Der gewaltsame Tod einer Frau in Nürtingen wird unter anderem auf Facebook genutzt, um Stimmung gegen Geflüchtete und Ausländer zu machen. Der Oberbürgermeister versucht dagegenzuhalten.

Nach dem gewaltsamen Tod einer Frau in Nürtingen und der Verhaftung eines Tatverdächtigen in einer Oberboihinger Flüchtlingsunterkunft kritisiert Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich Einträge auf Facebook. Sein Aufruf, „sich nicht an Spekulationen zu beteiligen und die Ermittlungsarbeit der Polizei und Staatsanwaltschaft zu überlassen“ wurde auf der Plattform vielfach kommentiert, dabei aber auch so interpretiert, wie sie offenkundig nicht gemeint war.

 

Deshalb stellte Fridrich noch einmal klar, dass es ihm um falsche Spekulationen zu den Tathintergründen gehe, nicht um Spekulationen, was den Täter betrifft. „Es geht um den Respekt vor dem Opfer, also um Opferschutz und um Rücksicht auf Angehörige und Freunde des Opfers.“ Was ihn besonders ärgert: „gehässige Kommentare und Lach-Smileys im Zusammenhang mit dieser aufwühlenden Tat“. Unschöne Nachrichten finden sich allerdings nicht nur in den sozialen Netzwerken. Fridrich selbst bekommt „Mails mit teils ausländerfeindlichen Inhalt“, sagte Fridrich am Dienstag. Dabei betont er, dass die Nachrichten nicht aus dem Nürtinger Umkreis kämen, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet.

Extremistische Einträge im Internet

Tatsächlich sind die Kommentarspalten voll mit Meinungsäußerungen, die Kritik an der deutschen Migrationspolitik üben. Darunter auch extremistische Einträge, etwa wenn davon die Rede ist, „solche Menschen“ zu „entsorgen“. Zum semantischen Hintergrund: Die Propaganda des Nationalsozialismus versah Verben oft mit dem Präfix „ent“ und bildete damit Wörter wie entartete Kunst oder entwesen (das Wort stand für den Massenmord durch Gas). Zudem findet sich in den Kommentarspalten Häme gegenüber dem Opfer. Die Getötete engagierte sich für die Integration von Geflüchteten.

Ermittlungen laufen weiter

Derweil laufen die Ermittlungen gegen einen 37-Jährigen weiter. Der Tatverdächtige kannte wohl das Opfer, das am 20. Oktober tot aus dem Neckar geborgen wurde. Die Getötete war laut Fridrich „eine sehr engagierte Dozentin der Volkshochschule“.