Wo sich die Menschen in Ditzingen einst Hilfe bei gesundheitlichen Problemen holten, wird heute in anderer Form zum gesundheitlichen und seelischen Wohlsein beigetragen – mit Erfolg.
Als es große Unruhe in der Innenstadt gab, weil eine Gruppe von Jugendlichen Straftaten rund um den Bahnhof und den zentralen Supermarkt in der Ditzinger Kernstadt verübte, war die Alte Apotheke dem Vernehmen nach ein Ort, der Sicherheit vermittelte. Dort, in den ehemaligen Räumen der Schillerapotheke, machen Ehrenamtliche seit 2022 ein regelmäßiges Angebot. Ein Bestandteil davon ist der Mittagstisch. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, diesen mit einem Zuschuss in Höhe von 2,50 Euro pro Mittagessen zu unterstützen.
Gleichwohl ist der Zuschuss begrenzt. Die Ehrenamtlichen werden maximal 3000 Euro pro Jahr erhalten. Die Förderung geht auf einen Antrag der Initiative selbst zurück.
Die Idee zu einem Begegnungsort für alle Bürger, zu einem Wohnzimmer für Ditzingen, wie es auch genannt wurde, entstand im Jahr 2020 aus den Reihen der Süddeutschen Gemeinschaft, einer Gemeinschaft evangelischer Prägung. Mit dem Umzug der Schillerapotheke in die Marktstraße wurden die Räume im Erdgeschoss des Gebäudes in der Gartenstraße frei. Die Alte Apotheke eröffnete im Oktober 2022.
Inzwischen umfasst das Team der Alten Apotheke eine Gruppe von gut 40 regelmäßig aktiven Ehrenamtlichen, die an dem Begegnungsort Angebote machen. Ziel der Angebote sei es, Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen unabhängig von Herkunft, Religion und Alter zusammenzubringen. Begegnung und Austausch zu ermöglichen. „Mit allen Angeboten soll und wird die Gemeinschaft in der Stadt gefördert und gestärkt“, argumentierte die Stadtverwaltung und plädierte damit für einen entsprechenden Zuschuss. Alle Angebote laufen auf Spendenbasis, wie viel man bezahlt, liegt im eigenen Ermessen.
Neben dem monatlichen Mittagstisch – der nach dem Willen der Organisatoren künftig zweimal im Monat angeboten werden soll – gibt es auch einen Cafébetrieb an zwei Nachmittagen pro Woche sowie einmal abends einen Barbetrieb. Der Zuschuss wurde aber ausschließlich für den Mittagstisch beantragt. Dieser nehme unter den Angeboten eine besondere Stellung ein, meint die Verwaltung. Neben der Begegnungsmöglichkeit habe er eine stark integrative Komponente: „Er ermöglicht es Menschen, die sich einen Restaurantbesuch sonst kaum leisten könnten, auch einmal außer Haus zu essen.“
Beim Mittagstisch treffen sich Ältere mit kleiner Rente sowie Schülerinnen und Schüler, Berufstätige und Bedürftige. Derzeit werden rund 50 Essen am Tag ausgegeben. Eben weil alle die Möglichkeit haben sollen, dort zu essen, trage sich das Angebot nicht.
Initiative wurde bereits mit einem Preis gewürdigt
Vor rund einem Jahr wurde die Alte Apotheke mit dem Paul-Lechler-Preis gewürdigt. Die Lechler-Stiftung, die seit dem Jahr 2008 innovative soziale Projekte in Baden-Württemberg ehrt, zeichnete 2023 Projekte und Ideen aus, „die das Für- und Miteinander zum Inhalt haben und neue Formen von Nachbarschaft entstehen lassen“. Die insgesamt sechs Preisträger aus rund 80 Bewerbungen erhielten die mit insgesamt 18 000 Euro dotierte Auszeichnung.
Der Mehrwert für die Stadtgemeinschaft durch das Angebot sei enorm, argumentierte die Verwaltung. Jeder einzelne Besucher erfahre Wertschätzung, der Austausch sei eine Bereicherung für alle, der zu mehr Verständnis füreinander und zu mehr Miteinander führe.
Mittagstische auch in anderen Teilorten
In den Teilorten gibt es bereits Mittagstische über die Nachbarschaftshilfe, die von der städtischen Seniorenarbeit organisiert und bezuschusst werden. Das Mittagstischangebot der Alten Apotheke in der Kernstadt, welches ebenfalls überwiegend von Senioren angenommen werde, ergänze dieses Angebot. Die Förderung für die Alte Apotheke entspreche der von bestehenden Angeboten in den anderen Teilorten.
Die nächsten Termine für den Mittagstisch: 20. und 27. November sowie 4.,11. und 18. Dezember. Es gibt auch ein vegetarische Option. Mehr Informationen unter: www.alte-apotheke-ditzingen.de