Am Freitag startet das Cannstatter Volksfest, und dann werden auch Dirndl und Lederhose aus dem Schrank geholt. Sieben Fehler, die viele machen – und wie man sie vermeiden kann.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Mehr als vier Millionen Besucherinnen und Besucher werden erwartet, wenn vom 27. September bis zum 13. Oktober das 177. Cannstatter Volksfest steigt. Viele von ihnen werden in Dirndl und Lederhose über den Wasen schlendern, denn ob man’s mag oder nicht: Trachtenmode gehört am Neckar inzwischen genauso zum Fest wie an der Isar. Aber der perfekte Wasen-Look ist kein Selbstläufer: Hier sind die sieben häufigsten Fehler – und Tipps von erfahrenen Trachten-Expertinnen, wie man (oder frau) sie vermeiden kann.

 

1. Mini-Dirndl tragen – kurz ist out

Kurze Dirndl liegen nicht mehr im Trend. Foto: imago/Max Kovalenko/Lichtgut

Das kurze Dirndl ist nicht tot zu kriegen – dabei ist die Mini-Version eigentlich schon seit Jahren out. Eine, die sich mit Dirndln auskennt, ist die Designerin Kinga Mathe. Und sie ist rigoros: „Die Zeiten, in denen Röcke knapp geschnitten wurden, sind lange vorbei.“ Die Personal Shopperin und Trachtenmode-Expertin Sonja Grau stimmt zu: „Die perfekte Dirndllänge ist knieumspielend.“ Was bedeutet das jetzt übersetzt in Kleidergrößen? „Je nachdem, wie groß die Trägerin ist, muss es dafür eine 70er- oder eine 80er-Länge sein“, sagt Grau.

2. Bei der Tracht sparen – besser Vintage kaufen

Dirndl vom Büdchen? Die Expertinnen raten ab. Foto: imago/Rudel

500 Euro aufwärts für ein Dirndl – viele schrecken vor dieser Investition zurück. „Ich empfehle nicht, Dirndl vom Discounter oder an einer Trachtenbude zu kaufen“, sagt die Personal Shopperin Sonja Grau. Was aus ihrer Sicht das Problem an billigeren Trachten ist? „Oftmals lässt die Qualität und der Schnitt zu wünschen übrig“, findet die Expertin. „Die Trägerin wird spätestens dann unglücklich in ihrem Dirndl sein, wenn sie andere Frauen in qualitativ hochwertigeren Dirndln sieht.“ Die Designerin Kinga Mathe, die selbst vor ein paar Jahren eine Luxustracht für 20 000 Euro entworfen hat, rät dazu, statt Polyester-Dirndl lieber Vintage zu kaufen, wenn das Budget klein ist. „Mein Tipp: Ein zeitloses Secondhand-Dirndl.“ Entweder man wird bei Vintagemode-Portalen im Internet fündig oder ganz klassisch im Secondhand-Laden um die Ecke. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Lederhose.

3. Dirndl oder Lederhose auf die letzte Minute kaufen

Für den Dirndlkauf sollte sich die Kundin Zeit nehmen. Foto: imago

Nachmittags noch kurz ein Outfit shoppen und abends damit auf den Cannstatter Wasen? Das kann eigentlich nur schief gehen. Vor allem, wer nach einem günstigen Secondhand-Schnäppchen sucht, braucht Geduld und Zeit. Auch ein neues Dirndl oder eine neue Krachlederne kaufen sich nicht einfach mal in einer Viertelstunde. Meistens, sagen die Verkäuferinnen des Krüger-Dirndl-Lagerverkaufs in Pleidelsheim aus Erfahrung, kommen die Kunden „auf den letzten Drücker.“ Voll ist es dann auch noch in den Trachtenläden. Also lieber rechtzeitig ums Outfit kümmern.

