Kreis Esslingen Lenninger Reitverein spendet sein gesamtes Vermögen – aus traurigem Grund
Der Reit- und Fahrverein Lenningen (Kreis Esslingen) spendet nach 50 Jahren sein gesamtes Vermögen. Die traurigen Hintergründe.
Der Reit- und Fahrverein Lenningen (Kreis Esslingen) spendet nach 50 Jahren sein gesamtes Vermögen. Die traurigen Hintergründe.
Spendenübergaben sind eigentlich ein Grund zur Freude. Doch als Andreas Luber und Siebert Theurer, die Vorsitzenden des Reit- und Fahrvereins Lenningen, die symbolischen Schecks über je 4000 Euro an Vertreter des Vereins „Pferde für unsere Kinder“ und des Hippo- und Physiotherapiezentrum (HPZ) Scharnhausen überreichten, war viel Wehmut dabei. Denn die Reiter lösen ihren Verein nach 50 Jahren auf. Das Verfahren beim Amtsgericht läuft. Wenn es durch ist, wird laut Luber auch der Restbetrag auf dem Konto gespendet: Um die 30 000 Euro werden dann an den Lenninger Verein „Unser Netz“ gehen.
Die Auflösung schmerzt Luber: 1975 hatte sein Vater Rudolf zusammen mit weiteren Pferdefreunden den Reit- und Fahrverein aus der Taufe gehoben. „Ich war 15 Jahre alt und wollte Springreiter werden“, erzählt er. Im Lenninger Tal habe es damals aber keinerlei Trainingsmöglichkeiten gegeben. Die Mitglieder legten dann auf einer Streuobstwiese einen Reitplatz an. Das Grundstück, erinnert sich Luber, habe ihnen der damalige Bürgermeister zugewiesen.
Relativ schnell habe man Mitglieder gewinnen können. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es dem Verein von Anfang an wichtig gewesen sei, nicht Sportkarrieren zu fördern, sondern Kindern den Umgang mit Pferden zu ermöglichen und ihnen das Reiten beizubringen, berichtet der 65-Jährige. Doch dann teilte das Landratsamt dem Verein mit, dass sich sein Grundstück in einem Landschaftsschutzgebiet befindet – und das nicht zulässig sei. Folglich musste man eine neue Bleibe suchen.
Gefunden wurde diese 1982 auf dem Areal der Firma Leuze in Unterlenningen, wo kurzerhand ein Bauzelt zur Reithalle umfunktioniert wurde. Aber schon vier Jahre später endete das rege genutzte Provisorium, weil das Unternehmen die Fläche selbst benötigte. „Seitdem sind wir ein Verein ohne Gelände“, blickt Luber auf die vergangenen fast 40 Jahre zurück und fügt nachdrücklich hinzu: Es sei nicht so, dass man nicht nach etwas Passendem gesucht hätte. „Aber die Möglichkeiten im Lenninger Tal sind sehr begrenzt.“
Im Laufe der Zeit habe man viele Standorte geprüft. Der Kauf einer Fläche bei der Kläranlage Oberlenningen sei jedoch ebenso gescheitert, wie die Idee, anstelle der ungenutzten Tennisplätze auf der Sportanlage Bühl in Unterlennigen eine Reithalle zu bauen. Und auch der letzte Versuch 2023, ein kleines Stück am Rand des Scheufelen-Areals zu erwerben, blieb erfolglos.
Am Geld und am Engagement der Mitglieder habe es nicht gelegen, betont Luber. Das Projekt hätte man aus eigener Kraft stemmen können. Vielmehr habe der Verein immer wieder gegen Windmühlen kämpfen müssen. Bis zuletzt. Ohne die Perspektive auf ein eigenes Vereinsgelände aber sehen die zuletzt nur noch 34 verbliebenen Mitglieder für sich keine Zukunft mehr, sagt der Vereinsvorsitzende. Er ärgert sich: „Die politische Unterstützung war zu gering, um weitermachen zu können.“ Die Leidtragenden, sagt Luber, seien vor allem die Kinder und Eltern, die künftig zum Reitunterricht in kilometerweit entfernte Nachbarorte fahren müssen. So wie er vor mehr als 50 Jahren.