Neues Restaurant in Stuttgart-West Von Essen, das glücklich macht
Es ist kein Restaurant, aber auch kein Imbiss. Das Baobei nennt sich Bistronomie und ist ein guter Ort, um mehr als nur satt zu werden, findet unsere Kulinarikautorin Anja Wasserbäch.
Es ist kein Restaurant, aber auch kein Imbiss. Das Baobei nennt sich Bistronomie und ist ein guter Ort, um mehr als nur satt zu werden, findet unsere Kulinarikautorin Anja Wasserbäch.
Kurz vor 18 Uhr an einem verregneten Mittwochabend in Stuttgart-West. Vor uns stehen schon vier Leute. Gut, dass wir pünktlich sind. Eine Viertelstunde später sind alle Plätze im Baobei besetzt. Und: Reservieren kann man nicht, nur so genannte „Walk-Ins“ sind willkommen. „To go“ gibt es das Essen aber auch. Was ist das eigentlich? Ein Restaurant ist es nicht, ein Imbiss aber auch nicht. Das Baobei in der Silberburgstraße hat sich selbst den Untertitel Bistronomie verpasst - und das passt. Man sitzt nicht so gemütlich und lange wie in einem Restaurant, die Preise liegen über Imbissniveau. Kleiner Spoiler: Die Qualität aber eben auch. Früher war in dem kleinen Raum mit Theke und gerade mal zwölf Sitzplätzen das Misik untergebracht, bevor es in die sagenhaft hellen Räume in der Vogelsangstraße 18 umzog - und damit quasi den Kinderschuhen entwachsen ist. All das steht dem Baobei hoffentlich noch bevor, die Zeichen dafür stehen mehr als gut.
Auch kulinarisch ist Baobei, was übersetzt „kostbarer Ort“ bedeutet, schwer zu fassen: Das Team reiste nach Japan, Xi’an, Vietnam, Singapur und Indonesien. Dort sammelten sie Aromen, Ideen und Inspirationen. Chefin ist die Quereinsteigerin Marissa Lee Schmid, die ursprünglich aus Singapur stammt und ihre Heimat geschmacklich nach Stuttgart holen wollte. Ihre Küche ist frisch und gesund. Schon von ihrer Großmutter hat sie gelernt, dass Essen viel zur Gesundheit beitragen kann. Deshalb macht sie in ihrem kleinen Laden alle Pasten, Marinaden und Öle selbst. Und das Publikum liebt es hier. Mittags wechseln die Gerichte, abends wird die Auswahl größer. Wer zum Essen gerne ein Glas Wein trinkt, wird hier nicht glücklich, sondern geht in den Laden nebenan. Auf der kleinen Karte stehen nur alkoholfreie Getränke, verschiedene Tees und Limonaden. Der Baobeistee scheint bei den vielen jungen Frauen im Lokal (nur ein Mann ist darunter) sehr beliebt zu sein, die Limonaden in den Geschmacksrichtungen Pink Grapefruit und Mandarine sind erfrischend und nicht zu süß.
Wir bestellen fast alles einmal von der kleinen Karte: und beginnen mit den wunderbar fluffigen Bao-Brötchen (je 6 Euro); die Variante mit Rindfleisch ist schön saftig, die vegane Variante mit Unagi-Aubergine so gut, dass man am liebsten noch mehr bestellen würde. Aber da ist ja auch schon der große Salat (13,50), der mit frischen Kräutern und Blüten, Edamame und Seidentofu sowie einem herrlich zart-feinen Dressing überzeugt. Dann geht es zu den Hauptgerichten: Das leicht trockene Schweinefleisch in Sojasaucen-Reduktion (16 Euro) wird mit Reis und knackfrischem Gemüse serviert. Beim anderen Hauptgericht, dem gebratenen Hühnchen (13,50 Euro), das in einer Bowl serviert wird, zeigt sich wieder einmal, dass gebratenes Essen doch meist glücklich macht. Das beweist auch die kleine, vegane Vorspeisen-Variante (6 Euro), bei der Austernpilze in Fett ausgebacken. Man kann dem Team nur wünschen, dass es auch irgendwann wachsen kann.
Baobei
Silberburgstraße 41, Stuttgart; www.bao-bei.de/; Telefon 0711/ 50 45 23 20; Öffnungszeiten: Di-Fr 12 bis 15, 18-21, Sa 18-21 Uhr
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