Seine Geschichte wird seit über 25 Jahren erzählt: Ein italienischer Promi-Wirt, dem ein hoher Mafia-Rang nachgesagt wird und der fast die politische Karriere von Günther Oettinger, dem heutigen EU-Kommissar, zerstört hätte.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Im baden-württembergischen Landeskriminalamt hat man die Meldung aus Italien interessiert vernommen: Der einstige Promi-Wirt in Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis, der 62-jährige Mario L., soll nach dem Willen der Antimafia-Staatsanwaltschaft im italienischen Catanzaro für 14 Jahre hinter Gitter. Er war bereits Anfang 2018 bei einer Großaktion der länderübergreifenden Operation Stige (italienisch für den Unterweltfluss Styx) mit 169 weiteren Festnahmen dingfest gemacht worden. Die Ermittler werfen ihm vor, ein wichtiger Statthalter der kalabrischen Mafia-Organisation ’Ndrangheta zu sein.

 

„Mal sehen, was daraus wird“, sagt LKA-Sprecher Andreas Krombacher. Die Ermittlungsbehörde mit Sitz in Bad Cannstatt pflegt wie auch die Staatsanwaltschaft enge Beziehungen mit den italienischen Behörden – schon vor Jahren wurde gemeinsam an der „Pista Stoccardese“, der Stuttgarter Achse, ermittelt.

Eine lange Geschichte

Die Mafia-Vorwürfe gegen den Wirt sind nicht neu. Schon einmal, 1995, war er bei der sogenannten „Operation Galassia“ unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft der ’Ndrangheta inhaftiert worden. Ihm wurde vorgeworfen, Geldwäsche für die Mafia betrieben zu haben. Ein Nachweis gelang nie, er wurde 1999 freigesprochen. Bekannt wurde Mario L. vor allem 1993, als in Verbindung mit den Mafiavorwürfen sein prominentester Stammgast bekannt wurde: der damalige CDU-Landesfraktionschef Günther Oettinger, später Ministerpräsident und EU-Kommissar. Diese Stuttgarter Ermittlungen führten tatsächlich zu einer Verurteilung – zu einer Bewährungsstrafe wegen Steuerhinterziehung.

Immerhin: Mario L., der zuletzt italienische Gaststätten in Winnenden und Waiblingen im Rems-Murr-Kreis führte, sitzt nach Erkenntnissen des LKA in Italien auch nach über einem Jahr noch immer hinter Gittern. Beim „Galassia“-Verfahren war der Haftbefehl nach acht Monaten aufgehoben worden. Nun sieht alles anders aus. Für einen ebenfalls beschuldigten Fellbacher Vereinswirt hat die Staatsanwaltschaft zwölf Jahre Haft gefordert.