Wobei nicht gar nicht klar ist, ob die beiden auch noch nach der Versammlung im Präsidium sind. Denn Adrion hat angekündigt, die Vertrauensfrage zu stellen und zurückzutreten, sollten nicht mindestens 50 Prozent für ihn stimmen. Und Präsident Vogt wird sich wohl Abwahlanträgen stellen müssen.
Für den Fall, dass beide abdanken (müssen), sieht die Satzung vor, dass der Vereinsbeirat bestimmen kann, wer die Geschicke des Vereins vorübergehend leitet. Dass kann eine externe Person sein oder jemand aus den Gremien – einzige Bedingung ist, dass die Person Mitglied ist. Tritt dieser Fall nicht oder nur zum Teil ein, bestünde das Präsidium immer noch aus zwei Personen und wäre handlungsfähig. Wie es auch kommen wird, auf Grupp oder Sugg kommt eine recht intensive erste Zeit als VfB-Präsidiumsmitglied zu.
Zeit also, die beiden Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen. Wir haben ihnen elf Fragen gestellt. Das sind die Antworten.
Was hat Sie schlussendlich dazu bewogen, Ihren Hut in den Ring zu werfen?
Grupp: Mein Opa und mein Vater haben mir die tiefe Leidenschaft und Verbundenheit zum VfB in die Wiege gelegt. Die aktuelle Außendarstellung des Vereins zeigt mir die dringende Notwendigkeit, einen respektvollen Umgang, sowie Zusammenhalt im Präsidium und den Gremien wiederherzustellen.
Aus meiner Sicht können die Visionen und Ziele eines Traditionsvereins nur gemeinsam erreicht werden, wenn man an einem Strang zieht, interne Geschlossenheit und Zusammenhalt zeigt und dies auch nach außen demonstriert. Genau das fehlt dem VfB Stuttgart derzeit. Man spricht übereinander statt miteinander, und das schadet dem VfB Stuttgart. Das haben die Abteilungen, die Athleten, die Mitarbeiter, die Mitglieder, die Fans – wir alle haben das nicht verdient. Ich möchte meinen persönlichen Beitrag dazu leisten, um unseren Verein in eine erfolgreiche und stabile Zukunft zu führen.
Sugg: Gegen Ende meiner Amtszeit als Aufsichtsrat habe ich betont, dass ich bereit bin, mich weiter für den VfB Stuttgart einzusetzen. In der jetzigen Situation braucht der VfB einen Weg zurück zu Geschlossenheit, Ruhe und Vertrauen. Aufgrund meiner offenen Art und Erfahrung beim VfB, bin ich der Überzeugung, dass ich zur Stabilität und Weiterentwicklung des Vereins einen entscheidenden Beitrag leisten kann.
Wie empfanden Sie den Auswahlprozess?
Grupp: Als intensiv und herausfordernd, aber auch fair und transparent. Es war eine bisher einzigartige Erfahrung und gleichzeitig die Gelegenheit, meine Visionen und Ziele klar darzulegen und mich den Mitgliedern des Vereinsbeirats authentisch zu präsentieren.
Sugg: Als sehr fair und transparent. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass die maximale Anzahl von Kandidaten für die Wahl nominiert worden wäre.
Charakterisieren Sie sich mit drei Substantiven
Grupp: Führungsstärke, Zuverlässigkeit, Empathie.
Sugg: Mut, Leistung, Vorbild.
Was blieb nach Ihrer Vorstellung im Rahmen des Dunkelroten Tischs am meisten hängen?
Grupp: Das Bild, das ich aktuell vom VfB habe, hat sich für mich bestätigt. Viele Mitglieder haben eine große Skepsis gegenüber dem aktuell amtierenden Präsidium. Die Distanz zwischen dem Präsidium und den Mitgliedern und Fans ist sehr groß. Zudem habe ich viel positive Resonanz für meine Visionen und Ziele erhalten, die auf Zusammenhalt, Geschlossenheit, Transparenz, Förderung der Jugendarbeit und eine starke Zukunft für den Verein abzielen.
Sugg: Es war ein gelungenes Format, um sich zu präsentieren. Die Aussagen im weiteren Verlauf waren aber zum Teil erschreckend und ließen für mich den Bezug zur Realität vermissen. Ein „Weiter so“ kann und darf es nicht geben. Hier gilt es jetzt mit gemeinsamer Kraft gegenzusteuern.
Wie werden Sie ihren Wahlkampf bis zur Mitgliederversammlung gestalten?
