Offenbar ist in Südafrika der mutmaßliche Auftraggeber des Verbrechens von 2010 dingfest gemacht worden. Gegen vier weitere Beteiligte läuft ein Prozess. Damit könnte der mysteriöse Tod des Porsche-Veredlers vielleicht noch aufgeklärt werden.

Leonberg - Fast drei Jahre nach dem rätselhaften Tod von Uwe Gemballa in Johannesburg (Südafrika) scheinen die Ermittler Licht ins Dunkel zu bringen. Nun wurde Radovan Krejcir verhaftet, der tief in die organisierte Kriminalität in Südafrika verwickelt sein soll. Er hatte wohl einst einen getunten Porsche von Gemballa gekauft. Ob dieser selbst in die dunklen Geschäfte des Tschechen verwickelt war, bleibt bis heute offen. Im Leonberger Hertich galt Gemballa als höflicher, ruhiger Mann, der um seine Existenz kämpfte.

 

Die Geschichte von Uwe Gemballa beginnt in den 70er-Jahren. Mit 18 baute er einen NSU TT um, fuhr während des Maschinenbaustudiums Taxi und reparierte in der elterlichen Garage Autos. Mit dem ersten Geld kaufte er sich einen 911er – das „Porsche-Virus“ hatte ihn erfasst.

Noch von Zeiten seiner Ausbildung in Stuttgart kennt ihn Georg Pfeiffer, der Inhaber der gleichnamigen Klavierfabrik. „Er war kein Aufschneider, sondern verhielt sich ganz normal“, erzählt er. Schon damals, Pfeiffer selbst war noch ein junger Mann, habe Gemballa Autos aufgemotzt und Hifi-Anlagen eingebaut. „Das war ihm schon sehr wichtig“, erzählt der Leonberger FWV-Stadtrat.

Im Jahr 1981 ließ sich Uwe Gemballa im Gewerbegebiet Hertich nieder und profitierte vom Boom der Hifi-Anlagen. Er gehörte zu den vielen Jungunternehmern, die im Kranz rund um die Automobilindustrie eine Nische fanden. Mit Rene Staud, dem international erfolgreichen Automobildesigner, war er sogar verschwägert. Deswegen will dieser auch zu dem Fall nichts sagen. Zu diesem Umfeld gehörte ebenfalls der Höfinger Automobildesigner Thomas Behringer, zu dem er in Konkurrenz stand.

Lange Zeit lief das Geschäft von Gemballa gut. AMG wurde als Kunde gewonnen, getunte Fahrzeuge wurden nach Dubai, die USA oder Tokio verkauft. Büromanager-Ausstattungen oder Soundsysteme baute er in Luxusautos ein, am erfolgreichsten waren umgebaute Porsche-Wagen. Zwei Mal ging er in Insolvenz. Stets hat er sich wieder nach oben gearbeitet. „Er war immer jemand, der kämpfen musste“, erzählt Ernst-Martin Schaible, der Chef des Kücheneinkaufsverbundes „Der Kreis“, der seinen Sitz ebenfalls im Hertich hat. „Die Gespräche mit ihm waren sehr angenehm“, erinnert er sich, „wir haben uns freundlich zugewinkt, wenn er vorbeifuhr“.

Das deckt sich mit anderen Schilderungen. Uwe Gemballa galt als lebensfroh und umgänglich. „Er war ein sympathischer Spinner“, sagt jemand, der es gut mit ihm meint. Immer wieder hat er neue Ideen und Designs entwickelt, steckte stets voller Pläne. Immer wieder war aber auch von Geldsorgen die Rede. Gerade in den letzten Monaten vor seinem Verschwinden ging es ihm wohl wirtschaftlich nicht besonders gut.

Dann im Februar 2010 schließlich die schockierende Nachricht. Gemballa kam von einer Geschäftsreise nicht zurück. Angeblich wollte er eine Filiale in Johannesburg gründen. „Wir haben das auch nur scheibchenweise erfahren“, berichtet Ernst-Martin Schaible im Rückblick, „das war grausam.“ Schließlich wurde es Gewissheit, dass er ermordet worden war.

Die Leiche des 54-jährigen Uwe Gemballa wurde schließlich bei Pretoria gefunden. Der 29-jährige Täter, der den Leonberger mit Klebeband eingewickelt und dann erstickt hat, wurde bereits zu 20 Jahren Haft verurteilt, drei weitere Mittelsmänner stehen vor Gericht. Nun könnte der Drahtzieher gefasst sein, der Tscheche Radovan Krejcir lebte seit 2007 in Südafrika und wurde mit vielen Verbrechen in Verbindung gebracht.

Im Hertich und in Leonberg kann man bis heute kaum glauben, dass Uwe Gemballa tatsächlich in mafiöse Geschäfte verwickelt gewesen sein könnte. Zwei Theorien gelten als wahrscheinlich: Der Leonberger könnte einen Geldschmuggel abgelehnt haben, die Scheine sollten im Innenfutter von Autos eingenäht werden. Oder er hat sich darauf eingelassen, aber mit der Übergabe ging etwas schief. War die Geldnot zu groß? Oder geriet Uwe Gemballa unverschuldet in Kreise, die im Zweifel mit aller Brutalität Zeugen aus dem Weg räumen?

Vielleicht bringt ein möglicher Prozess gegen den Unterweltboss neues Licht in den Fall. Von den Behörden gibt es wenig Informationen. Bei der Staatsanwaltschaft erklärt Claudia Krauth: „Wir haben ein Rechtshilfeersuchen gestellt.“ Man warte nun auf Informationen aus Südafrika.

Gemballas Firma hat unter dem Waiblinger Unternehmer Andreas Schwarz indes einen Neustart gewagt. Er führt das Lebenswerk des Gründers fort.