Abends war er ein Genießer mit Wein und Zigarre, tagsüber eher Asket – und sehr diszipliniert: Wolfgang Rihm ist gestorben. Er war der bedeutendste deutsche Komponist der Jahrtausendwende und schrieb eine Musik voller Pracht und Subjektivität.
Jahrzehntelang ist er immer da gewesen: da, wo man Musik spielt, damit sie genossen werde, da, wo man Klänge ausbreitet, um klug darüber zu reden, und auch da, wo Komponiertes schlicht einen repräsentativen Rahmen schaffen sollte. Dann erschien Wolfgang Rihm, eine barocke Gestalt mit einem Schädel, der sehr groß war, weil so viel in ihm, dem ungemein Belesenen und Wissenden, wohnte; Rihm grüßte nach rechts und nach links, weil er so viele Menschen kannte und sich auch gerne zeigte, verbeugte sich freundlich und ging nach der Veranstaltung mit Vorliebe zu einem guten Italiener.