La Concha am Wilhelmsplatz Die erste Multikulti-Kneipe in Stuttgart

Der Kellner Christoph Papadopoulos arbeitet seit 15 Jahren im La Concha am Wilhelmsplatz. Die "erste Multikulti-Kneipe" Stuttgarts kommt mit relativ wenig Schnickschnack aus.
Stuttgart-Mitte - Ouzo für 99 Cent. Dafür ist das La Concha am Wilhelmsplatz vor allem unter jungen Erwachsenen und Studenten bekannt. Für Christoph Papadopoulos ist das La Concha etwas anderes, eigentlich ist es fast schon sein zweites Zuhause. Seit 15 Jahren kellnert er dort vier Mal die Woche. „Für alles andere bin ich zu alt“, sagt der 48-Jährige. Früher war er noch sechs Abende die Woche dort, auch wenn er nicht arbeitete. Gast sei er in der Kneipe, die zwischen Il Pomodoro und Café Einstein zentral am Wilhelmsplatz gelegen ist, schon mit 15 Jahren gewesen. Aber nicht wegen des Ouzos, sondern weil es „die erste Multikulti-Kneipe Stuttgarts“ war, sagt er. In der Gastronomie sei er schon immer irgendwie tätig gewesen. Da war es nur der logische Schritt, dass er angefangen habe, im La Concha zu arbeiten.
Die „erste Multikulti-Kneipe“ Stuttgarts kommt mit relativ wenig Schnickschnack aus. Ein überschaubares Getränkeangebot, ein paar Barhocker, Spielautomaten, und eine lange, rote Lederbank, die sich bis ans Ende des Lokals zieht und ihre besten Zeiten schon hinter sich hat. Davor stehen, wohl eher aus pragmatischen denn aus optischen Gründen, kleine Bartische, die den Schriftzug einer bekannten Zigarettenmarke tragen.
Die großen Highlights im Lokal
Seine zwei Espressi, mit denen Papadopoulos in den Tag startet, trinkt er selbstverständlich nicht aus feinen, italienischen Espressotassen, sondern aus großen Schnapsgläsern. „Viel zu früh für mich“, sagt er entschuldigend und kippt sein erstes Glas. „Gehirnzellenaktivierung“, fügt er hinzu. Sein Kollege Rudi stellt ihm gleich das zweite Gläschen hin.
Danach ist Chris, wie ihn im La Concha, alle nennen, auch ein bisschen gesprächig. Er fängt an zu erzählen, während er eine nach der anderen raucht. Eigentlich sei er Elektromaschinenbauer. Da habe er zumindest mal vor langer Zeit – zur großen Belustigung seines Vaters – eine Lehre gemacht, bis zum Gesellenbrief sogar. Danach habe er hier und da gejobbt, mal selbstständig, mal in Kneipen. Seit 15 Jahren nun im La Concha, nebenbei mache er noch ökologische Dämmungen („Brauch’ ich als Ausgleich für den Kopf“). Über sich selbst will er ansonsten nicht viel erzählen. „Gibt nix besonderes“, so seine Begründung. Aber von den großen Highlights im Lokal spricht er gern. Eines davon war die Fußball-Europameisterschaft 2004 als Griechenland triumphierte. Aber so „genial“ wie während der WM in Deutschland sei es nicht gewesen. „Da war die ganze Welt hier bei uns“, schwärmt der Stuttgarter mit griechischen Wurzeln. „Alle haben gegrölt und gestrahlt, egal, ob Schweizer oder Jugoslawen.“
Der Außenbereich ist von jugendlichen Szenegängern bevölkert
Außerhalb der großen Fußball-Highlights trifft sich im La Concha während des ganzen Jahres eher Stammpublikum, im Sommer ist vor allem der Außenbereich gerne auch von jugendlichen Szenegängern bevölkert. „Ungefähr 80 Prozent kennt man“, sagt Chris. Alle Namen weiß er nicht, aber was jeder trinkt schon.
Ein ganz normaler Tag im La Concha: Draußen vor der Tür sitzen am späten Nachmittag einige Herren und trinken ihr Weizen, drinnen spielen andere Backgammon, lesen Zeitung, rauchen, starren auf die Spielautomaten. Manch einer stößt eine politische Diskussion an. Nirgends kann man mehr parken, das Ordnungsamt ist so streng geworden, schimpft einer.
Jeder spricht mit jedem
Das Publikum ist gemischt. „Vom Hartz-IV-Empfänger bis zu erfolgreichen Geschäftsleuten haben wir alles hier“, sagt Chris Kollege Rudi. Jeder kennt sich vom Sehen, jeder spricht mit jedem. „Hier brauch keiner im Sonntagsanzug zu kommen, um Kontakte zu knüpfen“, sagt Chris.
Langweilig sei ihm manchmal schon gewesen in den vergangenen 15 Jahren, erzählt er dann noch. Manchmal mache er eine Zeit lang etwas anderes. Sein Job im La Concha passe aber so gut in sein Leben. „Ich kann nicht früh aufstehen“, sagt er nochmals. Und außerdem wohne er am Marienplatz. Von da habe er es nicht weit. „Spart Taxigeld.“ Ansonsten sei er im La Concha aber der „Sklave des Hauses“, sagt er und lacht. Sein Kollege Rudi lacht auch. „Er ist fürs Showprogramm verpflichtet“, sagt er. Was das genau beinhaltet? „Nix. Nur Blödsinn reden“, sagt Chris. Und dann erzählt er noch ein bisschen, von den Stammgästen, vom Chef der leider Bayern-Fan ist, und dass er selbst der einzige Grieche ist, der mit Geld umgehen kann. Ansonsten sei die Devise im La Concha einfach: „Leben und leben lassen.“
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