LKA ermittelt gegen TikToker Skandal-Video: Polizeistreit um den „Zauberstab“ eskaliert
TikTok-Star Maurizio Pastore erneut im Visier der obersten Ermittler des Landes: Ein satirisches Video führt zu Ermittlungen wegen übler Nachrede.
TikTok-Star Maurizio Pastore erneut im Visier der obersten Ermittler des Landes: Ein satirisches Video führt zu Ermittlungen wegen übler Nachrede.
Die baden-württembergische Landespolizei versteht in ihrem seit mehreren Jahren schwelenden Kleinkrieg mit dem Elzacher Tiktoker Maurizio „Maurii“ Pastore weiterhin keinen Spaß. In einem Schreiben des Stuttgarter Landeskriminalamts (LKA) wird der 28-jährige ehemalige Autobahnpolizist darüber informiert, dass gegen ihn erneut wegen „übler Nachrede“ ermittelt werde. Es gehe um ein Video, das Pastore im Februar 2024 online gestellt habe. Er habe nun die Möglichkeit, sich zum Tatvorwurf zu äußern, heißt es in dem vor wenigen Tagen versendeten Schreiben. „Im LKA glüht es wegen dieser Sache“, spottete Pastore in einem Video auf Instagram.
Das Markenzeichen des TikToker ist es, alle Rollen in seinen Kurzfilmen selbst zu spielen und sich dafür mit unterschiedlichen Perücken zu verkleiden. In dem fraglichen Video geht es um das „Zauberpräsidium von Freiberg“. Dort hat der „Zauberminister“ seinen „Zauberstab“ verloren. Als seine „Kaffeekocherin“ ihn aufhebt, will er, dass sein „Zauberstab noch poliert“ wird – eine wohl durchaus beabsichtigte sexuelle Anspielung, die der Freiburger Polizeipräsident Franz Semling offenbar auf sich bezieht. Vieles spricht dafür, dass die Anzeige von ihm stammt – auch wenn Freiberg nicht Freiburg und ein Zauberminister kein Polizeipräsident ist.
Den Freiburger Polizeichef, der gerade Ende Oktober 63-jährig in den Ruhestand verabschiedet worden ist, hat Pastore nämlich schon einmal mit einem Video geärgert beziehungsweise herabgewürdigt. Damals verlegte Pastore eine Sexszene direkt ins „Freiburger Polizeipräsidium“: Dort erwischen zwei Streifenpolizisten den Chef in flagranti mit der Sekretärin. Ach, deshalb werde die Assistentin immer wieder befördert, während sie selbst nicht vorankämen, lautet die abschließende Erkenntnis der beiden Beamten in dem Spot.
Mit der Stuttgarter Polizeiaffäre um den obersten Polizeiführer des Landes, bei der sexuelle Kontakte tatsächlich eine Rolle spielten, hatte Semling zwar nichts zu tun. Nur als Zeuge wurde er im Untersuchungsausschuss des Landtags dazu gehört und konnte oder wollte wenig zur Erhellung beitragen. Ein gewisser Unmut über die Beförderungspraxis gab es aber auch innerhalb des Freiburger Präsidiums. Delikat: Semling hatte tatsächlich eine Assistentin, die vergleichsweise schnell befördert worden war, was intern offenbar Diskussionen auslöste. Die im Video unterstellte sexuelle Beziehung ist aber frei erfunden.
Auch wegen dieses Videos stellten Semling und die betroffene Frau Strafantrag, auch damals ermittelte das LKA. Vom Amtsgericht Waldkirch wurde Pastore daraufhin wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe von 18000 Euro verurteilt. Doch im April dieses Jahres kassierte das Freiburger Landgericht die Strafe wieder und sprach Pastore frei. Die Darstellung sei grenzwertig. Doch auch für ein kurzes, banales TikTok-Video gelte die Kunstfreiheit, urteilte die Kammer.
Die inzwischen eingelegte Revision der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil wurde vom Oberlandesgericht bisher nicht zugelassen. Inzwischen sprach eine Zivilkammer des Landgerichts Berlin wegen beider Videos Semling und seiner Mitarbeiterin eine Entschädigung in fünfstelliger Höhe zu. Auch dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Warum Semling kein baden-württembergisches Zivilgericht mit der Sache betraute, sondern lieber in die Bundeshauptstadt zog, ist unbekannt.
Während das erste Video „Neulich im Polizeipräsidium Freiburg“ immer noch angeschaut werden kann, musste Pastore den Kurzfilm „Neues aus dem Zauberpräsidium Freiberg“ auf das Berliner Urteil hin vorläufig offline nehmen. Es habe eine einstweilige Verfügung gegeben, erklärte Pastore auf seiner Instagramseite. „Hat das LKA nichts Besseres zu tun?“, fragt er dort. Eigentlich seien die Spezialisten im LKA doch für die schweren Fälle da.
Warum ausgerechnet das LKA ermittelt, ist unklar. Es sei für ein Delikt wie üble Nachrede überhaupt nicht zuständig, sagte Pastores Strafverteidiger Christoph Nix. Für ihn habe das Ganze bereits den Charakter der Kungelei angenommen. Offenbar solle Pastore fertig gemacht werden. „Das trägt Züge von Vernichtung.“ Auf eine Anfrage dieser Redaktion hin äußert sich das LKA nicht zu seinen Motiven, sondern verweist an die zuständige Staatsanwaltschaft in Offenburg. Dort wird das Ermittlungsverfahren zumindest bestätigt. „Zur Erteilung weitergehender Auskünfte müssen jedoch noch Gehörsrechte gewahrt werden. Dies wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“