In drei Parkhäusern in Bietigheim-Bissingen zahlen Autofahrer pro Stunde nur zehn Cent – trotz Toplage. Warum das so ist und inwiefern sich das für den Betreiber, die Stadt, rechnet.
Wer mit dem Auto beispielsweise in der Stuttgarter Innenstadt einen Parkplatz sucht, muss bereit sein, tief in die Tasche zu greifen. Je nach Parkhaus kostet die Stunde Parken bis zu vier Euro. Ganz anders sieht das in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) aus.
Hier gibt es gleich drei Parkhäuser mitten in der Innenstadt, in denen die Stunde nur zehn Cent kostet. Doch warum ist das Parken in den Parkhäusern, die von der Stadt betrieben werden, so billig? Und rentiert sich das für die Stadt überhaupt?
Parkhäuser für Stadt Bietigheim-Bissingen nicht rentabel
Die Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen, Anette Hochmuth, sagt dazu: „Wir befinden uns in Konkurrenz mit dem Breuningerland Ludwigsburg, wo das Parken kostenlos ist.“ Rentabel seien die Parkhäuser in der Bietigheimer Innenstadt nicht, das sei jedoch auch nicht das primäre Ziel. „Die Parkhäuser sind eine Maßnahme zur Förderung des Einzelhandels“, so Hochmuth.
Und diese Maßnahme scheint zu fruchten: „Wir haben kaum Leerstand und eine gute Mischung aus Erlebnis, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten“, sagt Hochmuth. Für diejenigen, die nur kurz in der Stadt einkaufen wollen, gebe es zudem zahlreiche, zeitlich befristet kostenfreie Parkplätze.
Anderswo in der Region ist das Parken im Parkhaus sogar kostenlos. Etwa im Parkhaus am Stadtgraben in Marbach am Neckar oder in der Tiefgarage Marktplatz in Kornwestheim. Auch hier ist die Betreiberin die jeweilige Stadt. In der Stuttgarter Innenstadt hingegen, werden mit Ausnahme der Rathausgarage alle Parkhäuser von Unternehmen betrieben. Und denen geht es in erster Linie nicht um den Einzelhandel, sondern darum, möglichst viel Profit mit den Parkhäusern zu machen.
Neben der Rathausgarage ist die Stadt Stuttgart Inhaber folgender Parkhäuser: Tiefgarage Rotebühlplatz, Teile der Tiefgarage Schwabenzentrum, Parkhaus Steinstraße und Parkhaus Züblin. Dass vier der fünf Parkhäuser nicht selbst betrieben werden, liege an der „personellen Situation“, teilt die Stadt Stuttgart auf Nachfrage mit. Die Stadt nimmt dabei nach eigenen Angaben keinen Einfluss darauf, wie viel die Betreiber der Parkhäuser verlangen. „Entgelte von Parkhäusern, die nicht im Eigentum der Stadt stehen, werden von den Betreibern bzw. Eigentümern in eigener Verantwortung – ohne Einflussnahme der Stadt – festgelegt.“
Mehr Bus und Bahn sowie weniger Parkplätze gut für den Einzelhandel
Die Bedeutung von Parkhäusern für Innenstädte wird auch von wissenschaftlichen Untersuchungen untermauert. Wie eine Ende 2023 erschienene Studie zum Thema „Auswirkungen des Parkens und der Erreichbarkeit auf einzelhandelsorientierte Stadtzentren“ zeigt, ermöglichen Parkhäuser, die Zahl der Straßenparkplätze in Innenstädten deutlich zu reduzieren. Und das komme wiederum dem Einzelhandel zugute. Denn laut den Forschenden profitieren Einzelhändler davon, wenn die Straßen vor ihren Läden nicht komplett mit Autos zugeparkt sind – es aber gleichzeitig in Laufdistanz immer noch genug Parkplätze für die Kunden gibt.
Entscheidend für den Erfolg des Einzelhandels sind jedoch nicht die Zahl der Parkplätze, sondern wie attraktiv der öffentliche Raum ist – gepaart mit der Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das hat eine Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik zum Thema „Verkehrsberuhigung und Einzelhandel“ ergeben. Demnach gilt: Je attraktiver die Innenstadt, desto mehr Menschen halten sich dort auf – und desto mehr Menschen gehen letztlich auch in die Geschäfte. Wobei Radfahrer und Fußgänger laut der Studie zwar weniger Geld ausgeben als Autofahrer, aber dafür häufiger – und so dem Einzelhandel insgesamt mehr Geld einbringen.