Die Literatur kann so vielfältig sein wie das Leben selbst. Wir stellen mehr als 99 lesenswerte LGBT- Bücher vor – von Romanen über Sachbücher, Biografien und Comics bis hin zu Kinder- und Jugendbüchern.

Digital Desk: Katrin Jokic (kkl)

Der Juni ist der Pride Month – also der Monat, in dem Mitglieder der LGBTQ+-Gemeinde einerseits stolz ihre Identität feiern und andererseits verstärkt auf bestehende Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufmerksam machen. Bücher waren dabei schon immer ein gutes Mittel, um über den eigenen Tellerrand hinauszusehen, andere Perspektiven kennenzulernen und zu verstehen.

 

Gleichzeitig kann Literatur Repräsentation und Identität schaffen: Für alle jene, die sich in der Gesellschaft nicht gesehen oder gehört fühlen, die ihre Sexualität oder Geschlechtsidentität in Frage stellen, können Bücher ein Weg sein, um sich verstanden zu fühlen.

Unsere LGBTQ+-Buchtipps zum Pride Month sind für jeden lesenswert – für diejenigen, die etwas Neues lernen wollen, für diejenigen, die sich selbst wiederfinden wollen und natürlich für all jene, die einfach nur gerne gute Bücher lesen.

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Stöbern Sie auch in der Bildergalerie zum Artikel. Hier finden Sie unter anderem unsere Buchtipps aus der Vergangenheit und somit 99 Bücher!


LGBT-Romane

Ocean Vuong – Der Kaiser der Freude

In seinem neuen Roman „Der Kaiser der Freude“* erzählt Ocean Vuong poetisch, roh und intim die Geschichte von Hai, einem queeren Mann vietnamesischer Herkunft, der in einem trostlosen Nest in New England lebt. Inmitten von Tabletten, Suizidgedanken und den Schatten der Vergangenheit begegnet er Grazina, einer litauischen Überlebenden des Zweiten Weltkriegs. Zwischen beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Hai findet Arbeit in einem Diner voller Außenseiter – Menschen wie er, die sich in einem System abstrampeln, das ihnen keine Luft zum Atmen lässt. Vuong schreibt mit einzigartiger Sprachkraft über queere Verbundenheit jenseits biologischer Familien.

Michael Roes – Spunk

Gabriel will raus – raus aus der Enge seines gewalttätigen Elternhauses, raus aus dem Rheinland. Also geht er, wie früher die Handwerker, auf die Walz. In „Spunk“* beschreibt Michael Roes Gabriels Reise durch das Westdeutschland der späten 1970er, seine Suche nach Freiheit, Identität und Sprache. In einer Kreuzberger Hausbesetzer-WG trifft er Pille, einen anarchischen Punk – zwischen den beiden entsteht Nähe, vielleicht Liebe. Ein Roman über queeres Begehren, Freundschaft und Selbstfindung in einer von Rebellion und Aufbruch geprägten Zeit.

Jiaming Tang – Cinema Love

Fuzhou, 1980er Jahre: In einem alten Kino finden zwei Männer eine Liebe, die im kommunistischen China nicht existieren darf. „Cinema Love“* ist ein bewegendes Debüt, das von gleichgeschlechtlicher Liebe, Migration und Verlust erzählt. Old Second und Shun-Er lieben sich im Schatten alter Kriegsfilme. Doch als Shun-Ers Frau die Wahrheit erkennt, trifft sie eine Entscheidung mit fatalen Folgen. Old Second und Bao Mei fliehen in die USA – doch dort entpuppt sich der amerikanische Traum für viele Migranten als Illusion. Zwischen chinesischen Reisfeldern und amerikanischen Einkaufszentren erzählt Jiaming Tang eine berührende Geschichte über Männer, die ihre Wahrheit verbergen müssen, und Frauen, die mit dieser Lüge leben sollen.

Selma Kay Matter – Muskeln aus Plastik

Ein Körper im Widerstand: Kay lebt mit Long Covid, ist trans – und verliebt. Doch jede körperliche Nähe bringt Schmerz. „Muskeln aus Plastik“* ist ein kompromissloser Roman über chronische Krankheit, Begehren und Identität. Selma Kay Matter findet eine eigene literarische Form, um über Schmerz und Fürsorge zu schreiben, über queeres Begehren und gesellschaftliche Zuschreibungen.

