Die schönsten Restaurants, Hotels und Bars 2025 wurden gewählt. Sindelfingen und Metzingen sind dabei. Welche Stuttgarter Architekturbüros sich noch über Auszeichnungen freuen.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Das ist die Gretchenfrage – welcher Satz zählt mehr: „Hauptsache, es schmeckt! oder „Das Auge isst mit“ ? Im besten Fall treffen beide Sätze zu, wenn man etwas trinken oder essen geht und im Zweifel würde man wohl lieber sehr gutes Essen auch vom Pappteller goutieren als Fastfood in einem Designpalast. Doch wenn die Konkurrenz guter Restaurants groß ist, kann schon einmal die Frage danach, wie die Innenarchitektur so einer Lokalität gestaltet ist, Ausschlag für einen Besuch geben.

 

In Stuttgart scheint dieser Konkurrenzdruck nicht so immens zu sein. Unter den von einer architekturaffinen Jury gewählten „50 schönsten Restaurants, Bars und Hotels“ in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz befindet sich keines in der Landeshauptstadt. Die vier ersten Preise gingen nach München („Anima“ von Arnold Werner Architekten, „Coeur“ von Martino Hutz Architecture), Berlin („Hotel Telegraphenamt“ von Dreimeta) und nach Hamburg („Authentikka Mitte“ von Innenarchitektur Lineatur).

Drei Stuttgarter Architekturbüros siegreich

An den Architekturbüros liegt es nicht, dass Stuttgart leer ausgeht, sie sind außerhalb der Stadtgrenzen erfolgreich: drei Stuttgarter Büros dürfen sich über eine Auszeichnung freuen – und immerhin fünf Lokalitäten in Baden-Württemberg.

SOMAA-Architekt Hadi Tandawardaja hat in Metzingen ein Restaurant gestaltet. Foto: Patricia Neligan

Das Büro SOMAA Architektur & Innenarchitektur, das in Stuttgart unter anderem das Lumen, die Metzgerei und die Bar Blau gestaltet hat, ist nun in der Outletcity in Metzingen erfolgreich: mitten auf dem Lindenplatz hat das Team um Hadi Tandawardaja den auch architektonisch gut gemachten Glaspavillon eindrucksvoll umgestaltet. Der Bau selbst stammt von Riehle und Partner, für den Entwurf gab es den Preis „Beispielhaftes Bauen“ im Landkreis Reutlingen 2001-2008.

Eine Art „Rote Regenwolke“ entlang der kompletten Decke des Lokals spielt darauf an, dass im „Champa“ asiatisch gekocht wird. Das Mobiliar, ein Mix aus Holz und rosafarbenen filigranen Metallstühlen, passt zu dem vielen Grün im und vor dem Gebäude.

Ausgezeichnetes Restaurant in Sindelfingen

Nicht allzu weit aus der Stadt fahren müssen gestaltungsaffine Menschen auch, wenn ihnen mehr nach Bärlauchmaultaschen statt Gyoza ist: das „Kramers Stüble“ im Hotel Erikson in Sindelfingen hat wegen der gastronomischen Nachfrage mit dem „Wolfgangs“ Verstärkung bekommen. Bei dem überzeugenden Innenarchitektur-Konzept von buerohauser mit Sitz in Berlin sowie in Altensteig im Landkreis Calw werden Pastelltöne mit skandinavischer Geradlinigkeit und viel Holz (die Lamellenwände etwa stammen von einer Schreinerei aus dem Schwarzwald) kombiniert.

Vielleicht für die Pfingstferien ein Ausflugstipp, zumindest zum Hineinschauen: die „Mole Radolfzell“ direkt am Bodensee. Das von dem Konstanzer Büro Schaudt Architekten gestaltete Restaurant öffnete 2023. Der schlichte, beeindruckend hohe Baukörper mit einem umweltfreundlichen Holz-Tragwerk und einer Glas-Holz-Fassade wirkt extrem einladend.

Passivhaus-Hochhaus in Heidelberg mit Restaurant ganz oben

Wen es eher gen Westen zieht, der darf einen Trip nach Heidelberg planen und das auch architektonisch ambitionierte Hotelhochhaus im Passivhausstandard besuchen, es ist Teil eines Stadtentwicklungsprojektes, der „Bahnstadt“ in Heidelberg. Das Atlantic Hotel dort hat bei Olufemi Moser Architekten aus München und Brumann Innenraumkonzepte aus Ascheberg (Nordrhein-Westfalen) ein glamourös elegantes Design bestellt – die Gestalter haben geliefert.

