Kriminalität in Stuttgart In diesen Stuttgarter Bezirken haben Straftaten deutlich zugenommen

Polizeieinsatz 2024 in Feuerbach – und was sagt die jüngste Kriminalstatistik über den Stadtbezirk aus? Foto: KS-Images.de/Andreas Rometsch

Die Kriminalitätsstatistik der Stuttgarter Polizei weist für das Jahr 2024 sinkende Zahlen aus. Allerdings nicht überall. Es gibt Stadtteile, in denen die Kriminalität sogar höher liegt als vor Corona. Was steckt dahinter?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Was ist da los in Feuerbach? In einem Hotelzimmer wird ein 20-Jähriger von Widersachern als Geisel genommen, misshandelt und schwer verletzt. Trickdiebe geben sich bei einem 85-Jährigen als Handwerker für Wasserleitungen aus und erbeuten eine Zahnprothese für mehrere Tausend Euro. Eine 24-Jährige wird nach einer Fahrt im Nachtbus von einem Mann verfolgt und am Wilhelm-Geiger-Platz sexuell bedrängt. Und nun das: In der Kriminalstatistik der Stuttgarter Polizei für 2024 hat die Zahl der Straftaten in Feuerbach um 27 Prozent zugenommen.

 

Dabei gibt es für die Landeshauptstadt insgesamt eigentlich eher Entwarnung. 54 175 registrierte Straftaten im Jahr 2024 bedeuten einen Rückgang von 2,5 Prozent. „Und das trotz eines Besuchermagneten wie der Fußballeuropameisterschaft und anderen Herausforderungen“, bilanziert Polizeipräsident Markus Eisenbraun. Vor allem an den beiden Brennpunkten der Stadt: In der Innenstadt, in der sich 31 Prozent aller registrierten Straftaten abspielten, und in Bad Cannstatt, wo dieser Anteil bei knapp 14 Prozent liegt, sind die Zahlen rückläufig. Um minus fünf und minus acht Prozent.

Der Krimi-Atlas 2024 für Stuttgarts Stadtbezirke. Foto: Grafik/Yann Lange

Doch im Windschatten der Statistik fällt auf: In zwölf von 23 Stadtbezirken ist die Zahl der Straftaten im Gegensatz zum Stadttrend gestiegen – in sechs davon sogar auf den höchsten Wert der letzten Jahre, höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Straftaten-Alarm in den Stadtbezirken – unsere Zeitung hat diese genauer unter die Lupe genommen.

2331 Straftaten in Feuerbach sind ein trauriger Höchstwert seit 2019. „Seit einigen Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg bei Körperverletzungsdelikten erkennbar“, sagt Polizeisprecherin Kara Starke. 485 Rohheitsdelikte sind binnen Jahresfrist ein Plus von 25 Prozent. Noch heftiger, plus 43 Prozent, schlagen 549 Vermögens- und Fälschungsdelikte ins Kontor. Dazu zählen Schwarzfahrer und eine Serie, bei denen mit rechtswidrig erlangten Bankdaten betrogen wurde. Cybercrime – ein zunehmendes Problem. Unter anderem hätte eine 47-jährige Feuerbacherin fast mehrere Tausend Euro verloren, als sie an einen Fake-Shop im Internet und Telefonbetrüger geraten war. Zum Glück konnte die Bank ihre Überweisung stoppen.

Der Bezirk der Rekorde: Birkach

Mit 570 Delikten weist Stammheim ein Plus von 18 Prozent auf. In Weilimdorf bedeuten 1371 Straftaten ein Plus von 13 Prozent. Auch in letzterem Stadtbezirk gibt es zunehmend Gewaltdelikte: 303 Fälle sind über ein Viertel mehr. Eines der Opfer: Eine 33-jährige Frau, die in ihrer Wohnung von einem gleichaltrigen Mann bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wurde. Steigende Zahlen verursachten aber auch Beleidigungen, Kfz-Sachbeschädigungen und eine Serie des Notrufmissbrauchs. In Hedelfingen bedeuten 565 Delikte ein Plus von drei Prozent und den höchsten Stand seit 2019 – „spezifische Ursachen lassen sich aber nicht identifizieren“, so Polizeisprecherin Starke.

Wie bedrohlich ist die Entwicklung in Botnang – plus 37 Prozent? Oder gar in Birkach – plus 102 Prozent? In Botnang haben die Diebe deutlich häufiger zugegriffen, es wurden auch mehr Sachbeschädigungen angezeigt. In Birkach ist die Verdoppelung der Kriminalität auf knapp 300 Delikte vor allem auf eine Betrugsserie mit unbaren Zahlungsmitteln zurückzuführen. Aber auch auf einen Vorfall Ende November: In zwei Straßen wurden insgesamt 29 geparkte Autos zerkratzt und Außenspiegel zerschlagen. Der Täter wurde nie gefasst.

Überraschung bei der Kriminalitätsbelastung

Trotz der teils gewaltigen Steigerungsraten hält die Stuttgarter Polizei statistischen Trost bereit – und ordnet ein: „Es handelt sich hier immer noch um Stadtbezirke mit geringer beziehungsweise sehr geringer Kriminalitätsbelastung im Vergleich zum Stadtgebiet“, sagt Polizeisprecherin Starke. In Feuerbach etwa liege dieser Anteil bei 4,3 Prozent der Gesamtstraftaten. In Birkach bei nur 0,5 Prozent.

Die Statistik lässt sich freilich auch anders lesen – unter Berücksichtigung der Bezirksgröße. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet gibt es demnach in Feuerbach 75,6 Straftaten pro 1000 Einwohner. Im benachbarten Bezirk Stuttgart-Nord sind es vergleichsweise nur 65,2 Delikte. Noch geringer ist die Pro-Kopf-Quote im ähnlich großen Bezirk Weilimdorf – mit 42,7 Delikten pro 1000 Einwohner. Und wer glaubt, dass die Bezirke Münster mit 280 Delikten oder Birkach mit 297 die geringste Kriminalitätsbelastung aufweisen, der irrt. Statistisch am wenigsten belastet ist Sillenbuch – mit nur 26 Delikten pro 1000 Einwohner.

Weitere Themen