Marie Aubert – Eigentlich bin ich nicht so

Eine Familienfeier als emotionales Minenfeld: In „Eigentlich bin ich nicht so“* treffen sich drei Generationen – und ihre Geheimnisse. Im Zentrum steht Hanne, die queere Tante, die mit alten Verletzungen zurückkehrt. Es geht um Körperbilder, Lebenslügen und unerfüllte Sehnsüchte. Der Norwegerin Aubert gelingt ein leiser, schmerzhafter Roman über das Ringen um Anerkennung – in der Familie, in der Gesellschaft, in sich selbst.

Hengameh Yaghoobifarah – Schwindel

Ein Date, drei Ex-Lover, ein Hochhausdach ohne Ausgang. „Schwindel“* ist eine queere Beziehungskomödie mit Tiefgang. Als Ava beim Date mit Robin plötzlich von Delia und Silvia überrascht wird – zwei weiteren Geliebten – eskaliert die Situation. Gemeinsam eingesperrt auf dem Dach, prallen Konflikte, Eitelkeiten und Gefühle aufeinander. Yaghoobifarah erzählt mit Witz und Präzision vom Chaos moderner Beziehungen – und von der Sehnsucht nach Nähe in einer Welt voller Optionen.

Pajtim Statovci – Meine Katze Jugoslawien

Zwei Geschichten, ein Thema: Fremdsein im eigenen Leben. „Meine Katze Jugoslawien“* verwebt die Geschichte von Emine, die im Kosovo der 1980er Jahre zwangsverheiratet wird, mit der ihres Sohnes Bekim, der als queerer Migrant in Finnland aufwächst. Die sprechende Katze, die Bekim in einer Bar trifft, ist surreal – und zugleich Symbol für verdrängte Traumata. Statovci gelingt ein kluger, verstörender Roman über Krieg, Herkunft, Identität und das Recht, anders zu sein.

Angelo Tijssens – An Rändern

Kurz, aber kraftvoll: „An Rändern“* ist ein stiller Roman über Verlust, Liebe und Selbstbehauptung. Ein junger Mann kehrt in seine Heimat zurück, stellt sich seiner Kindheit, seiner toten Mutter – und seiner ersten großen Liebe. Angelo Tijssens erzählt von Homosexualität in einem feindlichen Umfeld, von Überleben und dem Versuch, sich nicht selbst aufzugeben. Ein Text, der nachhallt – melancholisch, hoffnungsvoll, radikal aufrichtig.

Nora Bossong – Reichskanzlerplatz

Eine queere Perspektive auf die Vorgeschichte des Dritten Reichs: In „Reichskanzlerplatz“* beschreibt Nora Bossong, angelehnt an wahre Ereignisse, die Beziehung zwischen dem homosexuellen Hans Kesselbach und Magda Goebbels, damals noch Quandt. Aus einer Affäre wird eine politische Tragödie. Der Roman verknüpft persönliche und gesellschaftliche Brüche – und zeigt, wie Menschen sich in den Mahlstrom der Geschichte ziehen lassen. Unser Redakteur stellt den Roman in einem Buchtipp genauer vor.

Elena Malisowa & Katerina Silwanowa – Du und ich und der Sommer

Verbotene Liebe in der Sowjetunion: „Du und ich und der Sommer“* erzählt von Jura und Wolodja, zwei Jugendlichen, die sich in einem Sommerlager verlieben. Doch ihre Gefühle müssen geheim bleiben – Homosexualität steht unter Strafe. Zwanzig Jahre später begibt sich Jura auf die Suche nach seiner Jugendliebe. Das russisch-ukrainische Autorenduo erzählt zart und bewegend von erster Liebe, Erinnerung und Widerstand in einem repressiven System. Ein queerer TikTok-Hit, der in Russland verboten wurde, und nun endlich auf Deutsch erhältlich ist.

