Die Stuttgarter Dirndl-Designerin Kinga Mathe ist nach München umgezogen. Und nicht nur das – ihr Leben hat dieses Jahr die Überholspur genommen.

Stuttgart - Während vielen Menschen das Leben im monatelangen Corona-Lockdown wie erstarrt vorgekommen ist, hat sich die Welt von Kinga Mathe quasi einmal um sich selbst gedreht. Die Dirndl-Designerin aus Stuttgart hat sich privat wie beruflich neu orientiert. „Die Krise war eine Möglichkeit, mich weiter zu entwickeln“, sagt die 41-Jährige, die im Alter von 13 Jahren aus Ungarn nach Deutschland kam.

 

Und das mit atemberaubenden Tempo, zumindest was das Privatleben betrifft. Im Mai ist Kinga Mathe nach Grünwald im Landkreis München umgezogen. Im Juni kam ihr Sohn Maxim zur Welt, „ein echtes Münchner Kindl“, sagt die Mama. Zur Geburt gab’s vom Papa die erste Lederhose. Im Juli haben die Eltern standesamtlich geheiratet. Im August folgte dann die kirchliche Trauung auf Mallorca, mit knapp hundert Gästen. Das Ja-Wort gaben sich die beiden im Palmengarten eines Luxushotels, gefeiert wurde auf einer Finca. „Wir haben so gezittert, ob wegen Corona auch alle Gäste dabei sein können. Alles hat geklappt, es war eine richtige Traumhochzeit“, erzählt die frisch Verheiratete am Telefon.

Größter Kunde aus Österreich

Kennen gelernt haben sich Kinga Mathe und Jakob Königslehner bereits vor sechs Jahren. „Er war mein größter Kunde aus Österreich“, sagt sie. Gefunkt habe es zwei Jahre später am Rand der Salzburger Modemesse. Der 35-Jährige verkauft in drei Weinbauer-Ladengeschäften in Linz, Wels und Salzburg Trachtenmode und stellt unter der Marke „Ostarrichi“ Hosen aus gegerbtem Hirschleder her. Deshalb haben die beiden nach vier Jahren Fernbeziehung nun München als gemeinsamen Lebensmittelpunkt gewählt. Kinga Mathes 15-jähriger Sohn ist mit umgezogen, die bald 21 Jahre alte Tochter ist in Stuttgart geblieben, wo sie gerade ihren Bachelor macht.

Auch die Firma, die wie ihre Gründerin heißt, hat nach mehr als 13 Jahren in Stuttgart jetzt ihren Hauptsitz in Grünwald. In Zeiten von Corona offenbar ein Glücksfall. Die Geschäftsfrau und junge Mutter hat alle Hände voll zu tun. Sie berichtet von zahlreichen hochwertigen Events in München: „Hier ist richtig viel los, man hat schon fast wieder das Gefühl von Normalität.“ Zudem findet zwar das Oktoberfest nicht statt, dafür zum zweiten Mal die Wirtshauswiesn. Und dafür will Frau ja auch eingekleidet sein. Und dann sind da noch die Kundinnen aus dem nahen Österreich, die Tracht sowieso das ganze Jahr über kaufen. Diese Entwicklung war so allerdings nicht abzusehen.

Uniformen für Hotelmitarbeiter

2020 hatte die Designerin Glück. Die Vororder für die Herbst-/Wintersaison war im Januar und Februar, also bevor Corona in Deutschland ein großes Thema war. „Mein Jahr war gerettet“, meint Kinga Mathe im Rückblick. Die Vororder im Sommer 2020 war dann ein Drittel weniger. Einen Teil des Rückgangs konnte sie mit dem Online-Shop auffangen, wo die Kundinnen auch während des Lockdowns mehr bestellten als erwartet. Außerdem entwickelte sie zwei neue Geschäftsfelder, zum einen trachtig angehauchte Mode, zum anderen hochwertige Uniformen für Hotelmitarbeiter.

Vor allem dieser Bereich läuft laut Kinga Mathe deutlich besser als sie sich vorgestellt hatte. Als ihre Kunden nennt sie etliche prominente Häuser wie etwa die Egener Höfe am Tegernsee oder das Alpenresort Schwarz. Die Akquise übernimmt die Chefin oft selbst. Der drei Monate alte Sohn komme überall hin mit, erzählt sie. Nach der Geburt hat sie quasi sofort wieder gearbeitet. Sie glaubt, dass sie als ältere Mutter viel gelassener ist als bei ihren ersten beiden Kindern. „Ich genieße die Zeit mit meinem Baby, und Maxim ist ein ganz entspanntes Kind.“