Einst belächelt, heute gefragt wie nie: Immer mehr junge Erwachsene setzen auf das Rad mit Antrieb. Warum das so ist, erklärt der Stuttgarter E-Bike-Händler Dave Schahl.
Lange galten sie als Fortbewegungsmittel für Senioren, doch das Image des E-Bikes hat sich stark gewandelt. „Früher wirkten die Räder wie selbstgebastelt. Der Akku hinten drauf, Vorderradantrieb – technisch nicht besonders ausgereift“, erinnert sich Dave Schahl, Inhaber eines kleinen, spezialisierten E-Bike-Ladens in Stuttgart-Mitte. Heute seien E-Bikes stylish, leicht und beliebt – besonders bei jungen Menschen unter 30. Ein Trend, den Schahl täglich erlebt.
E-Bikes im Wandel
Dave Schahl hat schon seit vielen Jahren eine Faszination für Motoren. E-Bikes entdeckte er durch Zufall: „Vor zwölf Jahren war ich privat auf einer Messe unterwegs. Dort habe ich E-Bikes zum ersten Mal gesehen.“ Die Idee, selbst Räder mit Antrieb zu verkaufen, ließ ihn danach nicht mehr los. Seitdem führt der Stuttgarter erfolgreich sein eigenes E-Bike-Geschäft in der Nähe der U-Bahn-Haltestelle Neckartor.
In den letzten zwölf Jahren hat sich viel getan. „Früher hatten E-Bikes kein gutes Image und wurden als Senioren-Fahrzeug belächelt“, erzählt der 66-Jährige. Doch dieses Bild habe sich mittlerweile um 180 Grad gedreht: „Junge Leute finden es heutzutage schick, ein E-Bike zu fahren.“ Die Räder seien zum urbanen Lifestyle-Produkt und Statussymbol geworden.
Besonders junge Stuttgarter setzen auf E-Bikes
Laut Schahl machen jüngere Kunden inzwischen rund 60 bis 70 Prozent seines Geschäfts aus: „Ich habe zum Großteil Kunden, die unter 30 Jahre alt sind – und es werden immer mehr.“ Für den Händler hat dieser Trend mehrere Ursachen: „Gerade in Großstädten wie Stuttgart sind E-Bikes oft die bessere Alternative zum Auto.“
Auch das Thema Nachhaltigkeit spiele für viele eine zunehmend wichtige Rolle. Ein entscheidender Treiber für den E-Bike Trend sei auch das Leasing über Dienstrad-Modelle. Dabei suchen sich Angestellte selbst ein Rad aus, das über den Arbeitgeber geleast wird. Die monatlichen Raten werden meistens direkt vom Bruttogehalt abgezogen. Für viele ein attraktives Angebot:„Für um die 100 Euro im Monat kann man schon sehr schicke Fahrräder bekommen. Das ist attraktiv, gerade für Berufseinsteiger.“
Leicht, schnell und digital: Die neuen Trends bei E-Bikes
Die Räder von Dave Schahl erreichen Geschwindigkeiten von 25 km/h und wiegen nur um die 15 Kilogramm. Je nach Modell und Ausführung kosten sie zwischen 2000 und 5000 Euro. Gefragt seien vor allem leichte, urbane Räder mit integrierten Bordcomputern, so der Händler.
„Die breiten, klobigen Rahmen sprechen viele Jüngere nicht an“, erklärt Dave Schahl. Statt Trekking-Bikes und klassischen Pedelecs verkauft er lieber Cruiser und Exoten. Die Räder kommen aus Deutschland, Österreich, Belgien, Spanien und China – „alles, was anders ist“.
E-Bikes ausprobieren – im Laden oder auf dem Kessel Festival
Seine E-Bikes verkauft Dave Schahl nicht nur in seinem Laden: Am 4. und 5. Juli ist der Fahrradhändler auch auf dem Kessel Festival zu finden: „Es wird einen großen Testparcour geben, auf dem die Besucher die neuesten E-Bikes ausprobieren können“, so Schahl.
Der Händler ist überzeugt: „Die Zeiten, in denen E-Bikes als Fahrräder für Faule belächelt wurden, sind vorbei.“ Sie würden heute vielmehr als Sinnbild für nachhaltige Fortbewegung gelten – besonders in Städten, in denen sie immer öfter das Auto ersetzen.