Bunte Brezeln überall. Mit einer besonderen Aktion zeigt der Ort, warum er die Brezelgemeinde ist.

Ludwigsburg: Sandra Lesacher (sl)

Überall Brezeln. Auf dem Kreisverkehr, am Ortseingang beim Bahnhof, vor dem Rathaus . . . 150 bunte Brezeln aus Holz zeigen an allen Ecken, dass Erdmannhausen die Brezelgemeinde ist.

 

Die Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Hier, in Erdmannhausen, haben Emil und Grete Huober einst die „Erste württembergische Brezelfabrik“ eröffnet und die Brezel als Dauergebäck bekannt gemacht. Das war 1950. Die Huober-Brezelmanufaktur gibt es bis heute, nur ist sie aus dem Ortskern an den Rand Erdmannhausens gezogen.

Neuer Blickfang am Ortseingang. Foto: avanti/Ralf Poller

Die ehemalige Fabrik, in der die Brezeln damals noch von Hand geschlungen wurden, wurde vor acht Jahren zum Brezelmuseum – mit einer weltweit einzigartigen Ausstellung. Initiator war der inzwischen verstorbene Karl Huober, der Sohn der Gründer der Brezelfabrik.

Das Museum – klein, aber fein – zeigt nicht nur die Historie des Lieblingsgebäcks der Schwaben, sondern auch Brezelkunst und alles, was es sonst noch rund um die Brezel zu erfahren gibt. Die Besucher können sich auch im Brezelschlingen üben. Das ist gar nicht so einfach.

150 Brezeln ausgesägt

Das Schlingen von Brezeln blieb den Machern des aktuellen Brezelprojekts immerhin erspart. Viel Arbeit steckt trotzdem in der Sache. Mehr als 150 Brezeln wurden im Rahmen eines Azubi-Projekts bei AMF Theaterbauten ausgesägt. Die örtlichen Kindergärten verschönerten die Holzbrezeln.

Knallbunt sind sie geworden. Gestreift, gepunktet, gesprenkelt, getüpfelt. Mit Glitzer, mit Kork, mit Quetschie-Verschlüssen, mit Bildchen. Die Kinder und ihre Erzieherinnen haben beim Bemalen und Gestalten freie Hand gehabt und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Jede Brezel ist einzigartig geworden.

Dann kam der Erdmannhäuser Bauhof ins Spiel. Hier wurden die Brezeln auf die von Agroa gesponsorten Holzstecken geschraubt, mit Klarlack behandelt und an allen Ecken und Enden der Brezelgemeinde aufgestellt. Über den Sommer sollen sie draußen bleiben und dann wiederum im Bauhof überwintern – bis zum nächsten Jahr.

150 Brezeln für Erdmannhausen

Auf die Idee mit den Brezelstangen kam der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler bei einer Fahrt über die Schwäbische Alb. Dort sah er in einem Dorf bunt bemalte Stecken. „Das würde uns auch gut stehen. Nur eben mit Brezeln“, so sein Gedanke.

Aufgebrezelter Kreisverkehr: So sieht jeder, dass er in der Brezelgemeinde ist. Foto: avanti/Ralf Poller

Für Erdmannhausen ist die Brezel „identitätsstiftendes Kulturgut“, sagt der Bürgermeister. Das sei wichtig, „denn gerade in Zeiten ungebremster Globalisierung suchen die Menschen nach regionaler Identität“. Die hat Erdmannhausen mit der Brezel wohl gefunden.

Als Brezelgemeinde bezeichnet man sich inzwischen gern – und selbst. So heißt es auch auf der Homepage der Kommune seit deren Überarbeitung vor einem Jahr: „Willkommen in der Brezelgemeinde“. Die Brezel-Manufaktur, das Brezelmuseum, die Kletterbrezel auf dem Spielplatz sowie die vier Bäckereifilialen tun ihr Übriges. Und die neuen Brezel-Stecken natürlich auch.