Auf dem obersten Geschoss im 15. Stockwerk befindet sich nun ein Restaurant sowie eine Bar mit altrosafarben glänzenden Kacheln. Holz trifft auf Eiche und Grüntöne, das Interieur hält dem Blick über die Dächer Heidelbergs, das Schloss und den Pfälzer durchaus stand. Die Gastronomie ist ausdrücklich auch den Heidelbergerinnen und Heidelbergern geöffnet, Gästen von auswärts sowieso.

Erfolgreicher Umbau einer Schriesheimer Papierfabrik

Umbau im Bestand ist in der Architektur ein wichtiges Thema, da dort oft weniger klimaschädigendes CO2 ausgestoßen wird. Insofern: alles richtig gemacht auch in Schriesheim, denn im vorderen Odenwald in Baden-Württemberg wurde eine ehemalige Papierfabrik umgestaltet. Nun werden im „Mühlenhof“ im ausgezeichneten Restaurant „RARO“, gestaltet von Design in Architektur aus Darmstadt, Gäste bewirtet.

Beliebte Reiseziele der Schwaben sind Metropolen wie Hamburg und Berlin, zwei Stuttgarter Gestaltungsbüros haben dort überzeugt: Die Ippolito Fleitz Group hat in der Hauptstadt die „Dry Gin & Beef Club“ vom Stuttgarter Gastronomen Michael Wilhelmer entworfen. Ein „ausdrucksstarker Rahmen“, wie in dem zur Auszeichnung begleitenden Bildband zu lesen ist, mit einem opulenten Materialmix von Naturstein, geflammtem Holz, aquamarinfarbenen Maratti-Fliesen an der Bar mit den apothekenähnlichen Regalen; Hochprozentiges wird ja hier wie dort verwendet.

Auf den Ort und seine Geschichte reagieren ebenfalls die Brüder Cord und Rolf Glantz von Geplan Design aus Stuttgart. Eine silbrige fischschwarmartige Beleuchtung von dreißig Metern Länge an der dunklen Decke ist der Hingucker im Restaurant „CLAAS“ von Claas-Henrik Anklam in der Hamburger Hafencity – und konkurriert in Sachen Aufmerksamkeit nur noch mit der enormen Showküche.

Falls das Warten aufs Essen länger dauern sollte . . . man sitzt auf hochwertigen Polstermöbeln aus dem Schwäbischen. Und damit der 405 Quadratmeter große Gastraum nicht zu hallenmäßig wirkt, sind die so genannten Champagnertische an die Bar angedockt, wer weniger prominent im Blickfeld dinieren mag, macht es sich in Sitznischen bequem.

Die Gestaltungsbüros aus Stuttgart sind gefragt, die Auswahl zeigt es. Und jüngst hat, wie unsere Zeitung berichtet hat, Frank Dittel aus Stuttgart sein Konzept für ein Restaurant von Tim Raue auf dem Berliner Fernsehturm umgesetzt. Gut möglich, dass im nächsten Jahr also wieder Stuttgarter Büros unter den Gewinnern des Innenarchitektur-Preises zu finden sind. Ob dort nicht nur das Auge mit isst, da sind dann wiederum die gastronomischen Experten gefragt – demnächst werden die Ergebnisse der Testesser des Guide Michelin veröffentlicht.

Bilder von den Projekten auch mit Stuttgarter Beteiligung finden sich in der Bildergalerie.

Info

Auszeichnung
Jährlich vergibt eine Jury den Preis „Die schönsten Restaurants, Hotels & Bars“, das gleichnamige Buch von Carsten Wiewiorra und Cornelia Hellstern ist im Callwey-Verlag erschienen, 293 Seiten, 59,95 Euro. Auslober des Wettbewerbs ist der Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem bdia Bund Deutscher Innenarchitekten, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband e. V. (Dehoga Bundesverband), der Internorga, dem Frauennetzwerk Foodservice und den österreichischen Fachverbänden WKO Gastronomie und WKO Hotellerie sowie mehreren Medienpartnern.

Extra-Auszeichnung
Den Fotografiepreis erhält Kim Fohmann.

Anerkennungen
Sechs „Anerkennungs“-Preise gingen an den Beef Club Fire & Salt in Wolfsburg (Ester Bruzkus Architekten), Brasserie Süd in Zürich (suter plus), Restaurant KOMU in München (Thatenhorst Interior), Hotel zum Hirschen in Salzburg (Studio Eliste), Hotel Aare in Thun (Atelier ushitamborriello Innenarchitektur Szenenbild), Terra Bar in München (Sebastian Zenker Interior Design).