KSK: Gute Geschäfte in Leonberg Die Sparkasse ist nicht nur für Arme da

Teile des Baugerüstes an der neuen Sparkassendirektion an der Leonberger Sonnekreuzung sind schon abgebaut. Foto: Simon Granville

Im ersten Quartal des kommenden Jahres wird die neue Direktion in Leonberg eröffnet. Dort werden auch 71 Wohnungen gebaut. Vorstandschef Michael Fritz setzt in vielen Bereichen auf eine gute Mischung.

Leonberg: Thomas K. Slotwinski (slo)

Fährt man aus Richtung Ditzingen in die Leonberger Innenstadt, so ist der Neubau nicht zu übersehen. Hier baut die Kreissparkasse Böblingen (KSK) das Hauptgebäude ihrer Leonberger Direktion neu. Und nicht nur das. Darüber hinaus entstehen auf dem Gelände am Rande der Altstadt 71 Wohnungen, 22 davon im sozialen Mietwohnungsbau. Insgesamt investiert die Sparkasse fast 60 Millionen Euro.

 

„Wir liegen voll im Zeitplan“, sagt der KSK-Vorstandsvorsitzende Michael Fritz im Gespräch mit unserer Zeitung. Demnach können die gut 50 Mitarbeiter von den Interimsbüros rund um den Marktplatz im zweiten Quartal des kommenden Jahres in den Neubau ziehen. Dort sind im Erdgeschoss das Kundencenter und ein Veranstaltungssaal, das Forum, untergebracht. Über eine Innentreppe geht es zu den Schließfächern, die künftig im ersten Stock sind. „Das ist für unsere Kunden ein besseres Gefühl“, sagt Fritz. „Sie müssen nicht mehr in einen Keller.“ In der zweiten und dritten Etage sitzen die Fachleute für Vermögensanlagen, Immobilien und Privatbanking. Das Obergeschoss ist fremdvermietet.

Das Privatbanking ist ein relatives neues Angebot, das es bisher nur in Böblingen gegeben hat. „Hier geht es nicht nur um die Depot- und Wertpapierberatung“, sagt Fritz. „Wir richten uns an Kunden, deren Vermögen im Bereich zwischen einer halben und drei Millionen Euro liegt.“ Auch beim sogenannten Generationenmanagement gebe es eine verstärkte Nachfrage. „Da geht es um den Transfer des eigenen Vermögens auf die nächste Generation.“ Nicht unerwähnt lässt Michael Fritz, dass die Kreissparkasse zudem Kunden mit einem Vermögen von mehr als zehn Millionen Euro hat.

Als kommunales Kreditinstitut hat die KSK natürlich auch zahlreiche Kunden, denen es finanziell weniger gut geht. „Wir können sie nicht ablehnen“, sagt der Vorstandschef. „Aber wir wollen es auch nicht, weil dieses Geschäftsmodell unserer tiefsten Überzeugung entspricht.“ Außerdem könnte so mancher, der mit wenig anfängt, im Lauf der Zeit zu einem vermögenden Kunden werden. „Diese Pyramide mit einem breiten Sockel ist unser Geschäftsmodell.“

Optimistisch: KSK-Chef Michael Fritz. Foto: Simon Granville

Grundsätzlich sei das Geschäftsgebiet der Direktion Leonberg der zweitwichtigste Markt und damit auch der zweitwichtigste Standort. Dazu gehören die Beratungscenter in Renningen, Rutesheim und Weil der Stadt. In der Sparkassenwelt sind die Strukturen des Altkreises noch durchaus lebendig. „Wir haben sehr gute Kundenbeziehungen nach Ditzingen, Gerlingen und Hemmingen“, meint Fritz. „Für unsere Kundschaft von dort ist Leonberg der kürzeste Weg, da spielen Verwaltungsgrenzen keine Rolle.“

Für Aufsehen hatte jüngst die Nachricht gesorgt, dass sich die Kreissparkasse aus dem Leo-Center zurückzieht. Galt doch gerade diese Filiale als die am stärksten frequentierte in der Direktion Leonberg. Das will Michael Fritz auch nicht verhehlen: „Das Leo-Center war die einzige Kaufhaus-Filiale, die funktioniert hat, sowohl wegen der hohen Wohndichte rundherum als auch wegen der starken Laufkundschaft.“

Kosten im Leo-Center sehr hoch

Der Sparkassen-Chef verschweigt aber nicht, dass die Kosten im Leo-Center deutlich höher sind, es keine Kurzzeit-Parkplätze gebe und man sich zudem den Regeln im Center anzupassen habe: „In unseren anderen Filialen sind wir der Herr im Haus.“

Da der Vertrag im Leo-Center ohnehin in absehbarer Zeit ausläuft, so sagt Fritz, habe man sich umgeschaut. „Wir haben jetzt die Chance, kurzfristig Räumlichkeiten im Neubau neben dem Leo 2000 in der Römerstraße zu beziehen. Da haben wir zugegriffen. Auch hier haben wir eine zentrale Lage, direkt neben dem Leo-Center. Außerdem wollen wir dort einen SB-Standort betreiben.“ Der Umzug ist im ersten Quartal 2025 geplant.

Geht es um Filialen, wird häufig die Furcht vor deren Wegfall laut. Die Schließungen im Leonberger Stadtteil Gebersheim und in Flacht sind vielen noch ungut in Erinnerung. Fritz bleibt da gelassen und verweist auf die 40 Standorte mit Personal, die die Kreissparkasse in ihrem Geschäftsgebiet betreibt. Wie so oft sei es auch hier die Mischung, die es macht. „Nach Corona hat es geheißen, dass jetzt nur noch Online-Banking gemacht wird. Das Gegenteil ist eingetreten“, sagt der Bankchef. „Denn viele Menschen schätzen es, dass sie ihre Themen direkt mit Menschen besprechen können und nicht in einer Hotline landen. Dadurch gewinnen wir übrigens interessante Kunden.“

Ein weiterer Abbau sei deshalb kein Thema. „Wir fühlen uns mit unseren 40 Filialen sehr wohl“, meint Fritz.“Die Herausforderung ist vielmehr, unsere Standorte mit gutem Personal zu besetzen.“ Bei der Kreissparkasse gibt es 850 volle Stellen, insgesamt sind 1300 Menschen dort beschäftigt. Momentan sind 1150 Beschäftigte aktiv.

Michael Fritz (49) ist seit 30 Jahren bei der Kreissparkasse Böblingen, dem Vorstand gehört er seit Mai 2012 an, Chef wurde er im Juli 2022.

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