In einem Brief an den Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper kritisiert der Fahrradclub ADFC fehlende Umleitungen für Fahrradfahrer und Fußgänger. Eine aktuelle Baustelle in Botnang sei kein Einzelfall.

Die Stadt Stuttgart vernachlässige Radfahrer bei Verkehrsbaustellen. So sieht es der ADFC Stuttgart. Derzeit verärgert die Situation am Oberen Kirchhaldenweg in Botnang die Verantwortlichen besonders. Bereits seit Anfang Januar ist die Straße zwischen der Eltinger und der Bergheimer Steige für den Verkehr gesperrt. Eine Umleitung ist nur für Autos ausgeschrieben, Radfahrer und Fußgänger hingegen würden nicht ausreichend informiert werden, kritisiert der ADFC in einem Brief an den Oberbürgermeister Frank Nopper.

 

Dass man hier nicht weiterkommt, erfahre man erst an der Absperrung, meint Daniel Gräsel, stellvertretender Vorsitzender des ADFC Stuttgart: „Auf dem Waldweg gibt es keine Warnhinweise.“ Je nachdem aus welcher Richtung man komme, müsse man mehrere Hundert Meter zurück, um die Sperre zu umfahren – und das teils steil bergauf. Manche Radfahrer würden die Sperrung daher missachten, andere müssten große Umwege in Kauf nehmen.

Baustelle ist kein Einzelfall

„Man muss zugeben, dass die Ausschreibung von Umleitungen hier wirklich schwierig ist“, sagt Gräsel. Grund dafür sei die Vielzahl an möglichen Wegen durch den Wald. „Zumindest an einigen Wegkreuzungen könnte man aber Warnschilder aufbauen, die auf die Sperrung hinweisen.“ Das wäre ohne großen Aufwand möglich und könnte unnötige Umwege verhindern, so Gräsel.

Laut dem ADFC ist die Situation am Kirchhaldenweg kein Einzelfall. „Bei uns kommt der Eindruck an, dass es bei manchen Baufirmen kaum Verständnis für den Radverkehr gibt“, meint Daniel Gräsel. Das Baustellenteam der Stadt Stuttgart reagiere bei Beschwerden zwar verständnisvoll, das passiere aber erst im Nachhinein. Zu häufig werde versäumt, Radler schon bei der Planung von Baustellen mitzudenken. Der ADFC fordert daher nicht nur eine schnelle Lösung für die Situation in Botnang, sondern grundsätzliche Veränderungen.

Bei baustellenbedingten Sperrungen solle der Rad- und Fußverkehr zukünftig Priorität haben. Das könne man von einer Stadt, die sich als „Fahrradstadt“ versteht, erwarten, so der ADFC. Bereits 2019 hat die Stadtverwaltung beschlossen, Stuttgart fahrradfreundlicher zu machen. Das Ziel der Stadt ist, den Radanteil am Gesamtverkehr auf 25 Prozent zu steigern.