Grupp: Ich setze auf offene Dialoge, Transparenz und eine starke Präsenz bei den Mitgliedern und Fans. Dabei sind mir eine direkte Kommunikation und zahlreiche persönliche Gespräche sehr wichtig, um Vertrauen aufzubauen und meine Visionen und Gedanken zu teilen. Zudem wird es bald einen Werbefilm, sowie einen Podcast-Auftritt geben. Mein persönlicher Steckbrief ist bereits auf der offiziellen VfB-Homepage online gestellt und für alle öffentlich einsehbar.
Sugg: Ich suche den konstruktiven Dialog mit möglichst vielen VfB-Mitgliedern, dränge mich aber niemandem auf. Deswegen spreche ich auch ungern von Wahlkampf. Ich stelle gerne meine Ideen und Konzepte vor und nehme Anregungen auf. Wer erfahren will, wann und wo man mich treffen kann, darf mich gerne über meine private Homepage berti-sugg.de kontaktieren.
In einem Satz: Warum sollten die Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?
Grupp: Da ich bisher noch kein Amt beim VfB innehatte, mich auch noch nie auf eines beworben habe, ich die handelnden Personen in den Gremien vor meiner Bewerbung nicht kannte, ich jung und dynamisch bin, kann ich unbefleckt, unvoreingenommen und mit der notwendigen kritischen Neutralität einen Beitrag zu den erforderlichen Veränderungen leisten!
Sugg: Ich bin ein Fan aus der Kurve mit Erfahrung in verantwortungsvoller Position beim VfB und ich werde die Interessen der Vereinsmitglieder, auch gegenüber der AG, über alles stellen.
Was können die Mitglieder und VfB-Fans von Ihnen erwarten, sollten Sie gewählt werden?
Grupp: Transparente und offene Kommunikation, die das Vertrauen in die Vereinsführung stärkt. Ich werde mich dafür einsetzen, den Zusammenhalt im Verein und den Gremien sowie eine vertrauensvolle und respektvolle Zusammenarbeit zu fördern. Ich werde mich für die Förderung der Jugendarbeit einsetzen, da ich diese als die Zukunft für unsere Profimannschaft und für unsere Abteilungen sehe und mir dies sehr am Herzen liegt. Dabei möchte ich dazu beitragen, dass wir weiterhin junge Talente fördern und ihnen die bestmöglichen Entwicklungschancen bieten.
Darüber hinaus setze ich mich mit Nachdruck dafür ein, die traditionsreichen Werte des VfB Stuttgart zu bewahren und lebendig zu halten, und zwar sowohl im Präsidium, als auch im Aufsichtsrat der VfB Stuttgart AG. Zudem werde ich stets für die Mitglieder und Fans ansprechbar sein und ihre Anliegen ernst nehmen.
Sugg: Ich werde meine ganze Erfahrung beim VfB und meine berufliche Fach- und Methoden-Kompetenz einbringen – und nicht durch irgendwelche Slogans auffallen. Ich werde versuchen, das Vertrauen in das Präsidium durch breite Akzeptanz bei Fans und Mitgliedern zurückzugewinnen – und dabei keine Interessensgruppe bevorteilen oder benachteiligen. Ich werde Beiträge leisten, um den VfB auf allen Ebenen voranzubringen – und nicht mein eigenes Ego in den Vordergrund stellen.
Und was, wenn Sie nicht gewählt werden?
Grupp: Dies wäre zwar sehr schade, jedoch werde ich weiterhin als leidenschaftlicher Fan und Mitglied dem Verein erhalten bleiben und stets unterstützen. Der VfB Stuttgart wird immer mein Herzensverein bleiben. Ich werde hoffen, dass die dann amtierenden Präsidiumsmitglieder den VfB in eine positive und erfolgreiche Zukunft steuern und dies mit ebenso viel Herzblut und Engagement tun werden, wie ich es vorhabe.
Sugg: Die Mitglieder und VfB-Fans könnten dann erwarten, dass ich mich weiter für den Verein einsetzen werde. Als Mitglied der beiden VfB-Abteilungen Frauenfußball und der Garde, sowie den Fanclubs Courage Gerlingen, Kutten 1893, Peña Delatorre Amigos del VfB Stuttgart und neuerdings dem Fanclub Brustringfrauen gibt es sicher die eine oder andere Aufgabe, wo ich meine Expertise einbringen könnte.
Worin soll der inhaltliche Schwerpunkt ihrer Arbeit im Präsidium liegen?
