An Ostern gedenken Christen in aller Welt der Auferstehung Jesu Christi. Das höchste kirchliche Fest erstreckt sich über drei Tage – und bringt viele Bräuche mit sich.
Stuttgart - Das Osterfest ist wie eine Wundertüte: bunt, überraschend, herzergreifend. Das christliche Hochfest, an dem der Auferstehung Christi von den Toten gedacht wird, verbindet alle Generationen. Unser ABC liefert die wichtigsten Begriffe.
A wie Auferstehung
Eine Auferstehung von den Toten lehren verschiedene Religionen, besonders die drei monotheistischen (Glaube an einen allumfassenden Gott) Religionen Christentum, Judentum und Islam. Nach christlichem Glauben ist Jesus der Erste, der von den Toten auferstanden ist. Die Hoffnung auf Auferstehung ist verbunden mit der Erwartung seiner Wiederkunft am Ende der Tage.
B wie Brunnen
Ein beliebter Osterbrauch, der aus der Fränkischen Schweiz stammt, ist das Schmücken des Osterbrunnens. Der Brunnen wurde mit bunt bemalten Ostereiern, die wie eine Krone angeordnet waren, festlich geschmückt. Nachdem die Jungen des Dorfes ihn gründlich gereinigt hatten, dekorierten die Mädchen den Brunnen. Anschließend wurde darum fröhlich gesungen und getanzt.
C wie Christentum
Der christliche Glaube dreht sich um den Opfertod Jesu am Kreuz, durch den er die Menschen von Sünde und Schuld befreit und sie mit Gott versöhnt hat. Mit 2,3 Milliarden Anhängern ist das Christentum vor dem Islam (1,5 Milliarden), Hinduismus (900 Millionen), Buddhismus (rund 600 Millionen) und Judentum (15 Millionen) die größte der fünf Weltreligionen.
D wie Drei Tage
In der Theologie der österlichen Drei Tage (lateinisch: Triduum Paschale/Triduum Sacrum) ist der Karsamstag der Tag der Grabesruhe des Herrn. Nach Christi Kreuzestod, dem am Karfreitag gedacht wird, herrschen Trauer und Stille. Am Ostertag geschieht dann das größte aller Mysterien: Jener, der den Tod durchlebte, steht von den Toten auf. Das Leben siegt über den Tod.
E wie Eier
Ein weit verbreiteter Osterbrauch ist das Verstecken von Eiern. Schon für die frühen Christen war das Ei ein Symbol für das Leben. Wie aus etwas Totem ein lebendiges Küken entschlüpfen kann, faszinierte die Menschen. Sie gaben den Toten ein Ei mit ins Grab als Sinnbild des Lebens und der Auferstehung. Theologen sahen im Ei ein Zeichen für die Auferweckung Christi. Der Kirchenlehrer Ephraim der Syrer (306-373) schreibt: „Gleich einem Ei springt das Grab auf.“
F wie Feuer
In der Liturgie der Osternacht spielt die Osterkerze eine zentrale Rolle. Sie ist mit der Jahreszahl sowie „Alpha“ und „Omega“, dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes, gekennzeichnet: Christus, der Erste und der Letzte, umfasst die gesamte Geschichte. In fünf Löcher der Kerze wird ein Weihrauchkorn gelegt und Nägel aus rotem Wachs hineingesteckt. Sie symbolisieren die fünf Wundmale Jesu.
G wie Gründonnerstag
Der Gründonnerstag ist der fünfte Tag der Karwoche – der heiligen Woche, die mit dem Palmsonntag beginnt. An ihm gedenken die Kirchen des letzten Abendmahls Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Als Gedächtnistag des letzten Mahlfeier und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus ist der Gründonnerstag einer der wichtigsten Festtage des Christentums.
H wie Hase
In der Antike galt der Hase als Inbegriff der Fruchtbarkeit, Lebenskraft, des Glücks und der sexuellen Begierde. In der Ikonografie der Ostkirche ist er ein Symbol für den auferstandenen Christus. Im volkstümlichen Brauchtum ist der Hase der populärste tierische Eierlieferant, wenn auch nicht der einzige mit Prokura. Anderenorts übernimmt ein Kuckuck, Osterfuchs, Storch oder Hahn den Botendienst.
I wie Italien
In Italien isst man traditionell eine Ostertorte oder Ostertaube („Paloma di Pasqua“), einen salzigen Kuchen mit gekochten Eiern und Spinat – ähnlich einem Gugelhupf. Nach dem düsteren Karfreitag, der vielerorts mit Prozessionen begangen wird, bricht am Ostermontag die ganze Familie mit Freunden zum „Pasquetta“, dem kleinen Ostern auf – ein fröhliches Picknick, bei dem man „Torta di Pasquetta“, einen herzhafter mit Eiern, Ricotta und Spinat gefüllter Kuchen isst.
