Weil Lilo Pulver am 11. Oktober 85 wird, wird in diesen Tagen viel über sie geschrieben. Und in jeder, wirklich jeder Hommage wird ihr Lachen erwähnt. Wir zeigen es - in einer Bildergalerie.

Weil Lilo Pulver am 11. Oktober 85 wird, wird in diesen Tagen viel über sie geschrieben. Und in jeder, wirklich jeder Hommage wird ihr Lachen erwähnt. Wir zeigen es - in einer Bildergalerie.

 

Basel - Herzlichkeit und Lebensfreude - kaum eine andere Schauspielerin hat sie jemals so natürlich verkörpert wie Liselotte Pulver, kurz Lilo. Ihr Lachen gehört zur Filmgeschichte, tief aus der Kehle, unverstellt, einfach ansteckend. Am kommenden Samstag feiert Lilo, wie Freunde und Fans sie gern nennen, ihren 85. Geburtstag.

Die schöne Schweizerin war die „Feel Good“-Diva, der Star des Wohlfühlkinos, das die Deutschen in den Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahren so sehr mochten. „Ich denke oft an Piroschka“, „Das Wirtshaus im Spessart“ - das sind bleibende Komödienklassiker. Mit ihrem Temperament und ihrer unglaublichen Spielfreude beeindruckte die Berner Ingenieurstochter nicht nur das Publikum, sondern auch große Filmpartner - von Hans Albers und Gustaf Gründgens über Heinz Rühmann, Curd Jürgens, Paul Hubschmid und O.W. Fischer bis zu Hardy Krüger.

Angebote aus den USA ließ Lilo Pulver sausen

Ganz sicher hätte sie auch neben Hollywood-Stars glänzend ausgesehen. Doch der Sprung ins amerikanischen Film-Mekka blieb Pulver nicht zuletzt wegen ihres schweizerischen Pflichtgefühls versagt. Weil sie Verträge in Deutschland nicht brechen wollte, ließ sie Angebote aus Kalifornien sausen. Darunter Rollen an der Seite von Charlton Heston in „Ben Hur“ und “El Cid“. Für letzteren Film bekam Sophia Loren den Zuschlag.

Die „Unterschätzte“ wurde Pulver damals von einer Zeitung genannt. Und die Schweizerin, die „fast ein Weltstar“ geworden wäre. Doch in Deutschland, Österreich und in ihrer Heimat war und ist sie nicht weniger beliebt und verehrt als die Besten, die Hollywood zu bieten hat.

Nach ersten Erfolgen am Berner Stadttheater als Marie in Goethes „Clavigo“ bekam Lilo Pulver Angebote etlicher Bühnen. Die Filmkarriere begann 1949 mit einer Nebenrolle an der Seite von Simone Signoret. Internationales Aufsehen erregte sie später mit einer ebenfalls nur kleinen Rolle: 1961 tanzte sie in Billy Wilders genialer Berliner Grenzstadt-Komödie „Eins, zwei, drei“ im hautengen Pünktchenkleid als blondes deutsches Fräulein auf dem Tisch.

"Piroschka" war ihr Durchbruch

Da hatte sich Lilo längst als „Piroschka“ in die Herzen der Zuschauer gespielt. Mit dieser romantischen Komödie gelang ihr der Durchbruch zum Kinoruhm. Aber er brachte auch eine gewisse Festlegung auf den Prototyp des frisch-fröhlichen jungen Mädchens mit burschenhaften Zügen, passend zur damaligen Ärmel-Hochkrempel-Zeit. Eine schöne und zupackende junge Frau für „Hosenrollen“.

Dass es auch eine Spur reifer geht, zeigte sie 1957 als Schriftstellerin Juliane Thoma im ebenfalls großen Kinoerfolg „Die Zürcher Verlobung“ an der Seite von Paul Hubschmid. Und ihr Talent für dramatische Rollen bewies Pulver unter anderem als lesbische Äbtissin in der Diderot-Verfilmung „Die Nonne“ (1965). Zum Lebenswerk, das viele Jahre deutscher Filmgeschichte spiegelt, gehören nicht zuletzt „Die Buddenbrooks“ und „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“.

Schicksalsschläge beugten sie nicht

Dramen haben auch immer wieder ihr wirkliches Leben begleitet. 1989 nahm sich ihre Tochter Melisande (geboren 1968) das Leben, die als schizophren und drogenabhängig diagnostiziert worden war. Drei Jahre später musste Pulver den Tod ihres Ehemanns, des deutschen Schauspielers und Regisseur Helmut Schmid, verkraften, der mit nur 67 Jahren starb.

Doch immer wieder fand die Schauspielerin den Weg zurück aus der Verzweiflung zu neuem Lebensmut und neuer Hoffnung. Noch mit 80 erschien die Tochter einer Sängerin bei einer Hochzeitsfeier mit großer Geste in aufsehenerregendem Lila. Später zog sie aus einer Berner Altersresidenz wieder aus, um erneut selbstständig am Genfer See zu leben, wo auch Sohn Marc-Tell wohnt.

Wie sehr ihr auch im hohen Alter der Beruf im Blut steckt, bekannte Lilo Pulver im Oktober 2013. Bei einer Gala in Dortmund nahm sie mit dem Steiger-Award einen weiteren Preis für ihr Lebenswerk entgegen. Auf der Bühne habe es wiedermal so richtig gekribbelt, sagte sie anschließend der „Bild“-Zeitung - und stellte einmal mehr ihren Humor unter Beweis. Gern würde sie noch „eine schöne Rolle“ spielen, erzählte sie. Doch mit wem? Pulvers Antwort: „Ich habe nicht mehr viele alte Freunde. Die meisten sind tot. Mit Götz George wäre es wunderbar.“