Wo vor ein paar Tagen noch fette Karossen standen, ragen nun schräg gestreifte Warnbaken auf. Gibt es schon Pläne für eine Umgestaltung der Nadlerstraße?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Die Runde drehen manche Autos öfter. Hinterm leeren Kaufhof rein, runter bis zum Café Tatti, links und das ehemalige Kaufhof-Parkhaus umrunden, und dann gleich noch mal ums Carré. Einmal nach rechts gelenkt hätte man die Tiefgarage Rathaus erreicht, deren Anzeige auch verrät, dass noch Stellplätze im kühlen Untergrund zu haben wären. Stattdessen suchen und cruisen die – fast ausschließlich – Männer aber immer wieder ums Viereck, um ihren Wagen ebenerdig zwischen Tati und dem Café im Hotel Emilu platzieren zu können.

 

Dieser Rumfahrerei hat die Stadt nun einen Riegel vorgeschoben – oder vielmehr Baken. Denn die weiß-rot-gestreiften Teile stehen nun entlang der Steinstraße und um die Kurve bis in die Nadlerstraße am Ecke, jeweils gut 50 Meter über den Scheitelpunkt der Kurve hinaus. Was auch aufgrund der Buddeleien im oberen Bereich der Steinstraße anmutet wie eine Baustelleneinrichtung, ist eine Absperrmaßnahme gegen das Parken – vielmehr Falschparken – in dem Bereich.

Stuttgart setzt Baken gegen Falschparken am Posereck ein

„Die Baken stehen als erster Aufschlag, um das dort geltende Halteverbot durchzusetzen“, teilt der Pressesprecher Oliver Hillinger die Absichten der Straßenverkehrsbehörde im Amt für öffentliche Ordnung mit. Regelmäßige Kontrollen würden dort ohnehin schon gemacht – und jede Menge Verstöße festgestellt. Die Absperrung sei nun eine Ergänzung zu den Kontrollen. Die Ecke ist auch in Teilen der Autposerszene beliebt. Aber das Falschparken sei nicht allein ein Problem, dass durch die stolzen Besitzer der Angeberautos verursacht werde. „Das bezieht sich nicht nur auf die Poserszene. Auch andere Autos wurden in diesem Bereich verbotswidrig abgestellt“, teilt der Stadtsprecher mit.

So sieht es an der Steinstraße aus. Foto: STZN/ceb

Wer nun meint, die Baken stünden bereits für eine künftig dort zu erstellende Verkehrsinsel ähnlich der „Stuttgarter Ecke“ oder andere bereits geplante Umbauten, irrt. Es laufe noch die Prüfung, wie man den Bereich verändern könne, so der Pressesprecher. Bis dahin sollen die Baken den Bereich nur sperren, damit dort keine Fahrzeuge mehr stehen. Den Baken und den geplanten Baumaßnahmen ist lediglich gemein, dass beide „ein Hindernis für rechtswidrige Parkvorgänge bilden“, erläutert Hillinger.

Der unerlaubte Parkstreifen am Straßenrand Foto: LICHTGUT Max Kovalenko

Denn die Umgestaltung wird nicht so einfach. Zwar soll der Straße die Fläche für das unerlaubte Parken genommen werden. Es muss aber noch genug Platz bleiben: Lieferfahrzeuge für die Geschäfte und Gastronomiebetriebe sowie Rettungsfahrzeuge bis hin zu großen Feuerwehrfahrzeugen müssen in der Ecke weiterhin durchkommen. Deren im Notfall notwendige Fahrt in den Bereich ist auch der Grund für das Parkverbot, insbesondere in der Kurve. Da die Prüfung noch laufe, liege noch kein Zeitplan für die Umbauarbeiten in dem Bereich vor.

Gut 800 Verwarnungen hat die städtische Verkehrsüberwachung „für illegale Parkvorgänge“ im Bereich der Nadlerstraße in diesem Jahr bereits verteilt. Laut dem Amt für öffentliche Ordnung seien die Mitarbeitenden der Verkehrsüberwachung in der gesamten Innenstadt mit hoher Präsenz unterwegs, auf den Bereich hinterm Rathaus habe man einen besonderen Fokus gelegt. Kontrolliert werde dort auch samstags bis Mitternacht.

Die Baken verstellen den unerlaubten Parkplatz. Foto: LICHTGUT Max Kovalenko

Ein Sonderphänomen sei es nicht, die Ecke wegen der Falschparkenden umzugestalten. Das werde auch an anderen Stellen getan. Hillinger nennt die „Stuttgarter Ecken“, die zum Beispiel mit Bügeln für Fahrradstellplätze versehen sind. Im Stadtbezirk West sind dadurch Kreuzungen frei geworden, an denen früher die Autos nachts an der Ecke vier- und fünfreihig parkten.

Parksuchverkehr und angeberische Poser

Poserszene
Stuttgart hat eine Szene mit Freunden teurer und PS-starker Autos. Weil diese an den Wochenenden in der Nähe der Partyszene gerne zum Angeben eingesetzt werden, werden die dazugehörigen Männer auch Auto-Poser genannt. Überwiegend spielt sich das im Bereich Theodor-Heuss-, Friedrich- und Bolzstraße ab. Aber auch hinterm Rathaus lässt man gerne die Motoren aufheulen.

Verkehrsüberwachung
Es gilt eine klare Aufteilung: Für den sogenannten ruhenden Verkehr, also geparkte Autos, ist die Verkehrsüberwachung der Stadt zuständig. Die Polizei greift ein, wenn es gilt, eine Gefahr abzuwehren – das gilt auch für zugestellte Rettungswege.