SWR1-Starmoderator Matthias Holtmann ist am Samstag 65 Jahre alt geworden. Er lebt in Gebersheim und hat trotz seiner Parkinson-Erkrankung noch viel Tatendrang.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Ein unscheinbares Gewerbegebiet in Ortsrandlage. Kleinere Betriebe, eine Kegelbahn. Transportfahrzeuge. Nur ein Chevrolet Camaro und ein Jaguar deuten darauf hin, dass hier nicht nur Handwerker unterwegs sind. „Ich lebe mein Leben“, sagt der Besitzer der beiden schnellen Schlitten. „Ich habe aufgehört, zu planen.“ Matthias Holtmann leidet an Parkinson. Der Starmoderator von SWR1 geht offen mit seiner Krankheit um. „Man stirbt nicht an, man stirbt mit Parkinson.“

 

Doch wer den Mann mit der sonoren Stimme in seiner Gebersheimer Wohnung besucht, der begegnet keinem Kranken. Im Gegenteil: Holtmann erzählt mit Begeisterung, was er vorhat. Jetzt, da er in den Ruhestand geht. Der Moderator ist am Samstag 65 Jahre alt geworden.

Und damit ist für den Angestellten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Schluss. Zum Abschluss gab es die große Liveshow „Pop und Poesie“ auf dem Stuttgarter Schlossplatz. In dieser Woche noch einmal die Moderation der Sendung „Guten Abend, Baden-Württemberg“. Das war’s.

Er fühlt sich wohl in Leonberg

Offiziell zumindest. Doch schon jetzt ist Holtmann fast jeden freien Abend auf Lesetournee. Sein autobiografisches Buch „Porsche, Pop und Parkinson“ zieht die Leute. In der Tat sind das Schlüsselbegriffe im Leben des gebürtigen Westfalen. Holtmann ist Schlagzeuger, Musikfreak, Entertainer und Autofan. Er liebt das Leben und die Frauen, hat vier Kinder. Sein jüngster Sohn Julius ist erst vor zwei Jahren auf die Welt gekommen. Mit der Mutter ist er nicht mehr zusammen.

Der Moderator, der im Herbst mit einer Band auf Tournee gehen will, um Comedy und Musik zu machen, fühlt sich wohl in Leonberg. Überschaubar, schön, die Autobahn ist nah, sagt er. Die Wohnung in Gebersheim ist sein Rückzugsort. Hier steht eine Jukebox aus den Sechzigern. Auf dem Couchtisch liegen CDs aller Art. AC/DC, Joe Cocker, Placido Domingo. „Die bekomme ich alle geschickt“, erzählt er. „Die Leute wollen wissen, was ich davon halte.“

Die Leute. Matthias Holtmann mag sein Publikum. Auftritte und die Moderationen sind sein Lebenselixier. „Ich kann jetzt nicht einfach nur in die Glotze gucken oder Rosen züchten. Da würde ich eingehen.“ Im Prinzip ist der Jubilar permanent im Moderationsmodus. Jeder Satz klingt perfekt, mit versteckten Pointen und besonderen Betonungen, wie vor dem Mikro eben.

Musik ist ihm in die Wiege gelegt worden

Die Musik, das Gefühl für Bühne und Inszenierung, ist ihm in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war Kulturbürgermeister in Recklinghausen, die Mutter hat gesungen. Ende der Siebziger hatte es ihn zum damaligen Süddeutschen Rundfunk verschlagen. „Die wollten eine Popwelle aufbauen und hatten Leute gesucht. Eigentlich hatte ich keine Lust auf einen Bürojob. Aber dann war’s doch ganz gut“, bemerkt er im Rückblick lapidar.

Das ist jetzt mehr als ein viertel Jahrhundert her. Richtigen Abschiedsschmerz hat er nicht. „Es ist nicht so, dass es mir das Herz bricht.“ Zumal er ja viele Pläne hat. Auch seine Kultshow „Pop und Poesie“ will er weitermachen. Den Namen Holtmann wird das Publikum noch öfter hören.