Frauke Bauer, die Stationsleiterin im Seniorenzentrum Notzingen, findet: Regina Ecker (rechts) „ist eine große Bereicherung für das Team“. Foto: Elke Hauptmann
In einem Alter, in dem andere in Rente gehen, fängt Regina Ecker neu an: Sie arbeitet in einem Seniorenzentrum in Notzingen (Kreis Esslingen). Was treibt die Quereinsteigerin an?
Elke Hauptmann
05.11.2025 - 16:00 Uhr
In ihrer Klasse ist sie die Älteste, die meisten ihrer Mitschülerinnen sind gerade mal Anfang 20. Regina Ecker hingegen ist 61 Jahre alt – und Auszubildende. In einem Alter, in dem viele Arbeitnehmer längst an die Rente denken, drückt sie noch einmal die Schulbank: Staatlich anerkannte Altenpflegehelferin will sie werden. „Das ist meine letzte Chance, mir einen lang gehegten Berufswunsch zu erfüllen“, erzählt Regina Ecker schmunzelnd.
Ein Facebook-Post hat ihr Leben vor zwei Jahren auf den Kopf gestellt. Das Asklepia Seniorenzentrum in Notzingen – nicht weit weg von ihrem Wohnort Kirchheim – suchte Mitarbeitende. „Ich habe mich dort einfach gemeldet und eigentlich nicht damit gerechnet, dass etwas zurückkommt“, räumt sie ein. Doch Regina Ecker wurde tatsächlich zu einem Probearbeitstag eingeladen. Und blieb danach als Hilfskraft in der Einrichtung. „Mir und den Kollegen war schnell klar, dass sie eine ganz besondere Person ist, die mit ihrer freundlichen, einfühlsamen Art sehr gut ankommt“, sagt Stationsleiterin Frauke Bauer.
„Am Anfang“, berichtet Regina Ecker offen und ehrlich, „habe ich mich recht unsicher gefühlt, weil mir das fachliche Wissen und die Übung fehlte.“ Sie ist zwar gelernte Arzthelferin. „Aber die Ausbildung ist schon Jahrzehnte her.“ Gearbeitet hat sie auch nie in diesem Beruf – das Leben kam dazwischen: Die aus Hessen stammende Frau zog ins Schwabenland, gründete eine Familie und arbeitete nebenher in der Familienbäckerei in Weilheim hinter der Verkaufstheke – bis zur Geschäftsaufgabe im April 2023.
Von der Bäckerei in eine Senioreneinrichtung gewechselt
Das sei der perfekte Zeitpunkt gewesen, sich neu zu orientieren, erzählt Regina Ecker. „Ich dachte mir: Jetzt oder nie. Versuch’ es in der Pflege. Wenn es nicht klappt, könnte ich ja wieder in einer Bäckerei arbeiten.“ Doch warum will sie ausgerechnet in einen Job, der körperlich und mental als extrem belastend gilt? Über diese Frage muss Regina Ecker nicht lange nachdenken: „Es ist ein sehr spannender Beruf“, sprudelt es aus ihr heraus. „Pflege ist unglaublich vielseitig. Man macht nicht immer dasselbe, jeder Tag ist anders. Man muss sich immer auf etwas Neues einstellen.“
Mit ihrer freundlichen Art kommt Regina Ecker bei den Bewohnern gut an. Foto: Elke Hauptmann
Es gibt viel zu tun im Notzinger Seniorenzentrum, die 45 pflegebedürftigen Bewohner werden im Schichtdienst rund um die Uhr betreut. Die Mitarbeitenden unterstützen sie beispielsweise bei der Körperpflege und der Nahrungsaufnahme. „Das ist nichts für jeden“, ist sich Regina Ecker bewusst. „Man erlebt nicht nur Schönes. Die Arbeit ist herausfordernd.“ Und ja, auch mal körperlich anstrengend, gesteht sie ein.
Von wegen Rente: Der Job in der Altenpflege ist für sie das Richtige
Aber sie fühlt sich trotz ihres Alters topfit, treibt regelmäßig Sport. „Immer in Bewegung zu sein, ist mir lieber, als den ganzen Tag zu stehen oder zu sitzen.“ Und sie mag den Umgang mit älteren Menschen. „Das ist manchmal schwierig, aber es bereichert auch“, betont Regina Ecker. „Was man gibt und was man zurückbekommt, ist enorm. Das ist einfach schön.“
Ihr Mut zum beruflichen Neuanfang hat sich ausgezahlt, davon ist die Quereinsteigerin in der Pflege überzeugt. „Ich komme jeden Tag gern hierher. Es sind die kleinen Momente, die mich erfüllen.“ Mit „kleinen Momenten“ meint sie zum Beispiel, wenn sich ein Heimbewohner an ihren Namen erinnern kann oder eine Heimbewohnerin herzlich mit ihr lacht. „Das bestätigt mir: Diese Arbeit ist genau das Richtige für mich.“
Die große Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen, der breite Zuspruch ihrer Vorgesetzten bestärkt sie darin, den nächsten Schritt zu gehen. Jetzt absolviert Regina Ecker eine einjährige Ausbildung an der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) in Kirchheim. Mit allem Drum und Dran, Abschlussprüfung inklusive. „Weil ich noch sicherer werden will in dem, was ich tue“, beschreibt sie ihre Motivation. Für sie steht nämlich fest: „Ich will den Beruf ausüben, solange es geht. Ruhestand kann ich mir nicht vorstellen.“
Die Arbeitsstätte von Regina Ecker: Das Asklepia Seniorenzentrum in Notzingen. Hier leben 45 Bewohner. Foto: Elke Hauptmann
Azubis Willkommen: Pflege kann man auch als Quereinsteiger lernen
Frauke Bauer freut sich nicht nur über eine „sehr engagierte Mitarbeiterin“, sondern auch über eine „sympathische Botschafterin für den Pflegeberuf“. Geschichten wie diese seien motivierend, findet die erfahrene Stationsleiterin. Gerade Menschen mit mehr Lebenserfahrung seien in dieser Branche eine große Bereicherung. „Es wäre schön, wenn sich mehr Leute dafür interessieren würden.“ Es sei nie zu spät, ganz neu in der Pflege zu beginnen, ist Frauke Bauer überzeugt. Das zeige das Beispiel von Regine Ecker. „Pflege kann man auch als Quereinsteiger lernen.“
Altenpflegehelfer/in
Beruf Zur Führung der Berufsbezeichnung Altenpflegehelferin oder Altenpflegehelfer bedarf es in Baden-Württemberg einer staatlichen Anerkennung des zuständigen Regierungspräsidiums. Sie setzt eine einjährige Ausbildung voraus. Diese beinhaltet theoretischen und praktischen Unterricht von 720 Stunden sowie praktische Ausbildung von 850 Stunden und endet mit einer staatlichen Prüfung.
Ausbildung Die Ausbildung an einer staatlich genehmigten oder anerkannten Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe vermittelt Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten für eine qualifizierte Mitwirkung und Mithilfe bei der Betreuung, Versorgung und Pflege gesunder und kranker älterer Menschen. Sie befähigt dazu, pflegerische und soziale Aufgaben unter Anleitung einer Pflegefachkraft wahrzunehmen.