Der Schlossplatz sieht nach der großen Silvesterparty am nächsten Morgen schon wieder ganz ordentlich aus. Doch anderswo zeigt sich ein anderes Bild. Ein Müll-Brennpunkt ist der Stuttgarter Marienplatz, dort muss sogar Verstärkung angefordert werden.

Die eisigkalte Silvesternacht hat nicht nur für viel buntes Lichterspektakel mit Feuerwerk am Himmel gesorgt, sondern auch für tonnenweise Müll am Boden, wie sich am Beginn des Neujahrstages zeigte: In der Innenstadt hatten Stunden zuvor am Schlossplatz noch mehr als 15000 Menschen gefeiert. Um kurz nach halb acht Uhr liegen bei minus vier Grad noch die Reste des Feierns herum: leere Becher, Papier und Zigarettenschachteln und Flaschen, die ein 46-jähriger AWS-Mitarbeiter außerhalb des offiziellen Partygeländes sorgfältig Stück für Stück einsammelte.

 

Der Mann, der seinen Namen nicht nennen will, ist seit sechs Uhr im Dienst. In den ersten eineinhalb Stunden seines Arbeitstags hat er schon einiges weggeschafft. „Doch dank der Polizei ist es nicht mehr Müll als im vergangenen Jahr“, erklärt er. „Die Polizei hat es sehr gut drauf“, lobt der Mitarbeiter. Die Einsatzkräfte hatten die Menschen, die in die Innenstadt zum Feiern strömten, nicht nur auf Waffen und gefährliche Gegenstände kontrolliert, sondern auch auf verbotene Feuerwerkskörper. Das Böllerverbot in der Innenstadt habe dazu beigetragen, dass hier in dem Bereich nicht so viel Abfall anfalle. „Ich war schon letztes Jahr positiv überrascht, dass es nicht so viel Müll ist“, so der Steinhaldenfelder, der seit eineinhalb Jahren bei der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) tätig ist. „Mir macht die Arbeit Spaß“, sagt er, während unablässig der Blick nach dem Unrat schweifen lässt, den er mit Besen und Schaufel in die schwarze Mülltonne befördert.

Während vor dem Landtag noch fünf Polizeiautos vom nächtlichen Einsatz stehen, ist es am Eckensee sonst aber still und menschenleer. Ein paar hundert Meter weiter, am Schwabenzentrum sind kurz nach halb acht Uhr auch schon zwei Mitarbeiter der Stadtreinigung im Einsatz, um dort den Restmüll in 240-Liter-Tonnen zu packen. Sie leeren in einem Zug auch die vollen, fest installierten Mülleimer. Gleich nebenan stehen noch die letzten Partygäste vor einer Shisha-Bar bei ihrem Party-Kehraus. Und um die Ecke neben dem Hegel-Haus haben sich auch noch etwa ein Dutzend Feiernde an diesem frühen Neujahrsmorgen versammelt und ordern der Reihe nach Taxis. Flaschensammler sind ebenfalls unterwegs. Kehrmaschinen fahren bereits fleißig in der Innenstadt ihre Runden.

Unglaubliche Müllmengen am Marienplatz

Ganz anders das Bild am Marienplatz. Der ganze Platz gleicht einem ausgeschütteten Mülleimer. Zwei Mitarbeiter schwingen ihre Besen. Doch sie scheinen der unglaublichen Müllmenge an Dreck nur stückweise Herr zu werden, die hier beim Feuerwerk und Feiern produziert wurde. „Ich bin seit 6 Uhr hier und wir haben zuerst mal sieben oder acht 240-Liter-Tonnen mit Flaschen abgeräumt, die hier herumgelegen sind“, sagt einer der Männer. Die Müllmenge ist auf dem Marienplatz so groß, dass die zwei Mitarbeiter es alleine nicht schaffen. Um kurz nach 8 Uhr kommt Verstärkung, die sie angefordert haben, noch ein orangefarbenes Müllauto hält und zwei Helfer steigen aus. Auf dem Platz liegen noch immer jede Menge Raketenabfälle, Dreck und Papier, teilweise schon auf Haufen gekehrt. Um kurz vor 10 Uhr war alles sauber. Dabei ist das nicht der einzige Ort, an dem Dutzende von AWS-Mitarbeiter im Einsatz sind bei minus fünf Grad – noch bevor über Stuttgart der Neujahrstag richtig begonnen hat.

Vom Schlossplatz wird erst am 2. Januar der Müll weggefahren

Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart konnte am 1. Januar noch keine konkreten Angaben zur angefallenen Müllmenge in ihrem Bereich am Schlossplatz machen. Der Grund: Für die Entsorgung des Mülls hat sie ein privates Unternehmen beauftragt. Geleert werden die Mülleimer erst am 2. Januar mit einem Presswagen, wie Stefanie Hirrle, Sprecherin von in.Stuttgart im Vorfeld erklärt. „Wir kennen genaue Zahlen erst, wenn der Presswagen abgerechnet ist.“ Da es an Feiertagen ein Lkw-Fahrverbot gibt, sehe die Veranstaltungsgesellschaft keine Möglichkeit und auch keine Notwendigkeit einer früheren Abholung.

30 Mal 240-Liter-Mülleimer auf dem Veranstaltungsgelände

Grundsätzlich sei es so, dass die Veranstalter insgesamt 30 einzelne 240-Liter-Mülleimer auf dem Gelände verteilen, zudem noch einige 1,1 Kubikmeter-Tonnen an den Eingängen. „Bei der Veranstaltung ist es unser Ziel, Müll zu vermeiden. Wir setzen unter anderem auf Pfand-Becher. Generell hatten wir bei der Silvesterfeier auf dem Schlossplatz nie eine Müllproblematik“, so Hirrle. Das Gelände werde bereits durch einen privaten Reinigungsdienst in der Nacht gereinigt, sodass der Schlossplatz an Neujahr direkt blitzeblank sei und der Müll in Tonnen verstaut, so die Sprecherin. Den Bereich außerhalb des Veranstaltungsgeländes wird von der Stadtreinigung sauber gemacht. Und da zeigt sich vor Ort ein gemischtes Bild in der Innenstadt an diesem Neujahrsmorgen. Über die Gesamtmenge an Müll, der in der Silvesternacht angefallen ist, war von der AWS zunächst keine Auskunft zu bekommen.