J wie Jenseits
Himmel, Hölle und Fegefeuer sind keine realen Orte auf der Landkarte, wie man in früheren Zeiten dachte. Sie sind Zustände der absoluten Nähe und Ferne Gottes, Situationen des Gottesverlusts. Ein Verlust, der nur durch Christus wiedergutgemacht werden kann, indem er am Ort der Gottesferne seine Nähe bringt. Nun, da Christus in die Hölle hinabstiegen ist, gibt es keinen Abgrund mehr, der nicht von Gott mit Liebe erfüllt ist.
K wie Karfreitag
Die Kreuzigung Jesu fand laut den drei Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas am Hauptfesttag des jüdischen Pessach (oder Pascha), dem 15. Nisan (der erste Monat nach dem religiösen Kalender) statt. Nach dem Johannesevangelium starb Jesus am 14. Nisan zu derselben Zeit, als die Juden die Pessach-Lämmer im Tempel zu Jerusalem schlachteten. Der Karfreitag ist von der Auslieferung Jesu gekennzeichnet.
L wie Lamm
Zum Osterfest gehört das Osterlamm. Entstanden ist der Brauch aus dem jüdischen Pascha-Fest, bei dem ein Lamm zum Gedenken an die Befreiung Israels geschlachtet und gegessen wurde. Im Christentum wird Christus, das Lamm Gottes, mit einer Fahne als Zeichen des Sieges über Tod und Teufel dargestellt. Mit seinem weißen Fell ist das Lamm Inbegriff der Reinheit und des Frieden. Besonders köstlich ist das aus Rührteig gebackene und mit Puderzucker bestreute Osterlamm.
M wie Maria
Ohne Maria gäbe es kein Ostern. Sie ist die Gottesgebärerin, Schmerzensmutter, Himmelskönigin. Ihr Leben war dramatisch: Sie floh nach Ägypten, um ihr Kind vor den Häschern zu retten und musste den Tod ihres Sohnes miterleben. Die Marien-Dogmen der katholischen Kirche von der Unbefleckten Empfängnis Mariens (1884) und ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel (1950) sind nach evangelischem Verständnis biblisch nicht zu begründen und werden nicht als Glaubenssätze anerkannt.
N wie Naherwartung
So wie Christus im Leben solidarisch war, ist er es auch im Tod. Es ist die Solidarität der unbedingten Liebe selbst zu denen, die verdammt sind. Nun, da Christus am Karsamstag in die Hölle hinabstiegen ist, gibt es keine ewige Dunkelheit mehr. Keine Abgründe, in die Menschen geraten könnten, ohne darin nicht den Auferstandenen zu finden.
O wie Ostern
Das christliche Osterfest wird am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Wie das jüdische Pascha-Fest ist es eine Gedächtnisfeier, an der Christen der Auferstehung Jesu gedenken. Sein Tod und seine Auferstehung fielen laut Neuem Testament in die Pessach-Woche, weshalb der Termin des jüdischen Festes auch das Datum der christlichen Osterfeier bestimmt. Ostersonntag markiert den Beginn der österlichen Freudenzeit, die 50 Tage bis Pfingsten dauert.
P wie Picken
Die in der Osternacht geweihten Speisen müssen auch gegessen werden. Damit es beim österlichen Mahl spaßig zugeht, wurden (und werden noch heute vielerorts) die Ostereier im Speisenkorb vor der Weihe „angepeckt“, „damit die Weich auch hinein kann“. Nach dem Osterfrühstück ging es nach draußen zum Eierspiel. Beim „Eierpicken“/„Eierknacken“ wurden zwei Eier zusammengeschlagen, bis eines zerbrach. Der, dessen Ei ganz geblieben war, hatte gewonnen.
Q wie Qualen
Im römischen Reich war die Kreuzigung eine gängige Hinrichtungsmethode. Der Schriftsteller und Politiker Cicero bezeichnete sie im ersten Jahrhundert v. Chr. als die grausamste aller Hinrichtungsarten, die an römischen Bürgern nicht vollzogen werden durfte. Der Verurteilte wurde an ein Holzkreuz gehängt, die Arme gebunden oder wie im Fall von Jesus genagelt. Das Martyrium zog sich oft über Tage hin. Der Exitus trat meist durch Kreislaufkollaps, Herzversagen und Ersticken ein.
