Um der Klimaneutralität näher zu kommen, haben die Textilinstitute in Denkendorf (DITF) eine große Solaranlage gebaut. Um diese realisieren zu können, mussten sie einen Wald kaufen.

Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) machen sich immer wieder durch Innovationen einen Namen, die mehr Nachhaltigkeit in die Textilindustrie bringen. Doch sie sind auch ein großer Energieverbraucher. Um zum Ziel der Klimaneutralität zu gelangen, setzt die Einrichtung auf erneuerbare Energien. Der Bau einer großen neuen Solaranlage erwies sich allerdings als herausfordernder als gedacht. Dafür sind die DITF sogar zu Waldbesitzern geworden. „Es ist mühselig“, kommentiert DITF-Vorstandsmitglied Peter Steiger den Weg zur PV-Anlage.

 

In dieser Woche ist das Sonnenkraftwerk unter Applaus zahlreicher Kommunalpolitiker in Betrieb genommen worden. Auf einer Fläche von 3688 Quadratmetern sind 1846 Photovoltaikmodule verbaut worden. Neben einem Teil der Dächer der Forschungsgebäude sind damit auch neu gebaute Carports bedeckt. Die neue Anlage hat eine Leistung von 839 Kilowattpeak, hinzu kommt eine bereits vorhandene Solaranlage mit 50 Kilowattpeak. Das entspricht einer Jahresleistung von etwa 830 000 Kilowattstunden – eine der größten Anlagen in der Region.

DITF haben eine der größten Solaranlagen in der Region

Der Bürgermeister von Denkendorf, Ralf Barth, DITF-Vorstandsvorsitzender Michael Buchmeiser und Ministerialdirektor Michael Kleiner (von links) drücken den Startknopf für die neue Photovoltaikanlage. Foto: DITF

Der so erzeugte Strom soll im Haus bleiben, 15 bis 20 Prozent des derzeitigen Bedarfs der DITF werde er wohl abdecken, sagt Thomas Stegmaier, Beauftragter für Nachhaltigkeit. Künftig, wenn weitere Energieeinsparungen durch geplante Modernisierungen gelungen sind, könnten es bis zu 35 Prozent der jährlich rund 4,3 Gigawattstunden werden.

Eigentlich hätte die Photovoltaikanlage schon Ende 2023 stehen sollen. Doch wie Peter Steiger, Mitglied des DITF-Vorstands schildert, gab es viele bürokratische Hürden zu überwinden. Er sei zufrieden, dass das Projekt zustande gekommen sei und technisch alles funktioniere. Aber er hätte sich die Umsetzung früher gewünscht. „Es ist nicht verständlich, warum in die Landesgesetze der überragende Vorrang des Klimaschutzes aufgenommen wird, dann aber so kleinteilig über Projekte entschieden wird“, sagt Steiger und verweist auf langwierige Genehmigungsverfahren.

Forschungseinrichtung wird Waldbesitzerin

Zunächst wollten die DITF eine Freiflächenphotovoltaikanlage auf einer angrenzenden Wiese bauen, was laut Steiger die Untere Naturschutzbehörde jedoch ablehnte, weil auf dieser Biotope mit seltenen Pflanzen und Tieren verzeichnet sind. Weiteren Sand ins Getriebe bedeutete das Straßenabstandsgebot, das für den Bau der Carports eine Sondergenehmigung nötig machte. Schließlich sah sich die Einrichtung gezwungen, ein Stück Wald zu kaufen.

„Es gibt ein Waldabstandsgebot“, sagt Steiger. Diesem zufolge dürften Gebäude nicht weniger als 30 Meter vom Wald entfernt errichtet werden. Diesen Abstand zum angrenzenden Staatswald hielt eines der geplanten Carports nicht ein. Dessen Besitzer wäre für mögliche Schäden durch nicht standsichere Bäume am Gebäude haftbar. Darum wollte die Forstbehörde zunächst keine Ausnahmegenehmigung erteilen – es sei denn, die DITF würden zum Besitzer des Waldes und damit selbst verantwortlich für dessen Sicherung.

„Nächsten Monat ist der Notartermin“, sagt Steiger. Dann sind die DITF Besitzer von 1610 Quadratmetern Wald.

Textilinstitute wollen bis 2030 klimaneutral werden

Bis 2030 wollen die Textilinstitute in Denkendorf klimaneutral werden. Nachdem nun 1,6 Millionen Euro in die Photovoltaikanlage investiert wurden und bereits Energieeinsparungen durch den Wechsel auf LED-Leuchtmittel gelungen sind, sollen weitere Schritte folgen. Stegmaier nennt energetische Gebäudesanierungen und eine Modernisierung der Klimaanlagen, die mit einer Wärmerückgewinnung kombiniert werden sollen. Auch die Abwärme einer nahe gelegenen kommunalen Kläranlage könnte genutzt werden, dazu laufen Gespräche mit dem verantwortlichen Zweckverband. Die Wärme soll statt von einer Gasheizung von einer Wärmepumpe kommen.