Beinahe ideale Bedingungen gab es beim Landesverbandstreffen der Spielmanns- und Fanfarenzüge in Tamm. Manche Tradition reicht bis in Mittelalter.
Die Wettervorhersagen für den Sonntag waren geeignet, jedem Organisator einer Open-Air-Veranstaltung Sorgenfalten auf der Stirn zu verursachen. Doch der Musikverein Tamm als Organisator hatte Fortune, nach dem Motto: „Das Glück lacht dem Tüchtigen“. Während des Umzugs vom Schulzentrum durch den alten Ortskern zum Festplatz beim neuen Rathaus blieb es kühl, trocken und windstill – beste Bedingungen für Musiker im Festzug und die Zuschauer.
Musikerlebnis direkt vor der Haustür
Die Organisatoren hatten für den ersten Teil der Zugstrecke den Weg durch die Schillerstraße gewählt. Auf diese Art kamen etliche Familien mit Senioren in den Genuss, die farbenfrohen Uniformen und klangkräftigen Musikdarbietungen von beinahe dreißig Fanfarenzügen aus ganz Baden-Württemberg direkt vor dem Haus oder am Fenster miterleben zu können. Eine Familie hatte sogar kurzerhand den Sonntagnachmittags-Kaffee an einen schön gedeckten Tisch direkt an der Straße verlegt und prostete den Vorbeiziehenden stilgerecht mit Sekt zu.
Im historischen Ortskern erzählte vom Info-Stand aus Gunda Baumann, ansonsten Flötistin im Musikverein Tamm, kenntnisreich über die Teilnehmer. Etliche kamen aus der näheren Umgebung, etwa aus Stuttgart, Hemmingen, Markgröningen oder Remseck. Die in kräftig gelb-blaue Uniformen gekleideten Musikerinnen und Musiker des Fanfarenzugs Reute seien aber schon am Vortag angereist, verriet die junge Moderatorin. Mit ihrem Patenverein, dem Werkvolk-Fanfarenzug Bann in der Pfalz, verbindet die Tammer eine langjährige Musikerfreundschaft. Genau wie die Pfälzer ist der Spielmannszug der Glonki-Gilde schon öfter im Ausland aufgetreten. Die Formation mit dem ulkigen Namen hat eine Gruppe von Majoretten, mit der sie schon bei der berühmten Steuben-Parade in New York dabei war.
Blau-weiße Uniformen müssen nicht aus Bayern kommen
Viele Uniformen wie die des Markgröninger Fanfarenzuges oder der des großen Siedershofs Schwäbisch Hall gehen auf Vorbilder aus dem Mittelalter oder dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Ein vielfach prämierter Musikzug kam trotz seiner blau-weißen Uniformen und Fahnen nicht aus Bayern, sondern aus Meckesheim in der Nähe von Sinsheim.
Diese Musikertruppe verfügt nicht nur über eine eindrucksvolle Vorab-Gruppe von Fahnenschwingern, sondern über viel Konzerterfahrung mit Auftritten in Frankreich und der Schweiz. Ihre Musikdarbietung während des Umzugs bewies, wieso Gunda Baumann sie als „extrem starke Konkurrenz“ für ihren Verein bezeichnete. Umso stolzer können sie und ihre Mitmusiker jetzt sein, dass ihr Verein wie im letzten Jahr wieder den Meistertitel holen konnte. „Der Pokal wird also weiterhin seinen Ehrenplatz in unserem Vereinsheim haben“, berichtete Schriftführer Christian Herr.