Von Ende 2027 an sollen zumindest auf den Innenstadtlinien im Stuttgarter Busnetz nur noch emissionsfreie Fahrzeuge unterwegs sein. Für die SSB ist das die größte Umstellung abseits des Stadtbahnbetriebs.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Elektromobilität ist für die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) Tagesgeschäft – wenn man nur die Stadtbahnlinien betrachtet. Bis Ende 2027 soll aber auch der zentrale Teil des Busnetzes vor allem mit Elektrofahrzeugen bewältigt werden. Dafür befindet sich das Nahverkehrsunternehmen in einem Prozess, den SSB-Chef Thomas Moser „die größte Transformation des Busbetriebs seit dessen Aufnahme 1926“ nennt.

 

Vor allem an der Ladeinfrastruktur wird gearbeitet

Der Herr der SSB-Busse: Markus Wiedemann Foto: Lichtgut/Julian /Rettig

Auf dem Betriebsgelände der SSB-Zentrale in Möhringen wachsen Wände in die Höhe. Nicht weil das Verkehrsunternehmen sich gegen neugierige Blicke abschotten möchte, sondern weil es der Brandschutz so vorgibt. Links und rechts der Mauern werden künftige Elektrobusse geladen. Dazu kommen die Fahrzeuge aber nicht wie beim privaten E-Auto an den Stecker. Von oben senkt sich stattdessen ein Stromabnehmer auf die Ladeeinrichtung herab, die sich auf dem Busdach befindet. Am zweiten großen Busstandort, dem Betriebshof in Gaisburg, läuft nach dem verheerenden Großbrand im Jahr 2021 der Wiederaufbau, der auch auf den künftigen Elektrobetrieb ausgerichtet ist.

Busse müssen zwischendurch ans Netz

80 Busse sind täglich auf den Linien 40, 41, 42, 43 und 44 unterwegs, die die Bezirke Nord, West, Ost und Süd mit der Mitte verbinden. Jeder davon legt täglich bis zu 300 Kilometer zurück. Bei den E-Bussen kalkulieren die SSB mit einer Reichweite von rund 180 Kilometer. Da im laufenden Betrieb der Austausch der Busse, die wieder ans Stromnetz müssen, zu aufwendig wäre, suchen die SSB im Umfeld der Linien 40, 43 und 44 nach Zwischenlademöglichkeiten.

Die Wartung und Instandhaltung der neuen Busse soll wie auch bei den dieselgetriebenen Fahrzeugen in den SSB-eigenen Werkstätten stattfinden. Die Mitarbeiter fit zu machen für die neuen Busse geht nicht von heute auf morgen. „Der Schulungsaufwand hat sich in etwa verdreifacht“, sagt Markus Wiedemann.

SSB setzen auf kompletten Umstieg

Gestiegen sind auch die Kosten für die neue Flotte. Ein Elektrobus koste in etwa das Doppelte von dem, was für ein vergleichbares, dieselgetriebenes Fahrzeug fällig wird. Die Umrüstung können die SSB nicht alleine stemmen. Moser ist froh über die Förderung, die es von der Stadt und dem Land gibt – umso mehr, als sich der Bund aus der Unterstützung verabschiedet habe.

Dem SSB-Chef ist wichtig, dass man den Wandel konsequent umsetzt. Es gebe Verkehrsunternehmen, die zwar Busse mit Elektroantrieb einsetzen, bei denen aber die Fahrzeugheizung noch von einem Dieselaggregat versorgt wird. „Das wird es in Stuttgart nicht geben“, sagt Moser.