Leben und Arbeiten am Fluss ist in Stuttgart für viele lediglich ein Traum – bislang. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2027 wird dies auf der Neckarinsel in Untertürkheim nun Realität.

Leben und Arbeiten am Neckar – ein seit Langem gehegter Wunsch in Stuttgart und der Region. An der Inselstraße in Untertürkheim soll dies zum ersten Mal in der Landeshauptstadt auch Wirklichkeit werden. Das Vorhaben „Wohnen am Fluss in Untertürkheim“ wurde nun zum Projekt der Internationalen Bauausstellung 2027 Stadtregion Stuttgart (IBA’27) ernannt. Auf der knapp ein Hektar großen Neckarinsel entsteht ein neues urbanes Wohn- und Gewerbequartier – und das pünktlich zum Präsentationsjahr.

 

Rund 140 Wohnungen sollen entstehen

Bereits im Jahr 2015 hatte die Bietigheimer Wohnbau GmbH (BW), ein Tochterunternehmen der Stadt Bietigheim-Bissingen, das frühere Pfisterer-Areal zwischen der Inselstraße, der Straße Am Ölhafen und dem Neckarkanal erworben. Von der Stadt als IBA-Vorhaben deklariert, um den Untertürkheimer Ortskern besser mit dem Neckar zu vernetzen, macht die BW in Zusammenarbeit mit der EnBW AG, der ein Teil des Areals gehört, nun eine Tugend.

Die Entscheidung über die Neugestaltung der Neckarinsel fiel in einem internationalen Architektenwettbewerb im Februar 2022. Der Entwurf von NL Architects aus Amsterdam, der in einem einmaligen Vorgang mit dem zweiten Sieger a+r Architekten aus Stuttgart kooperiert, sieht rund 140 Wohnungen vor. In den Erdgeschossen sollen Gewerbe und soziale Nutzungen sowie eine Kindertagesstätte unterkommen. Das Projekt will zeigen, wie Wohnen in der industriellen Umgebung funktioniert.

Ein Gewinn für den gesamten Stadtbezirk

So wird das aus den 70er Jahren stammende Bürogebäude gegenüber dem Inselbad erhalten. Neben Raum für Wohnexperimente durch vielfältige und teils anpassbare Grundrisse je nach Lebenssituation sowie Gewerbeflächen entsteht hier der zentrale Eingang. Weitere Gebäude entstehen entlang des Karl-Benz-Platzes, in dem auch eine Kindertagesstätte vorgesehen ist, und in der Verlängerung an der Inselstraße. Die eigentlichen Neubauten sind am Neckarkanal geplant. Gekennzeichnet durch eine hohe Durchlässigkeit, die lebendigen Erdgeschosse sowie den Zugang zum Wasser sollen zentrale Räume als Gewinn für den gesamten Stadtbezirk entstehen.

Das Bauende ist für 2027 geplant

Nicht zuletzt umfasst das Bauprojekt ein ambitioniertes Energiekonzept, unter anderem sollen Wärmepumpen die Energie des Neckars nutzen. Außerdem wird das benachbarte, unter Denkmalschutz stehende Wasserkraftwerk weiter zur Stromgewinnung eingesetzt und integriert. Der Baubeginn soll Anfang 2025 erfolgen, mit der Fertigstellung rechnen die Beteiligten 2027.

„Ein beispielhaftes Projekt, wie sich der Neckar öffnen kann“

Ein beispielhaftes Projekt, „wie sich der Neckar in Stuttgart für die Menschen öffnen kann“, freut sich der IBA-Intendant Andreas Hofer. „Die Verbindung von Wohnen und Arbeiten, die schöne Lage am Fluss, preisgünstiges Bauen durch rationelle Konstruktion und serielle Holz-Modulbauweise, der Erhalt des Bestands statt Abriss: All das passt sehr gut zu den Ansätzen der IBA.“ Davon, dass Thema Wohnen auf ein anderes Level zu heben, spricht gar BW-Geschäftsführer Carsten Schüler: „Das Projekt fasziniert und bringt eine Einzigartigkeit mit.“

„Wohnen am Fluss in Untertürkheim“ ist das 17. Projekt im IBA’27-Portfolio . Die Bauausstellung rechnet mit bis zu 25 Vorhaben, die bis 2027 zumindest in Teilen realisiert werden – zumindest das Neckarinsel-Wohngebiet scheint beste Chancen zu haben.