonberg – bis 2014, als die Zukunft des Krankenhauses auf der Kippe gestanden hatte. Ihm folgte Barbara John, die nun die Klinik überraschend und offenbar im Unfrieden verlassen hat.

Für den Intensivmediziner und Krankenhausdirektor Michael Beier ist die anvisierte Erweiterung der Zentralen Notaufnahme von besonderer Bedeutung. „Der Zulauf ist ungebrochen“, sagt er. „Leonberg ist mit 29 000 Patienten im Jahr nach Sindelfingen mit 35 000 die zweitgrößte Notaufnahme im ganzen Klinikverbund.“ In diesem Zuge soll auch die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung in die Notaufnahme integriert werden.

Für das Zentrum für Altersmedizin wurde die bestehende Geriatrie bereits zum 1. August deutlich aufgewertet. Unter der verbundweiten Gesamtleitung von Mimoun Azizi wurde in Leonberg eine spezialisierte geriatrische Versorgungseinheit mit 20 Betten eingerichtet. Ziel ist eine koordinierte, interdisziplinäre Betreuung älterer Patienten.

Gespräche mit dem neuen OB Degode zum Krankenhaus Leonberg

Zusätzlich zu den vom Fachausschuss jetzt einmalig beschlossenen drei Millionen Euro beabsichtigt der Landkreis in den Jahren bis 2030 weitere drei Millionen pro Jahr in seiner mittelfristigen Finanzplanung für Leonberg zu berücksichtigen. Darüber wird der Kreistag im Dezember bei der Haushaltsplanung beschließen. „Zählt man zu den Investitionsraten noch die Übernahme des jährlichen Betriebskostendefizits, die dem Standort Leonberg zuzurechnen sind, gibt die Kreispolitik ein deutliches Signal, wie wichtig die Zukunft des Standorts ist“, so Landrat Bernhard.

Der Kreis Böblingen ist der Eigentümer des Geländes rund um das Krankenhaus und sieht darin ein großes Potenzial. Hier wird der Landkreis das Gespräch mit dem neu gewählten Leonberger Oberbürgermeister Tobias Degode suchen, um in Einklang mit der Stadt die Fläche weiterzuentwickeln.

Von der Leonberger CDU, die noch im Juli befürchtet hatte, dass das Krankenhaus „kaputt gemacht“ werde, gibt es jetzt lobende Worte: „Unter den gegebenen bundespolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist dies ein sehr gutes Ergebnis für die Gesundheitsversorgung in Leonberg“, sagt der CDU-Chef Oliver Zander. „Damit ist zumindest mittelfristig der Bestand unseres Krankenhauses gesichert. Das ist ein wichtiges Signal für die Menschen in Leonberg, die Patienten und das medizinische Personal.“

Haben Ärzte gekündigt?

Notdienste
Haben Oberärzte in der Leonberger Gefäßchirurgie gekündigt, weil sie nächtliche Notfalldienste in der Klinik übernehmen sollten? Nur teilweise bestätigen will Michael Beier diese Information, die an unsere Zeitung herangetragen wurde. Tatsächlich seien Gerüchte in diese Richtung im Umlauf gewesen, sagt der Krankenhausdirektor, der von drei Kündigungen spricht. Eine Oberärztin und ein Assistenzarzt hätten bereits zuvor gekündigt, ein weiterer Assistenzarzt nach dem Bekanntwerden des Notfall-Themas. „Wir haben offene Gespräche geführt, mit dem Ergebnis, dass Oberärzte keine Präsensdienste übernehmen müssen.“ Tatsächlich seien sie tariflich dazu nicht verpflichtet.

Wer arbeitet wo?
In den Randzeiten (nachts, sonn- und feiertags) gibt es in den Krankenhäusern sogenannte Vordergrunddienste: Assistenzärzte sind vor Ort und können bei Bedarf direkt eingreifen. Jede medizinische Abteilung, etwa Chirurgie oder Gynäkologie, muss besetzt sein. Der Hintergrunddienst ist eine Rufbereitschaft für den Notfall. Hier können die Ärzte zuhause bleiben.

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