R wie Rot
Im Mittelalter war rot die vorherrschende Farbe, mit der man Ostereier bepinselte. Rot symbolisiert das Blut Christi und seinen Sieges über Satan und den Tod. Der Heidelberger Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau war der Erste, der im Jahr 1682 in seiner Abhandlung „De Ovis Paschalibus“ (Von Oster-Eyern) von dem volkstümlichen Brauch berichtete, gefärbte Eier im Gras und Gebüsch zu verstecken und dies Meister Lampe in die Schuhe zu schieben. „Man macht einfältigeren Leuten und kleinen Kindern weis, diese Eier brüte der Osterhase aus und verstecke sie im Garten, im Gras, im Gebüsch und so weiter, und man will sie von den Buben suchen lassen zum erheiternden Gelächter der Älteren.“
S wie Speisenweihe
Damit die österliche Festzeit nicht in Völlerei ausartet, beginnt man nach altem Volksbrauch, der aus dem siebten Jahrhundert stammt, mit der Fleisch- und Speisenweihe. Osterlamm und Osterbrot (süßes Weißbrot), Schinken, Eier, Salz, Käse, Honig, Milch und Kräuter werden in Kirche oder einer Kapelle gesegnet. Dieser Ritus gilt als würdiger Abschluss der Fastenzeit, die früher fleischlos war. Zugleich ist das Zeremoniell eine Nachahmung des Letzten Abendmahles Jesu.
T wie Totenglauben
Viele Kulturen haben einen Gott der Toten und der Unterwelt in ihre Mythologie aufgenommen. Herrscher der Unterwelt waren aber nicht immer Gottheiten. Manchmal übten auch Helden oder mythische Könige dieses Amt aus – wie bei den Griechen Minos und Rhadamanthys. Auch die Vorstellung, dass Könige nach ihrem Tod über die Seelen ihrer verstorbenen Untertanen herrschen, war verbreitet. Der tote Achilleus regierte über den Asphodeliengrund – neben dem Elysion (Insel der Seligen) und Tartaros (Hölle) eine der drei Unterwelten. Im Christentum ist Satan der Herrscher der Hölle.
U wie Urchristentum
Urchristen waren die ersten Gläubigen, von denen einige Jesus von Nazareth noch persönlich gekannt hatten und die der Welt von ihm Kunde gaben. Die Zeit des Urchristentums reichte von 30 nach Christus bis zur Abfassung der letzten neutestamentlichen Schriften um 100 nach Christus. Jesu Jünger sahen sich als Teil des Judentums und wurden von Römern und Juden auch so wahrgenommen. Der Wandel zur Völkermission kam mit dem Apostelkonzil (um 48 nach Christus). Im Mittelpunkt der Heidenmission stand Apostel Paulus, der sich in 14 Briefen an die Urgemeinden wandte.
V wie Verdammte
Im Apostolischen Glaubensbekenntnis der Kirchen heißt es: „Hinabgestiegen in das Reich des Todes.“ Jesus Christus ist nach seinem Tod in die Gehenna (das hebräische Wort für Hölle) hinabgestiegen und hat dort in der Vorhölle die Seelen der Gerechten seit Adam – dem ersten Menschen – befreit.
W wie Wasser
Der Ursprung des Osterwasserbrauchs liegt im Heidentum. Wasser ist seit jeher als Ursymbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Bei den Germanen wurde es in Angedenken an die Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera verehrt. In den christlichen Kirchen wird das Wasser, das zur Taufe verwendet wird, in der Osternacht geweiht und das Kirchenjahr über verwendet. Mancherorts schöpft man noch heute in der Nacht auf Ostersonntag Wasser aus einem Bach oder Brunnen. Junge Mädchen müssen es schweigend und gegen den Strom schöpfen, damit das Wasser seine Heilkraft nicht verliert.
X wie ☧
Die Buchstaben X und P ineinander geschrieben sind neben Kreuz und Fisch eines der ältesten christlichen Symbole. Seit dem zweiten Jahrhundert bezeugten Christen damit ihren Glauben. Dieses sogenannte Christusmonogramm wird auch als „Chi-Rho“ oder Konstantinisches Kreuz bezeichnet. Die beiden ersten Buchstaben des griechischen Wortes „Christos“ X (Chi) und Rho (P) dienen als Abkürzung für den Titel Christus, der Gesalbte. Sie ähneln dem lateinischen Buchstaben X und P, die ein Synonym für „Pax Christi“, der Friede Christi sind.
Y wie Ysop
„Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.“ So berichtet der Evangelist Johannes (19, 29) von der Kreuzigung. Zwölfmal kommt „Hyssopus officinalis“ in der Bibel vor. Ysop (Bienen- oder Essigkraut) ist eine wohlriechende, bis zu 60 Zentimeter hohe Staude, die zur Familie der Lippenblütler gehört. Die Pflanze mit den violetten Blüten wurde im Judentum für Reinigungsrituale im Tempel sowie zur Behandlung Leprakranker verwendet. Im Christentum ist Ysop ein Symbol für Christi reines Opfer am Kreuz.
Z wie Zapfenstreich
Die Bundesländer regeln, wann während der Tage vor Ostern getanzt werden darf. Vor allem an Karfreitag sind Tanz- oder andere öffentliche Veranstaltungen häufig ganztätig verboten. Das strenge Tanzverbot in Baden-Württemberg wurde 2015 gelockert, aber der Karfreitag bleibt ganztägig tabu. Das gilt auch für Gründonnerstag von 18 bis 24 Uhr sowie Karsamstag von 0 bis 6 Uhr.