Die Schwäbische Waldbahn, einst romantisches Aushängeschild der Region, ist nach der Flutkatastrophe außer Betrieb. Jetzt sichert eine Förderzusage über 1,8 Millionen Euro vom Land den Weg zur Wiederbelebung.
Es soll wieder schnaufen, dampfen und pfeifen zwischen Rudersberg und Welzheim. Die Schwäbische Waldbahn, traditionsreiche Ausflugsstrecke mitten durch das Herz des Schwäbischen Waldes, ist nach der Flutkatastrophe vom Juni 2024 schwer beschädigt – doch nun naht Rettung auf Gleisen. Wie das baden-württembergische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus mitteilt, erhält das Projekt zur Wiederherstellung der Waldbahntrasse einen Zuschuss in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm 2025. Eine zentrale Weiche ist damit gestellt: Der Betrieb könnte 2026 wieder anlaufen.
Der Jubel im Welzheimer Rathaus ist entsprechend groß. Der Bürgermeister Thomas Bernlöhr spricht von einer „zentralen Voraussetzung“ für die Reparatur der Schäden: „Die Förderzusage bringt uns einen entscheidenden Schritt weiter.“ Er bedankt sich ausdrücklich bei den Unterstützern in Ministerium, Regierungspräsidium und Landratsamt.
Flutkatastrophe trifft Waldbahn: Schäden in Millionenhöhe
Die Flutkatastrophe im Wieslauftal hatte nicht nur Keller geflutet und Straßen zerrissen. Sie legte auch den Schienenverkehr lahm. Während bei der Wieslauftalbahn Versicherungen für die Schäden aufkommen, steht die Waldbahn – einst mit viel ehrenamtlichem Engagement betrieben – ohne Absicherung da. Der Schaden: mindestens drei Millionen Euro.
Erdrutsche, unterspülte Gleise, zerstörter Oberbau – die Liste der Schäden ist lang. „Es war ein Schlag ins Herz der Region“, sagt Mareike Schmidt, Marketingverantwortliche der Schwäbischen Waldbahn. „Aber wir haben nie aufgegeben.“ Noch sind Genehmigungsverfahren, Umweltprüfungen und Planungen im Gange, aber der Fahrplan ist ambitioniert: 2026 sollen wieder Züge rollen.
Denkmal auf Schienen – mehr als Nostalgie
Die Schwäbische Waldbahn ist keine gewöhnliche Regionalbahn. Sie ist ein touristisches Juwel, technisches Denkmal und Identifikationspunkt zugleich. Auf der 22 Kilometer langen Strecke von Schorndorf über Rudersberg, Breitenfürst und Laufenmühle nach Welzheim arbeitet sich der Zug durch Wälder, über Viadukte, vorbei an malerischen Tälern und Wanderwegen. Dampfloks ziehen Museumswagen, Schulklassen winken, Hobbyfotografen lauern auf die Durchfahrt. Hier wird Eisenbahn zum Erlebnis.
Schon vor der Flut zählte die Bahn rund 40 000 Fahrgäste pro Jahr – Tendenz steigend. Gerade in Zeiten des Klimawandels und steigender Nachfrage nach sanftem Tourismus gewinnt das Projekt an Bedeutung. Der Zuschuss aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm – insgesamt 16 Millionen Euro für 36 Projekte im Land – ist damit auch eine Investition in die Zukunft der Region.
Tourismus als Motor für ländliche Räume
Staatssekretär Patrick Rapp betont denn auch die Bedeutung der Förderung: „Der Tourismus ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor für Baden-Württemberg. Investitionen in hochwertige Infrastruktur schaffen Lebensqualität – für Gäste und Einheimische.“ Dass eine Strecke wie die Schwäbische Waldbahn davon profitiert, sei ein Signal: Auch kleinere Orte und Projekte dürfen auf Unterstützung zählen, wenn Engagement und Konzept stimmen.
Die Wiederinbetriebnahme ist indes noch kein Selbstläufer. Weil der beantragte Zuschuss über der 500 000-Euro-Grenze liegt, muss noch der Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus im Landtag zustimmen. Doch die Zeichen stehen gut.
Ein Stück Heimat kehrt zurück
Auf der weltgrößten Tourismusmesse CMT präsentierte sich die Waldbahn jüngst mit neuer Energie. Die Botschaft: Wir kommen zurück. Und zwar besser denn je. „Die Bahn ist ein Wirtschaftsfaktor, ein emotionaler Anker und eine Visitenkarte für Welzheim und die Region“, so Schmidt.
In Zeiten, in denen Regionalität, Nachhaltigkeit und entschleunigter Tourismus boomen, ist die Waldbahn mehr als eine nostalgische Spielerei. Sie ist ein Symbol für Widerstandskraft, Gemeinschaftssinn – und für die Kraft, aus einer Naturkatastrophe einen neuen Aufbruch zu schmieden.
Fördermittel für den Kreis
Starkregenfolgen
Außer der Schwäbischen Waldbahn profitiert noch ein weiteres Projekt aus dem Rems-Murr-Kreis von dem Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes. Auch hier können Spuren des Starkregenereignisses beseitigt werden. Zur Instandsetzung von zertifizierten Wanderwegen spendiert das Land knapp 155 000 Euro. Das geschätzte Investitionsvolumen liegt bei 238 000 Euro.