An der Endhaltestelle nahe der Fellbacher Lutherkirche steigen nur fünf Prozent der Fahrgäste in den Bus um. Bei den Haltestellen wie bei der Linienführung sind deshalb keine Veränderungen geplant.

Es ist das Mammutprojekt für Fellbach in den kommenden Jahren: die Neue Mitte, also die Umgestaltung des Areals nördlich des Rathauses inklusive des Kirchplatzes. Auslöser hierfür ist die Verlegung der Stadtbahn-Endhaltestelle Lutherkirche um rund 120 Meter gen Westen. Dies ist erforderlich, um eine ausreichend lange Haltestelle für die neuen 80 statt bisher 40 Meter langen Stadtbahnzüge zu bekommen.

 

Ebenfalls erforderlich ist die Verschwenkung der Einfahrt in die Tiefgarage unter dem Rathaus, um wiederum Platz zu schaffen für das sogenannte Mobility Hub. Den Zeitplan für die kommenden Jahre, welche Baustellen wie groß ausfallen und was angesichts der Ebbe in der Stadtkasse überhaupt finanzierbar ist, will die Verwaltung in der nächsten Gemeinderatssitzung präsentieren.

Umfangreiches Gutachten zur Haltestelle

Während diesbezüglich also noch viele Themen in der Schwebe sind, steht zumindest das Konzept für den künftigen Busverkehr an der Haltestelle Lutherkirche fest. Erkenntnis: Es bleibt so ziemlich alles beim Alten. Der Fellbacher Gemeinderat hat vor einigen Wochen mehrheitlich entschieden, dass speziell die Linienführung der Busse 60 und 215 beibehalten wird.

Grundlage der Entscheidung des Gremiums war ein umfangreiches Gutachten, das die mögliche Verlegung der Bushaltestelle und einer damit in Teilen geänderten Linienführung untersucht hatte. Wie Baudezernentin Beatrice Soltys ausführte, wurden im Bearbeitungszeitraum von September 2023 bis Sommer 2024 mehrere Varianten der Linienführung für die Linien 60 und 215 sowie die Einführung einer Citybus-Linie zur Anbindung des Oberdorfs geprüft.

Dabei wurden zwei Varianten für die Linie 60, sechs Varianten für die Linie 215 und vier Varianten für die Citybus-Linie untersucht. Zudem wurde eine Fahrgastanalyse durchgeführt. Das Ergebnis: „Die Empfehlung der Verwaltung ist klar“, betonte Soltys. Die Verwaltung befürworte, die heutige Linienführung der Busse 60 und 215 so beizubehalten.

Wesentlicher Knackpunkt ist die Erkenntnis aus dem Gutachten, wonach der künftig 100 Meter lange Weg von der Stadtbahn-Endhaltestelle zu den Bushaltestellen an der Lutherkirche offenkundig gar nicht so viele Menschen betrifft. Denn für die Linie 60 sind – durch den Anschluss an die S-Bahn – die Haltestellen am Bahnhof Fellbach (Linien S2 und S3) sowie Untertürkheim (S1) viel wichtiger als die Lutherkirche.

S-Bahnhöfe sind wichtiger als die Stadtbahn-Endstation

So heißt es in den Erläuterungen des Stadtplanungsamts: „An den beiden S-Bahn-Haltestellen steigen etwa 24 bis 32 Prozent aller Fahrgäste der Linie um, wohingegen lediglich 5 bis 12 Prozent der Fahrgäste an der Haltestelle Lutherkirche ein- oder aussteigen.“ Und: Insgesamt steigen im Mittel lediglich 5,1 Prozent aller Fahrgäste von der Linie 60 an der Lutherkirche von oder zur Stadtbahn um.

Die Schlussfolgerung der Verwaltung: „Das bedeutet, dass – sofern für die Linie 60 ein längerer Fahrweg hingenommen wird, um an der Lutherkirche einen kürzeren Umstieg zwischen Bus und Stadtbahn zu gewährleisten – sich die Fahrzeiten von etwa 95 Prozent der Fahrgäste verschlechtern.“

Als denkbar und sinnvoll sieht Beatrice Soltys überdies „eine Verknüpfung von Minibuslinien im Oberdorf“ an. In diesem Zusammenhang wird die Stadtverwaltung auch die Ergebnisse der Untersuchungen zu möglichen City-Buslinien in den Ortsteilen Schmiden und Oeffingen berücksichtigen.

Vor allem die SPD kritisierte den künftig verlängerten Umsteigeweg von der Stadtbahn zu den Bushaltestellen. „Die Verknüpfung ist nicht ausreichend gewährleistet“, so Fraktionschef Andreas Möhlmann. Die Citybuslinie sei zwar ein guter Ansatz, „aber Sie verweisen auf eine Utopie“ angesichts der Finanzlage der Stadt. Und bei der Frage, ob man den Kreuzungsbereich an der Haltestelle fußgängerfreundlicher umbauen könne, warte die Stadt mit „Fehlanzeige“ auf, so Möhlmann.

Ärgerlich für Eltern mit Kinderwagen

„Wir alle sind auf der Suche nach dem final richtigen Weg“, analysierte CDU-Fraktionschef Franz Plappert. Der „neuralgische Punkt“ sei eben die Umstiegsmöglichkeit. Der zusätzliche Weg sei für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder für Familien mit Kinderwagen nicht tragbar, kritisierte Sara Schmalzried von den Grünen.

Aileen Hocker (FW/FD) setzt bei dem knapp 100 Meter weiteren Umstieg an der Lutherkirche auf die neue Straßengestaltung, die barrierefrei und attraktiv gemacht werden sollte. Hierzu erwiderte die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, dass bereits eine Begehung mit der Fellbacher „Arbeitsgemeinschaft barrierefrei“ stattgefunden habe – im Ergebnis komme es hauptsächlich auf die Gestaltung des Weges an.

Gemeinderat

Sitzung
Deutlich länger als die nach ein paar Minuten beendeten beiden letzten Sitzungen dürfte der Gemeinderat an diesem Dienstag, 29. April, ausfallen. Beginn im großen Saal des Rathauses ist um 17 Uhr.

Themen
Bei der Neuen Mitte geht es um das weitere Vorgehen zur Endhaltestelle und zum Mobilitätshub, Untertitel: „Weichenbestellung und Baustufen“. Weitere Themen: Kooperation beim Forst-Revierdienst mit Schorndorf, Fortsetzung der Gleichstellungsarbeit, Klimaschutzstrategie, Radschnellverbindung durch Fellbach.