Die Amtsinhaberin Gabriele Zull war einzige Kandidatin und erreichte ein starkes Ergebnis. Die Wahlbeteiligung allerdings war unter dieser Konstellation erwartet schwach und lag bei lediglich 24,3 Prozent.

Im Foyer des Fellbacher Rathauses sind schon so manche Wahlkämpfe um den Verwaltungschefsessel ihrem dramatischen Höhepunkt zugesteuert. Etwa bei der ersten Wahl von OB Friedrich-Wilhelm Kiel im Jahr 1976. Oder bei der Kür dessen Nachfolgers Christoph Palm, der sich im Jahr 2000 knapp gegen die damalige Fellbacher Sozialbürgermeisterin Barbara Bosch durchsetzen konnte – die später Reutlinger Oberbürgermeisterin wurde, soviel zur positiven Wirkung von Niederlagen.

 

Klarer Sieg für Zull im Jahr 2016

Auch bei Gabriele Zulls Wahlsieg vor acht Jahren schien es angesichts der vielen, gutbesuchten Wahlkampfauftritte und Debatten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihrem von der SPD unterstützen Kontrahenten Carsten Hansen hinauszulaufen – ehe die seinerzeit 49-Jährige letztlich mit 62,1 Prozent klar die Nase vorne hatte.

Mit diesen Turbulenzen verglichen ging es am Sonntagabend im Fellbacher Rathaus recht entspannt zu. Kein Wunder, Gabriele Zulls Name stand als einziger auf den Wahlzetteln. So gesehen war es keine Überraschung, dass sie mit 98,7 Prozent der Stimmen ihr Ergebnis von 2016 klar übertreffen konnte. Relevanter schien da eher die Wahlbeteiligung: Sie lag bei der Konstellation im erwartet schwachen Rahmen: Lediglich 24,3 Prozent gingen am Sonntag in der Kernstadt Fellbach, in den Stadtteilen Schmiden und Oeffingen und in der westlichen Enklave Lindle in die Wahllokale beziehungsweise hatten sich vorab für die Briefwahl entschlossen.

Fünf der 104 OBs im Land sind Frauen

Gabriele Zull bleibt somit eine von fünf Frauen unter den insgesamt 104 Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern in Baden-Württemberg. Dem erwarteten Ergebnis entsprechend gab es am Sonntagabend wenig Jubelschreie, aber oft Beifall oder zumindest anerkennendes Gemurmel bei den ersten Ergebnissen – die bekanntlich stets einen frühen Hinweis aufs Gesamtresultat offenbaren. Die meisten der Stadträtinnen und Stadträte waren erschienen, dazu Rathauschefs aus dem Rems-Murr-Kreis, viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie Vertreter von Vereinen und Organisationen.

Sie alle verfolgten, wie die Ergebnisse aus den Wahllokalen eintrudelten, so auch aus dem Kindergarten St. Georg in Oeffingen, wo Gabriele Zull wohnt und wo sie selbst zu High Noon, also um Punkt 12 Uhr mittags, ihren Stimmzettel einwarf – zweifelsohne mit dem Kreuzchen an der richtigen Stelle. Auf reges Interesse stieß im Rathaus auch die öffentliche Sitzung des Gemeindewahlausschusses samt Verkündung des amtlichen Endergebnisses, einige harrten bis zum abschließenden Stehempfang – im Schwäbischen auch als „Ständerling“ bekannt – aus.

Gabriele Zull selbst ging in Oeffingen im Kindergarten St. Georg zur Urne. Foto: Gottfried Stoppel

Dass bei diesen Gesprächen fast nur zufriedene Mienen zu sehen waren, war folgerichtig. Offenbar haben die meisten Bürgerinnen und Bürger wie eben auch die Lokalpolitiker an Zulls Arbeit, Wirken und öffentlichem Auftreten kaum etwas zu kritteln. Aus diesem Grund hatte sich keine Fraktion auf die Suche nach einer Alternative für die Amtsinhaberin gemacht. Die Glückwünsche an die erwartete Wahlgewinnerin folgten im Sekundentakt – nicht nur durch die politischen Vertreter.

Gewerbe- und Handelsverein setzt auf „offene Kommunikation“

Zum Ergebnis äußerte sich beispielsweise Maurizio Messina, der Erste Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins Fellbach, direkt an Zull gewandt so: „Ich gratuliere Ihnen zur erfolgreichen Wiederwahl als Oberbürgermeisterin der Stadt Fellbach. Ich hoffe, dass wir zukünftig weiterhin offen miteinander kommunizieren können, um dadurch gemeinsame Ziele zu definieren. Mir ist es wichtig, dass wir gemeinsame Ziele und Prioritäten festlegen, die sowohl den Interessen der Stadt als auch den Erwartungen der ortsansässigen Gewerbe- und Handelsbetriebe entspricht.“ Messinas abschließender Erwartung: „Unsere Zusammenarbeit sollte auf Partnerschaft und gegenseitigem Respekt basieren.“

Dass sich Zull in den vergangenen Wochen mit öffentlichen Auftritten und der Beteiligung an öffentlichen Terminen zurückgehalten hatte, lag allerdings nicht nur an mangelnden Gegenkandidaten, sondern insbesondere an der schweren Krebserkrankung ihres Mannes Martin Zull, dem sie zur Seite stehen wolle. In ihrer Rede bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der Schwabenlandhalle zitierte sie in diesem Zusammenhang Adolph Kolping und dessen treffenden Worte: „Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das Kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie.“

„Alles geben, was mir möglich ist“

Nun kann Gabriele Zull ihr in der Rede angekündigtes Vorhaben umsetzen – nämlich „von Herzen gern auch noch weitere acht Jahre für diese besondere Stadt alles geben, was mir möglich ist“. Getreu ihrem Wahlkampf-Leitsatz: „Dranbleiben für Fellbach.“