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LGBT-Kinderbücher

Wir stellen 5 LGBTQ+-Kinderbücher vor. Bild: Rawpixel.com/Shutterstock

Ricarda Hofmann, Corinna Jegelka – Meine Lieblingsfarbe ist bunt

Ricky soll ihren schönsten Ferienmoment in ihrer Lieblingsfarbe malen – doch sie hat keine. Also macht sie sich mit Hund Ole auf den Weg und entdeckt eine Welt voller Farben und Geschichten. In „Meine Lieblingsfarbe ist bunt“* trifft sie Menschen, für die jede Farbe mit Erinnerungen und Gefühlen verbunden ist: Blau, Rot, Gelb, Orange, Grün, Lila – jede erzählt ihre eigene Geschichte. Ricky erkennt: Man muss sich nicht entscheiden. Und: Die Welt ist erst richtig schön, wenn sie bunt ist. Ein liebevolles Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren über Vielfalt, Neugier und die Freiheit, alles sein zu dürfen.

Kirsten Boie, Cornelia Funke uvm. – Regenbogenbunte Geschichten

Dieses Buch ist eine vielfältige und bunte Sammlung von Vorlesegeschichten für Kinder, geschrieben von namhaften Autoren wie Paul Maar, Kirsten Boie und Cornelia Funke. Es enthält Abenteuer aus dem Kinderalltag, Geschichten von Prinzessinnen und Prinzen, Tieren, Dinosauriern, der Feuerwehr und Piraten. Die farbenfroh illustrierten Geschichten feiern die Diversität und zeigen die vielfältigen Lebensrealitäten unserer Gesellschaft. „Regenbogenbunte Geschichten“* laden zum Träumen und Lachen ein und sind ideal für gemütliche Lesezeiten mit Kindern ab 2 Jahren geeignet.

Britta Kiwit – Ach, das ist Familie?

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Vielfalt von Familienformen und bricht mit traditionellen Rollenbildern und Erwartungen. Es richtet sich an Alleinerziehende, LGBTQ+-Familien, Patchwork-Familien und viele andere. Durch Vorlesetexte, Infokästen und farbenfrohe Illustrationen vermittelt es kindgerecht verschiedene Familienkonstellationen und regt dazu an, jede Familie neu kennenzulernen. „Ach, das ist Familie?“* bietet zahlreiche Tipps und Beispiele aus der heutigen Lebensrealität, um Eltern und Bezugspersonen bei der achtsamen Auseinandersetzung mit dem Thema Familie zu unterstützen.

Tracey Turner – Unsere kunterbunte Welt: Wir sind wunderbar verschieden

In diesem Sachbilderbuch* lernen wir die vielfältigen Kinder einer Schule kennen, ebenso wie ihre Lehrerinnen, Lehrer, Eltern und Familien. Die Kinder haben unterschiedliche Interessen, Gefühle, Kulturen, Familien, Talente und Träume, aber auch vieles gemeinsam. Das Buch zeigt einfühlsam und ehrlich, was uns einzigartig macht, darunter verschiedene Familienkonstellationen, Adoption, Identitäten sowie Lern- und Körperbehinderungen. Durch die direkten Äußerungen der Kinder werden Empathie, Selbstliebe und Verständnis füreinander spielerisch gestärkt. Es ist ein vielseitiges Buch für Kinder ab 5 Jahren, das die wunderbare Verschiedenheit der Menschen zeigt.

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Jenny Jägerfeld – Best Bro Ever!

Das Buch „Best Bro Ever!“ handelt von dem 11-jährigen Måns, der einen Sommer in der Großstadt Malmö verbringt, weil seine Mutter dort beruflich zu tun hat. Für Måns ist dies die Gelegenheit, endlich so zu sein, wie er wirklich ist, ohne dass jemand seine Vorgeschichte kennt. Er freundet sich schnell mit Mikkel an, und die beiden genießen ihre Zeit zusammen als richtige Blutsbrüder. Doch als Mikkel Måns' Pass entdeckt, will er plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Die Autorin Jenny Jägerfeld greift in diesem Buch, ähnlich wie in „Comedy Queen“ und der „Genial“-Trilogie, ein gesellschaftlich relevantes und brisantes Thema auf, und vermittelt es mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor. „Best Bro Ever!“* ist in der Kategorie „Kinderbuch“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 nominiert.

