Miteigentümer aus Bietigheim-Bissingen haben für ihre Gemeinschaft mit 24 Parteien zwei große Solaranlagen organisiert. Jetzt fehlt nur noch eine Sache, um damit endlich Geld zu verdienen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Bei der Party im Sommer wollen sie klotzen und nicht kleckern, Foodtrucks wollen sie einladen – und den Oberbürgermeister, sagt Herbert Rohrer. Ihr besonderes Solarprojekt gibt das her, findet er. Die Eigentümergemeinschaft aus Bietigheim-Bissingen, zu der Herbert Rohrer gehört, hat seit Kurzem eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der zwei Mehrparteienhäuser, die Leistung liegt bei insgesamt knapp 60 Kilowattpeak. Und es gibt Speicher.

 

Theoretisch könnten die Module ans Netz, alles ist parat – bis auf eine Sache. Seit mehr als zwei Monaten warten sie auf den Smart Meter, den die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen einbauen müssen. Eine intelligente Strommesseinheit. Die Anspannung steigt. „Wir könnten schon auf Sendung sein“, Herbert Rohrer.

24 Parteien in Bietigheim-Bissingen sagen Ja

Das Projekt sei auch sonst kein Selbstläufer gewesen, erklärt er. „Wenn es keiner in die Hand nimmt, dann passiert halt nichts.“ In ihrem Fall waren das er selbst, seine Geschäftspartnerin Rita Eisenmann sowie Udo Fürderer. Ein Jahr habe es gedauert, die Zahlen ehrenamtlich so zu sortieren, aufzubereiten und den Miteigentümern zu erklären, dass die Gemeinschaft beschlussfähig war. Am Ende hatten sie eine hundertprozentige Zustimmung.

So haben sie ihren Miteigentümern erklärt, warum sich der Invest lohnt. Foto: Simon Granville

In dem einen Haus an der Wilhelmstraße in Bietigheim-Bissingen wohnen 14 Parteien, im anderen zehn. Gebaut wurden sie 2005. Sie haben auf ihren begrünten Schmetterlingsdächern viel Platz – aber aus Sicht der Fachbetriebe offenbar auch viele Herausforderungen. Die allermeisten hätten abgelehnt, sagt Herbert Rohrer. Mit der Installation nun sind sie mehr als zufrieden. „Topqualität“, sagt Udo Fürderer.

Herbert Rohrer und Rita Eisenmann haben ein Büro in einem der obersten Stockwerk des einen Hauses. Nun, wenn die beiden dann in Rente gehen, wollen sie hier privat einziehen. Der Ausblick ist ja auch selten schön. Und aus ihrer Sicht noch schöner, seit sie auf dem Nachbarhaus die Module sehen, die hoffentlich bald für die Gemeinschaft arbeiten. Finanziell gesehen.

Das Geld sei letztlich das schlagende Argument gewesen, sagt Herbert Rohrer, der mit seiner Frau seit vielen Jahren im Projektmanagement tätig ist. Sie haben den Nachbarn dargelegt, dass sich die Investition rechnet und dass das Mieterstrommodell gerecht funktioniert. Und dass die Anlage – die rechtlich gesehen aus zwei getrennten Anlagen besteht – ab dem Tag, an dem sie ans Netz geht, Geld in die Kasse spült. Die Anlage decke rund 75 bis 80 Prozent der Allgemein- und Verbrauchskosten, sagt Rohrer.

90 Prozent für Solaranlage aus Rücklagen

Allzu schwer ist den Miteigentümern die Entscheidung sicherlich auch deshalb nicht gefallen, weil sich die Sonderumlage in Grenzen hielt. Sie lag im Schnitt bei gut 2000 Euro je Eigentümer. 90 Prozent des Gesamtinvests von 115 000 Euro sei aus den Rücklagen. Geld ist das eine. Das andere: „Man muss die Leute mitnehmen“, sagt Udo Fürderer. Das sei dem Ehepaar vorbildlich gelungen.

Und so wie es aussieht, werden sie auch in den nächsten Jahren noch gut zu tun haben in ihren Mehrfamilienhäusern an der Wilhelmstraße. Noch heizen sie mit Gas. „Das ist die nächste Baustelle, die wir haben“, sagt Herbert Rohrer. „Die Gasheizung geht so langsam in die Knie“, sagt Rita Eisenmann. Ziel sei es, bis in drei Jahren eine Wärmepumpe eingebaut zu haben.