Aktivisten der Letzten Generation demonstrieren am ersten Ferientag am Stuttgarter Flughafen gegen den wachsenden Flugverkehr, Privatjets und Kurzstreckenflüge. Sie klettern auf Stufen und Streben, wo die Polizei nicht so schnell hinkommt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Es ist der erste Tag der Sommerferien, der Himmel am Stuttgarter Flughafen zeigt keine einzige Wolke, viele Reisende rollen mit ihren Koffern durch Terminal 1. Und plötzlich klettern mehrere Personen über eine Absperrung an einem Aufzug vorbei auf eine schmale Stufe zwischen Ausgang und Lichtschacht. Ein Polizist in Zivil gibt ein Zeichen, dann kommen mehrere Beamte angerannt. „Kommt da runter!“, ruft eine Polizistin. Doch es ist schon zu spät. Die Demonstranten packen Megafon und Banner aus, ziehen sich orangefarbene Westen an mit einem schwarzen Herzen auf dem Rücken; das Erkennungszeichen der Letzten Generation.

 

Klimaaktivisten haben am Donnerstagmorgen am Stuttgarter Flughafen gegen den wachsenden Flugverkehr, gegen Kurzstreckenflüge sowie gegen Privatjets demonstriert. Außerdem haben sie mit Bannern die Klimastrategie des Flughafens kritisiert und dafür geworben, dass der Flughafen „ehrlich klimaneutral“ werden solle. Damit meinen sie nicht nur die Infrastruktur am Boden, die nur einen geringen Anteil der Gesamtemissionen ausmache, sondern auch die Flüge selbst.

Kürzlich hatten Flughafen-Chefs die Aktivisten eingeladen

Erst vor rund zwei Wochen hatten sich Klimaaktivisten der Letzten Generation sowie von Parents for Future mit den Geschäftsführern des Stuttgarter Flughafens zu einem Gespräch getroffen. Zwar habe eine „angenehme Atmosphäre“ geherrscht, doch bei den Themen Kurzstreckenflüge, Klimaneutralität sowie Privatjets konnten sich die Parteien einander nicht annähern, hieß es beiderseits. Der Sprecher des Flughafens, Johannes Schumm, sagte danach, dass auch sie Kurzstreckenflüge nur bedingt sinnvoll finden. Aber darum gehe es nicht, betonte er: „Wir haben eine Betriebspflicht.“

Einer der Aktivisten, Mischa Bareuther, fordert in einer Pressemitteilung: „Ultra-Kurzstreckenflüge nach Frankfurt und München müssten wegfallen, wie es zum Beispiel die Franzosen vormachen.“ Dass dies nicht angegangen werde, zeige aus seiner Sicht, wie wenig Flughafen und Landespolitik an echtem Klimaschutz interessiert seien.

Flüge nach Stuttgart umgeleitet wegen Aktion in Frankfurt

Zudem haben Demonstranten der Letzten Generation am Donnerstag den Betrieb am größten deutschen Flughafen in Frankfurt/Main gestört. Sie sind in einen eingezäunten Bereich eingedrungen und haben sich im Bereich der beiden zentralen Start- und Landebahnen festgeklebt. Maschinen, die zu diesem Zeitpunkt Frankfurt ansteuerten, konnten dort nicht landen und mussten umgeleitet werden. Nach Angaben einer Sprecherin der Stuttgarter Flughafens sind sieben davon am Manfred-Rommel-Airport gelandet. Die Flugzeuge sind im Lauf des frühen Vormittags von Stuttgart aus wieder Richtung Frankfurt gestartet, als dort der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte.

Am Mittwoch hatten Aktivisten der Letzten Generation bereits am Flughafen Köln/Bonn demonstriert. Dort hatten sie auch den Flugverkehr gestört, einen Zaun durchtrennt und sich an einer Landebahn festgeklebt. Die Polizei beendete die Aktion, der Flugbetrieb konnte mehrere Stunden nach Beginn der Blockade wieder aufgenommen werden.