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LGBT-Jugendbücher

In LGBTQ+-Jugendbüchern geht es oft um das Finden der eigenen Identität. Bild: WindNight/Shutterstock

Annika Scheffel – Alle Farben von Licht

Der Sommer beginnt – doch für Rio ist nichts mehr wie früher. Seit dem Tod seiner Zwillingsschwester Mavis ist da nur noch Leere. Dann findet er ihre alte Kamera – und beginnt gemeinsam mit Dracula, dem Jungen aus dem Hinterhaus, die Spuren von Mavis in der Stadt zu verfolgen. In „Alle Farben von Licht“* erkunden Rio und Dracula Orte abseits des Alltags – einen verwilderten Park, einen stillen See, ein vergessenes Gruselkabinett. Was als Suche nach Erinnerung beginnt, wird zur Reise in Rios Innerstes. Zwischen Trauer und zartem Herzklopfen wächst etwas Neues – Freundschaft, vielleicht Liebe. Doch kann man lieben, wenn man gleichzeitig loslassen muss?

Kobai Halstenberg – Wir sind wir: Junge trans* Menschen erzählen

Was bedeutet es, als junger Mensch trans* zu sein – heute, in dieser Gesellschaft? In „Wir sind wir: Junge trans* Menschen erzählen“* berichten 18 Jugendliche und junge Erwachsene ehrlich, kraftvoll und ungeschönt von ihrer Transition, von Ablehnung und Akzeptanz, vom Kampf ums Selbstbild und vom Glück, sich selbst zu finden. Die Texte geben Einblicke in Leben, die oft übersehen werden – voller Schmerz, Mut und Hoffnung. Mit Illustrationen von Vanessa Mundle und einem Glossar zentraler Begriffe ist dieses Buch nicht nur eine starke Sammlung persönlicher Geschichten, sondern auch ein wichtiges Orientierungsangebot – für trans Menschen, Angehörige und alle, die wirklich zuhören wollen.

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Alicia Zett – Camp Rainbow: Über mir der Himmel

Drei Wochen in den Alpen – endlich Camp Rainbow! Für Malin ist das queere Sommercamp ein Sehnsuchtsort: Freiheit, Freundschaft und vielleicht die erste große Liebe. In „Camp Rainbow: Über mir der Himmel“* hofft die 17-Jährige, endlich ihren ersten Kuss zu erleben – und erstellt kurzerhand mit ihren beiden besten Freund:innen eine Want-to-kiss-List. Als es mit Juan, dem Camp-Schwarm, funkt, scheint alles perfekt. Doch dann taucht Nora auf – zurückgezogen, abweisend, geheimnisvoll. Und Malin merkt: Manchmal stehen auf der Liste die Falschen. Und die Richtigen sind die, mit denen man nie gerechnet hätte. Ein warmherziger, queerer Coming-of-Age-Roman über erste Gefühle, Unsicherheiten – und das große Wagnis, man selbst zu sein.

Karen-Susan Fessel – Einfach nur Noni

Einfach nur Noni“* erzählt die Geschichte von Noni, die endlich eine Gruppe von trans Jugendlichen im Internet findet und sich dadurch erstmals verstanden fühlt. Unterstützt von ihrer Familie und Fachleuten, beginnt Noni ihre Transition. Doch als Mirna in ihr Leben tritt, wird alles plötzlich wieder kompliziert. Noni muss den bereits eingeschlagenen Weg hinterfragen und sich gegen neue Widerstände, Vorurteile und Rollenvorstellungen behaupten. Das Buch thematisiert die Herausforderungen und Unsicherheiten einer beginnenden Transition und wirft grundlegende Fragen auf: Wie erkennen wir unser wahres Selbst, und was tun wir, wenn der vermeintlich richtige Weg sich als falsch herausstellt?

Lena Hach – Fred und ich

Fred und ich“* von Lena Hach erzählt die Geschichte der 13-jährigen Anni, die den neuen Jungen Fred kennenlernt. Sie begegnen sich das erste Mal in einem Café und wenig später erneut an einem zugefrorenen See, wo Anni morgens heimlich badet. Fred schließt sich ihr am nächsten Morgen an, und eine behutsame Annäherung beginnt. Anni erfährt, dass Fred trans ist, was neue Wörter und Sensibilität im Umgang miteinander erfordert. Der Roman, aus Annis Perspektive erzählt, beschreibt eine besondere Woche, in der Anni und Fred eine Freundschaft und vorsichtige Verliebtheit entwickeln, die ihnen beiden Halt bietet. Lena Hachs kurzer Roman ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 nominiert.