4. Dirndl zu weit kaufen – oder zu eng

Wer ein Dirndl kauft, muss bedenken, dass noch was zu Essen und Trinken reinpassen sollte. Foto: AFP/Kirill Kudryayvtsef

Bei Dirndln gibt’s kein Oversize. „Ein Dirndloberteil sollte eng anliegen, perfekt am Körper sitzen und bloß keine Falten werfen“, erklärt Sonja Grau den perfekten Sitz. Zu eng ist aber auch nichts: Klar, im Trachtenladen vor dem Spiegel lässt sich der Bauch für ein paar Minuten einziehen. Aber die Personal Shopperin warnt ihre Kundinnen stets: So ein Abend im Bierzelt ist lang. „Die Trägerin sollte beim Kauf bedenken, dass sie nicht den ganzen Abend den Atem anhalten kann – im Gegenteil, etwas Luft muss sein. Sie muss sich gut im Dirndl bewegen können, und etwas zu essen und trinken muss auch noch reinpassen.“

5. In High Heels auf die Bierbank

Sneaker zum Dirndl sind erlaubt, genauso wie Ballerinas. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wie hältst du’s mit dem Schuh zur Tracht? Das ist so was wie die Gretchenfrage der Trachtenmode. Für manche sind Sneaker zum Dirndl ein Sakrileg, Kinga Mathe und Sonja Grau finden, es komme auf den Turnschuh an. „Sneaker mit hohen, dicken oder breiten Sohlen passen in der Regel nicht zum Dirndl“, meint Sonja Grau, grazilere Canvas-Sneaker aber sehr wohl. Die Dirndl-Designerin Kinga Mathe empfiehlt „einen eleganten Stiefel oder einen schicken Pumps.“ Von extrem hohen High Heels rät sie ab, denn damit hält die Trägerin auf dem Wasen (und, später am Abend, auf der Bierbank) nicht lange durch. „Eine bequeme Alternative sind Ballerinas. Die liegen derzeit sowieso wieder im Trend und lassen sich hervorragend mit einem Dirndl kombinieren.“

Diese Schuhe gehen gut zum Dirndl:

  • Stiefeletten
  • Pumps mit moderatem Absatz
  • grazilere Sneaker
  • Ballerinas

Und die Herren? Zur Lederhose ist der traditionelle Haferlschuh am schönsten, Sneaker sind aber auch bei den Männern längst kein No-go mehr.

6. Bei der Schleife schludern

So schauen schön gebundene Dirndl-Schleifen aus. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Das Dirndl hängt endlich zu Hause auf dem Bügel, es geht ans Anziehen – jetzt ist Präzision gefragt. Vor allem bei der Schürze. „Die Trägerin sollte darauf achten, dass die Bänder glatt um die Taille gelegt sind und keine Falten werfen.“ Sonja Grau findet nichts schlimmer als „hängende, lieblos gebundene Schleifen“. Also: Wenn die Schleife gebunden ist, das Zurechtzupfen nicht vergessen, so dass die „Ohren“ aufrecht stehen. Einen Extratipp hat die Dirndl-Expertin noch: „Die schönsten Schleifen bekommt man bei Seidenschürzen hin.“

7. Kurzarmhemden zur Lederhose – lieber krempeln

Bitte kein Kurzarm – zur Lederhose gehören lange Ärmel. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wenn’s einer wissen muss, dann er: Axel Munz ist der Geschäftsführer der Trachten-Kette Angermaier. Die schlimmste Modesünde, die aus seiner Sicht Herren bei der Tracht begehen können? „Kurzarmhemden zur Lederhose.“ Wem’s im Bierzelt zu warm wird, der krempelt lieber die Ärmel hoch.

Zwei Dirndl-Expertinnen

Zur Person
13 Jahre lang hatte Kinga Mathe, die ursprünglich aus Ungarn stammt und als Jugendliche nach Deutschland kam, ihr Unternehmen in Stuttgart, während der Coronapandemie zog sie nach München. Prominente Oktoberfestbesucherinnen wie Sylvie Meis, Sandy Meyer-Wölden oder Lilly Becker tragen die Entwürfe der Dirndl-Designerin. Sonja Grau arbeitet in Senden in Bayern als „Personal Shopperin“. Das Interesse an Mode, sagt sie, sei ihr „quasi in die Wiege gelegt worden“. Grau stammt aus einer Familie, die mit Mode zu tun hatte und war schon als Kind auf vielen Modemessen.