Die Söhne des legendären Schrottauto-Sammlers Rudi Klein versilbern ihr Erbe. Bei der Auktion erzielt ein seltener Mercedes den höchsten Preis. Es war jedoch nicht der einzige überraschende Millionenkauf.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Auf dem Tacho stehen 73 787 Kilometer, die Reifen sind platt und die Stoßstange fehlt. Für Experten ein klarer Fall: Dieses verstaubte Auto, das fast 50 Jahre auf einem Schrottplatz in Los Angeles stand und kaum jemand zu Gesicht bekam, ist ein Juwel. Vor der Versteigerung der legendären Rudi-Klein-Sammlung, die am vergangenen Wochenende in den USA über die Bühne ging, wurde es auf 4,5 bis 6 Millionen Dollar geschätzt. Nun ging es für deutlich mehr an den Höchstbietenden.

 

Der neue Besitzer hat tief in die Tasche gegriffen und zahlt 9,355 Millionen Dollar, umgerechnet rund 8,652 Millionen Euro, für den Mercedes-Benz 300 SL von 1956. Das Auto ist eines von nur 29 Exemplaren des Flügeltürers, die mit einer Karosserie aus Aluminium gebaut wurden. Es hat früher dem italo-amerikanischen Rennfahrer Luigi Chinetti gehört, der 1932 in einem Alfa Romeo das 24-Stunden-Rennen von Le-Mans gewann. In Zeiten, in denen die Szene von Manipulationsvorwürfen erschüttert wird, dürfte zum Wert beigetragen haben, dass der Wagen bisher nie restauriert wurde und die Teile zweifelsfrei original sind.

Auch der Mercedes von Rudolf Caracciola wird verkauft

Die Leichtbauvariante des 300 SL, zu der unter anderem auch Scheiben aus Plexiglas gehörten, sollte einst besonders ambitionierte Fahrer ansprechen, die es für Amateurrennen einsetzen wollten. Umso erstaunlicher, dass die Karosserie des jetzt verkauften Modells nur einen kleinen Schaden am Heck aufweist. Offenbar, so schreibt das Auktionshaus RM Sotheby’s, sei der Schrottplatzbesitzer Klein einmal mit dem Gabelstapler dagegen gefahren.

56 000 Dollar wert: ein VW-Transporter samt Lamborghini-Schnauze auf der Ladefläche Foto: RM Sotheby’s

Der gebürtige Rüsselsheimer Rudi Klein war eine der schillerndsten Figuren der Oldtimerszene. Nur selten ließ er Besucher auf seinen „Junkyard“, auf dem sich über die Jahre Hunderte von Porsche, Mercedes und anderen Nobelmarken ansammelten. Erst waren es Unfallwagen, nicht selten von Hollywood-Schauspielern zu Schrott gefahren, die er mit dem Abschleppwagen einsammelte. Später kaufte er auch gezielt auf Oldtimer-Auktionen ein, die Autos aber ließ er häufig – wie auch den Aluflügeltürer – einfach jahrzehntelang auf seinem Schrottplatz stehen.

Nach Kleins Tod im Jahr 2001 übernahmen seine Söhne die Firma „Porche Foreign Auto Dismantling“. Nun haben sie sich entschlossen, die Autos und Ersatzteile per Auktion zu versilbern. 67 Autos, drei Motorräder und Dutzende von Motoren und Ersatzteilen kamen unter den Hammer. Am meisten gezahlt wurde für den Aluminium-Mercedes, aber auch andere Fahrzeuge erzielten bemerkenswerte Preise. So wurden für einen Mercedes 500 K Special Coupé, der einmal dem Rennfahrer Rudolf Caracciola gehört hat, 4,13 Millionen Dollar bezahlt. Jenseits der Millionenmarke lag auch ein Prototyp des untergegangenen Sportwagenherstellers Iso Rivolta: für das einzige Cabrio, das je vom Typ A3/L Spider gebaut wurde, brachte ein Bieter 1,875 Millionen Dollar auf.

Spektakulär auch mancher Deal, bei dem Laien fälschlicherweise der Begriff Schrottwert in den Sinn kommt. Ein 1939er Maybach-Cabrio, das vom Auktionshaus als „ehrgeiziges, aber lohnenswertes Restaurationsprojekt“ bezeichnet wurde, kam für 100 800 Dollar unter den Hammer. Für einen alten VW-Transporter samt einer Lamborghini-Kühlerhaube auf der Pickup-Fläche wurden auch noch 56 000 Dollar bezahlt.