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LGBT-Sachbücher und Biografien

LGBTQ+-Sachbücher und Biografien können neue Blickwinkel aufzeigen. Bild: ping198/Shutterstock

Brix Schaumburg – Que(e)r durchs Land

Brix Schaumburg fährt los – nicht nur mit dem Rad, sondern mit einer Mission: Sichtbarkeit schaffen, Begegnungen ermöglichen, Geschichten hören und erzählen. In „Que(e)r durchs Land“* dokumentiert Deutschlands erster geouteter trans Schauspieler seine Reise quer durch die Republik – und durch sein eigenes Leben. Zwischen Etappenzielen, Interviews und Erinnerungen entsteht ein tief persönliches Buch über Mut, Identität und das Bedürfnis, sich selbst treu zu bleiben. Schaumburg reflektiert offen über Umwege, Verletzungen und das Glück, angekommen zu sein – nicht irgendwo, sondern bei sich selbst. Ein empowerndes Buch, das zeigt: Der gerade Weg ist nicht immer der richtige.

Nathan Lents – Diversität: Der biologische Sinn hinter der Vielfalt von Sex, Gender und Geschlecht

Ist Vielfalt ein Fehler der Natur? Der US-Biologe Nathan Lents sagt: im Gegenteil. In „Diversität“* räumt er mit dem Mythos auf, dass nur Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit evolutionär „natürlich“ seien. Stattdessen zeigt er anhand von Bonobos, Clownfischen und schwulen Pinguinpaaren, dass fluides Verhalten in der Tierwelt ebenso verbreitet ist wie beim Menschen – und oft soziale Funktionen erfüllt. Ein faszinierender Blick auf die Biologie der Sexualität, der wissenschaftlich fundiert und gesellschaftlich relevant ist. Lents plädiert für ein neues Verständnis: Nicht Fortpflanzung steht im Zentrum der Evolution, sondern Vielfalt.

Oliver Fischer – „Man kann die Liebe nicht stärker erleben“: Thomas Mann und Paul Ehrenberg

Thomas Mann und Paul Ehrenberg – zwei Männer, eine Freundschaft mit Tiefgang. In „Man kann die Liebe nicht stärker erleben“* erzählt Oliver Fischer die Geschichte einer Verbindung, die Thomas Manns Leben und Schreiben prägte. 1899 lernen sie sich kennen, feiern Schwabinger Nächte, entdecken Nähe, Intimität – vielleicht auch körperliche Liebe. Ehrenberg bleibt eine prägende Figur, auch als sich ihre Wege trennen. Fischer zeichnet die Entwicklung dieser Beziehung feinfühlig nach und legt neue Quellen offen, die das homoerotische Moment in Manns Werk neu lesbar machen – etwa in "Doktor Faustus", wo Ehrenbergs Echo als Rudi Schwerdtfeger weiterlebt. Eine kluge, tiefgründige Biografie über Liebe, Kunst und Verdrängung. Auch unser Redakteur schreibt über Thomas Mann - den Mann, der nicht lieben durfte.

Saskia Michalski – Lieben und lieben lassen

Saskia Michalski hat auf Instagram und TikTok großen Erfolg mit Inhalten rund um die Themen Polyamorie, Queerness und Gender-Identitäten. Auf Instagram folgen Michalski über 100.000 Menschen, auf TikTok sogar fast eine halbe Million. Nun gibt es passend dazu das Buch „Lieben und lieben lassen“*. Auf rund 300 Seiten geht es um Saskia Michalskis persönlichen Weg und darum, queere Inhalte auch für jene zugänglich zu machen, die bisher kaum Berührungspunkte damit hatten. Im Interview sagt Michalski: „Ich versuche, das Thema in den Mainstream zu bringen. Wir leben in einer diversen Welt, das haben wir schon immer getan. Nur früher war es unsichtbar.“

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Elliot Page – Pageboy: A Memoir

Elliot Page ist wahrscheinlich einer der bekanntesten trans Männer der Welt. Filme wie „Inception“, „Juno“ und „X-Men“ machten ihn – damals noch als Frau – weltberühmt, bevor er sich 2020 als trans outete. In seiner Biographie „Pageboy“* beschreibt er, wie er sich während der Dreharbeiten zu Juno bereits am Beginn der Selbstfindung befand. Doch mit dem großen Erfolg von Juno und der Verwirklichung seiner Träume sah sich Elliot im Rampenlicht und Leistungsdruck gefangen und der Leistungsdruck erdrückte ihn. Über den Kampf mit dem eigenen Körperbild bis hin zur Aufarbeitung seiner schwierigen Kindheit: „Pageboy“ ist ein intimes Buch über die Suche nach sich selbst und dem eigenen Platz in der Welt.

