Wenn ich im Zug zur Arbeit fahre, sitzen mir immer wieder Frauen, meist junge, gegenüber, die sich in aller Pendleröffentlichkeit schminken. Meine linken Freunde aus dem Kunstbetrieb finden das problematisch. Die Frau unterwirft sich dem Begehren des männlichen Blickes, sie hübscht sich auf für das Patriarchat, sie verschwendet Lebenszeit, die sie zur Überwindung des letzteren und für die nächsten Karrieresprünge bräuchte! Ich als Kunstwissenschaftler sehe das ein bisschen anders und entgegne ihnen, dass das Schauspiel öffentlichen Schminkens auch eine progressive und künstlerische Seite hat, die nur noch nicht als solche erkannt und benannt worden ist.