Drei Trails im Stuttgarter Wald werden für Mountainbiker geöffnet – zwei in Botnang, einer in Kaltental. Trotzdem sind die Biker auch frustriert. Denn die Stadt will „dem wilden Biken“ mit Sperrungen einen Riegel vorschieben. Was dies bedeutet.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Für Mountainbiker ist Stuttgart ein hartes Pflaster: Während im benachbarten Rems-Murr-Kreis und auch in Freiburg ein Trail nach dem anderen legalisiert wird, gab es in Stuttgart bis zuletzt keinen einzigen schmalen Pfad, auf dem Mountainbiker fahren durften. Zumindest wenn man den Woodpecker-Trail zwischen Degerloch und Stuttgart-Süd nicht als typischen Mountainbikepfad betrachtet, sondern als Strecke für Downhill-Fahrer, die immer wieder an derselben Stelle an ihrer Technik feilen wollen.

 

Nun jedenfalls hat die Stadt eine Mitteilung veröffentlicht, in der entscheidende Änderungen für Mountainbiker in Stuttgart bekannt wurden. In der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins (DAV Schwaben) spricht man von einem „Rückschritt und Fortschritt zugleich“, unterdessen sagt Alexander Lukasch, der Geschäftsführer des Vereins Mountainbike (MTB) Stuttgart: „Wir sind auf dem besten Stand, auf dem die Mountainbiker hier je waren.“

Drei Trails werden geöffnet

Denn einerseits werden die drei szenebekannten Trails, die zuletzt als Pilotprojekt untersucht wurden – der Arizona-Trail und der Indiana-Jones-Trail in Botnang sowie der Klabuster-Trail 2 in Kaltental – für Mountainbiker geöffnet.

Andererseits aber soll „dem wilden Biken ein Riegel vorgeschoben werden“, heißt es von der Stadt Stuttgart. Und das bedeutet: Alle anderen Trails in Stuttgarter Naturschutzgebieten, Waldbiotopen und Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH-Gebieten) werden gesperrt. In den kommenden Wochen sollen Schilder an den entsprechenden Trails aufgestellt werden.

In Baden-Württemberg gilt die Zwei-Meter-Regel

Der Stadt sei bewusst, dass der Stuttgarter Wald „ein Eldorado für Mountainbiker“ sei, heißt es von dem Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne) dazu, „aber alles hat seine Grenzen“. In Baden-Württemberg ist es generell nämlich verboten, dass Radfahrer im Wald auf Wegen fahren, die schmaler als zwei Meter sind. Diese Regel soll bezwecken, dass sich Fußgänger und Radfahrer nicht in die Quere kommen – und dass Tiere und Pflanzen geschützt werden. Für viele Radfahrer liegt aber genau in solchen schmaleren Wegen der Reiz, daher begehen sie ständig Ordnungswidrigkeiten.

Vielerorts werden deshalb immer mehr schmale Pfade im Wald speziell für Mountainbiker geöffnet. Damit soll erreicht werden, dass sich die Fahrer mehr auf diese Trails konzentrieren, statt kreuz und quer durch den Wald zu fahren.

Ein Rückschritt für die Natur?

Und wie urteilen die Stuttgarter Mountainbiker über die neue Situation? Der DAV Schwaben lobt zwar, dass sich „nach einem Jahr Stillstand bei der Umsetzung des Freizeitkonzepts endlich etwas tut und jetzt sogar kurzfristig konkrete Angebote gemacht werden sollen“. Zugleich seien die geplanten Sperrungen aber ein Rückschritt – vor allem für die Natur: „Wenn man beispielsweise am Birkenkopf jetzt einen Trail dichtmacht, entstehen daneben vermutlich zwei bis drei andere“, heißt es. Das sei gar nicht zu verhindern angesichts der „Zigtausend Stuttgarter Mountainbiker“.

Und das Ganze stünde in keinem Verhältnis: „Es ist unrealistisch, dass sich alle nun auf diese drei geöffneten Trails lenken lassen.“ Vom DAV Schwaben heißt es zudem: Zwischen 80 und 90 Prozent der Mountainbiker würden ihren Sport wie Wandern betreiben: Sie fahren also bei sich zu Hause los, suchen sich eine schöne Strecke aus, bauen auf dem Weg Trails ein – und fahren eben nicht zigmal hintereinander denselben Pfad. Deshalb sei der Woodpecker auch nie ein Ersatz für legale Trails gewesen.

Empörung über Brechen des Bikefriedens

In den sozialen Netzwerken wird zudem kritisiert, dass die Stadt Stuttgart mit ihrer Verkündung den sogenannten Bikefrieden breche. Bisher galt nämlich, dass weder Vertreter der Stadt bestehende Trails kaputt machten noch dass Mountainbiker neue Trails schafften. Alexander Lukasch, der Geschäftsführer des Vereins Mountainbike Stuttgart, betont, dass es generell sinnvoll sei, keine Trails in Naturschutzgebieten, Waldbiotopen und FFH-Gebieten zu schaffen – wobei in FFH-Gebieten theoretisch auch Erlaubnisse für Trails möglich seien. Und er sieht es auch positiv, dass nun die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltamts, des Forstamts und des Sportamts signalisierten, dass man etwas für die Mountainbiker tun müsse. Nun müsse man nach vorne schauen.

Den Neuerungen waren mehrere Gespräche zwischen Mountainbikern und Vertretern der Stadt vorangegangen, das letzte dazu im März. Ausgehend davon wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet mit dem Titel „Legale MTB-Trails“. Der erste Termin, zu dem das Sportamt eingeladen hatte, hat bereits stattgefunden.