 

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LGBT-Comics & Graphic Novels

Auch in Comics und Graphic Novels werden LGBTQ+-Themen verarbeitet. Bild: yaninaamira/Shutterstock

Reinhard Kleist – Knock Out!

Emile Griffith war Weltmeister im Boxen – und liebte Männer. In „Knock Out!“* zeichnet Reinhard Kleist die Geschichte eines Mannes, der zwischen Ruhm und Verachtung, Gewalt und Verdrängung zerrieben wurde. 1962 stirbt Griffiths Gegner nach einem homophob aufgeladenen Kampf – der Anfang eines inneren wie äußeren Überlebenskampfes. Kleist erzählt in eindrucksvoller Graphic-Novel-Form von einer queeren Ikone im Schatten der Öffentlichkeit: ein Athlet, der fast sein ganzes Leben lang eingesperrt war – nicht im Gefängnis, sondern im eigenen Körper, in der Erwartung der anderen. Ein packendes Porträt über Männlichkeit, Schuld, Vergebung und Identität.

Theo Parish – Homebody

Theo mag Katzen, Dungeons & Dragons – und ist außerdem trans und nicht-binär. Seit frühester Kindheit geht es in Theos Leben um Selbstfindung und die Reise zu sich selbst. In der Graphic Novel „Homebody“* erzählt Parish mit schönen Illustrationen und passenden Texten davon, wie es ist, in Schubladen gesteckt zu werden, obwohl man dort gar nicht hineinpasst, und wie es sich anfühlt, ein authentisches Leben nach den eigenen Vorstellungen zu führen. Die deutsche Version der Graphic Novel erscheint am 9. Oktober 2024 im Loewe-Verlag.

Marc Andreyko – Love is Love: Eine Comic-Anthologie für Respekt, Akzeptanz und Gleichberechtigung

Am 12. Juni 2016 kamen bei einem Anschlag auf den Schwulen-Nachtclub „Pulse“ in Orlando 49 Menschen ums Leben. In der Comic-Anthologie "Love is Love"* verarbeiten verschiedene Künstler ihre Emotionen, drücken Mitgefühl und Trauer aus. Gleichzeitig vermittelt die Anthologie aber auch eine hoffnungsvolle Stimmung. Von jedem verkauften Band werden 3 Euro den Hinterbliebenen der Anschlagsopfer sowie dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gespendet.

Kevin Panetta – Bloom

Nach dem Ende der High School möchte Ari unbedingt mit seiner Band in die große Stadt ziehen. Doch dafür muss er seinen Job in der Familienbäckerei aufgeben, denn ein Leben lang dort zu arbeiten, das kann Ari sich nicht vorstellen. Bei den Vorstellungsgesprächen für seinen Nachfolger lernt Ari Hector kennen – und kommt ihm bald schon in der Backstube näher. Autor Kevin Panetta und Illustratorin Savanna Ganucheau haben mit „Bloom“* eine schöne Graphic Novel über junge Liebe veröffentlicht, die in Deutschland am 28. Juni 2024 erscheint.

Raffaela Schöbitz – Mach dir die Welt 2

Was bedeutet Queerness? In „Mach dir die Welt 2“* lädt Raffaela Schöbitz dazu ein, es herauszufinden – kreativ, spielerisch und empowernd. 30 queere Persönlichkeiten inspirieren dazu, sich auszuprobieren, neue Perspektiven zu entdecken und die eigene Identität zu feiern. Mitmachaktionen, Denkanstöße und praktische Übungen führen durch Themen wie Community, Kreativität und Selbstbestimmung.

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Für einen noch besseren Überblick über die unterschiedlichen Bücher klicken Sie sich auch durch unsere zum Artikel gehörende Bildergalerie. In der Galerie finden Sie noch weitere LGBT-Bücher, die wir hier in der Vergangenheit ausführlicher vorgestellt haben. Um auch Neuerscheinungen Platz zu geben, wird dieser Beitrag regelmäßig aktualisiert. In der Galerie bleiben jedoch alle unsere Tipps erhalten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!


Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Jahr 2021 und wird seither laufend aktualisiert und erweitert.


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