Grupp: Auf der Förderung der Jugendarbeit, der Stärkung des respektvollen Umgangs, des Zusammenhalts und der internen Geschlossenheit, sowie der Bewahrung der traditionsreichen Werte des VfB Stuttgart. Ich möchte sicherstellen, dass wir kontinuierlich junge Talente entwickeln und ihnen optimale Möglichkeiten bieten. Zudem werde ich daran arbeiten, ein geschlossenes und einheitliches Bild nach innen und außen zu vermitteln, um das Vertrauen der Mitglieder und Fans zu stärken. Eine transparente und offene Kommunikation ist dabei unerlässlich. Außerdem werde ich mich dafür einsetzen, dass wir mittel- und langfristig eine sichere Finanzplanung haben, und die Mitgliedsbeiträge im Sinne der Satzung sachgerecht einsetzen - schwerpunktmäßig für das NLZ, für unsere Abteilungen und das Vereinsleben.
Sugg: Aufgrund meiner beruflichen Station als Produktmanager habe ich ein besonderes Interesse an der Strategieentwicklung im Verein. Gerne bin auch Ansprechpartner für bestehende oder neue Projektgruppen rund um aktuelle Themen, welche für Verein sowie Fans und Mitglieder wichtig sind. Außerdem will ich mich intensiv um die Abteilungen kümmern. Da liegen mir diejenigen, bei denen ich selbst Mitglied bin, zunächst besonders am Herzen. Ich lerne jedoch gerade auch alle anderen besser kennen und wertzuschätzen. Schließlich gilt es, die Aufgabenteilung im Team des Präsidiums in Summe so festzulegen, dass jeder das verfolgt, was er am besten kann.
Wie wollen und können Sie sich im Aufsichtsrat einbringen?
Grupp: Durch meine Kommunikationsstärke, Zuverlässigkeit und mein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Mitglieder und Fans. Bei für den e.V. relevanten Entscheidungen werden ich die Interessen des Muttervereins als Hauptanteilseigner in die Entscheidungsfindung einfließen lassen und ich werde mich für transparente und nachvollziehbare Entscheidungsfindungen einsetzen, die im besten Interesse des Vereins sind. Mein Ziel ist es, im Aufsichtsrat Professionalität zu stärken und gemeinsam mit den anderen Aufsichtsratsmitgliedern eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft für den VfB Stuttgart zu gestalten, wobei ich stets die traditionsreichen Werte des e.V. im Blick behalte.
Sugg: Während meiner fünfjährigen Zeit als Aufsichtsrat habe ich versucht, der Stimme von Fans und Mitgliedern ein starkes Gehör zu verschaffen. Nachdem ich im letzten Jahr dreimal zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt wurde, gehe ich davon aus, dass ich mehrheitlich die Erwartungen an meine Rolle und der mir übertragenen Aufgaben erfüllt habe. Ich bin bereit, erneut Verantwortung im Aufsichtsrat zu übernehmen; idealerweise im Sinne der zur Mitgliederversammlung vorgeschlagenen Satzungsänderung zur Aufsichtsratsbesetzung.
Wie sieht Ihre Vision vom VfB Stuttgart im Jahr 2028 aus?
Grupp: Der VfB ist ein wirtschaftlich stabiler und sportlich erfolgreicher Verein mit einer gut funktionierenden Struktur. Das Präsidium hat drei Sitze im Aufsichtsrat und stellt den AR-Vorsitzenden. Wir haben eines der besten Nachwuchsleistungszentren verbunden mit einer starken Jugendarbeit, die kontinuierlich junge Talente hervorbringt und fördert. Unsere Frauen- und Männerteams sind abteilungsübergreifend sportlich erfolgreich und die Profiteams spielen auf höchstem Niveau.
Die Vereinsführung ist transparent und nahbar, und wir bewahren die Tradition und Werte des VfB Stuttgart, während wir gleichzeitig innovativ und zukunftsorientiert agieren. Kurz gesagt: Ein VfB Stuttgart, der stolz auf seine Vergangenheit ist und optimistisch in die Zukunft blickt.
Sugg: Ich habe mir vor einiger Zeit überlegt, wie soll der VfB zum 140-jährigen Jubiläum im Jahre 2033 aussehen. Dafür würde ich mir wünschen: Die Mitgliederzahl ist auf einem konstant hohen Niveau; der Breiten- und Leistungssport ist mitgewachsen und ausgebaut; die VfB-Frauen haben sich in der Bundesliga fest etabliert, die erste Männer-Mannschaft ist Dauerteilnehmer in der Champions League und wir haben ein Museum für Fans, Mitglieder und Besucher aus nah und fern. Wenn einiges davon schon fünf Jahre früher Realität werden sollte, wäre ich umso glücklicher.