Politischer Paukenschlag Leonberger OB Cohn tritt nicht mehr an

Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) will nicht mehr. Foto: Simon Granville

Nach einer Amtszeit mit vielen Turbulenzen und viel Streit verzichtet der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn auf eine neuerliche Kandidatur im nächsten Jahr.

Leonberg: Thomas K. Slotwinski (slo)

Es ist noch nicht einmal eine Woche her, da hatte Martin Georg Cohn im Sommergespräch mit unserer Zeitung die Frage, ob er im kommenden Jahr erneut als Oberbürgermeister von Leonberg antrete, offen gelassen: „Diese Entscheidung treffe ich zu einem anderen Zeitpunkt“.

 

Dieser Zeitpunkt ist sechs Tage später gekommen. In einer persönlichen Erklärung, die auf der Homepage der Stadt Leonberg veröffentlicht wurde, verkündet der Sozialdemokrat seinen Verzicht auf eine abermalige Kandidatur. Die Oberbürgermeister-Wahl findet wahrscheinlich zeitgleich mit der Bundestagswahl im September des kommenden Jahres statt.

„Nach reiflicher Überlegung sowie vielen Gesprächen mit meiner Familie und meinen engsten Vertrauten habe ich mich entschieden, nicht erneut als Oberbürgermeister zu kandidieren“, erklärt Cohn und verschweigt dabei nicht, dass sein Entschluss auch mit den kommunalpolitischen Dissonanzen insbesondere in den vergangenen anderthalb Jahren zu tun hat. „Politik sollte im besten Sinne des Wortes ein Wettbewerb der Ideen und Lösungen sein – getragen von Respekt und Sachlichkeit“, sagt der Oberbürgermeister, dessen reguläre Amtszeit am 30. November des kommenden Jahres endet. „Insbesondere Vertrauen ist in der politischen Arbeit entscheidend, sowohl im Verhältnis zu den Bürgerinnen und Bürgern als auch zu den politischen Parteien und Gruppierungen. Dieses notwendige Band des Vertrauens spüre ich jedoch nicht mehr in der von mir gewünschten Stärke.“

Kritik aus der eigenen Partei

Zuletzt hatte es heftige Kritik am Leonberger OB gegeben – selbst aus seiner eigenen Partei. In den Sommergesprächen unserer Zeitung mit Spitzenleuten der Leonberger Kommunalpolitik wurden keinerlei Signale der Kooperation oder Unterstützung abgegeben. Die SPD-Spitze kündigte an, eine mögliche Kandidatur Cohns nicht positiv zu begleiten. Die CDU forderte gar den Rücktritt des Oberbürgermeisters, um so „einen Neuanfang zu ermöglichen.“

Besonders die Turbulenzen um die Erste Leonberger Bürgermeisterin Josefa Schmid (FDP) hat das politische Klima in der 50 000 Einwohner-Stadt frostiger werden lassen. Cohn hatte seine Stellvertreterin im Juni des vergangenen Jahres wegen angeblicher „gravierender Pflichtverletzungen“ mit einem Dienstverbot belegt. Beide haben sich gegenseitig angezeigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Regierungspräsidium überprüft die Gründe der Freistellung Schmids, die seit ihrer Hochzeit vor kurzer Zeit Josefa von Hohenzollern heißt.

Cohn will nicht kürzer treten

Trotz der Dissonanzen zieht Cohn eine weitgehend positive Zwischenbilanz: „Die Jahre waren erfüllt von Herausforderungen, aber auch von vielen Erfolgen und Momenten, auf die ich mit Stolz zurückblicke. Gemeinsam haben wir viel erreicht und Leonberg auf einem guten Weg in eine erfolgreiche Zukunft geführt.“ Kürzer treten will er in den kommenden Monaten nicht: „Ich werde meine verbleibende Amtszeit weiterhin mit vollem Einsatz nutzen, um unsere begonnenen Projekte weiter konstruktiv für unsere Stadt voranzubringen und einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen.“

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