Die Situation für Radler im Schwabtunnel ist ein Politikum. In Stuttgart-West ist eine Neuerung beschlossen worden, die auch im Gemeinderat eine Mehrheit finden dürfte.
Die Idee ist nicht neu, aber sie erlebt gerade ein politisches Comeback. Es geht um eine Umweltspur durch den Schwabtunnel, also eine Spur, auf der nur Busse und Radfahrer unterwegs sein dürften.
Der Anlass: Inzwischen liegen zahlreiche Berichte von Fahrradfahrern vor, dass sie von Autofahrern überholt würden, obwohl dies ausdrücklich verboten ist in der Röhre zwischen Süd und West. Vor-Ort-Besuche unserer Redaktion sowie die Polizei bestätigen die Schilderungen.
Geht es nach der Mehrheit der Bezirksbeiräte in Stuttgart-West, würde versuchsweise eine Umweltspur für Busse und Radler im Schwabtunnel von Süd nach West eingerichtet; in diese Richtung geht es bergauf, Fahrradfahrer ohne E-Antrieb sind daher gemeinhin langsam unterwegs. Forderungen der Grünen haben am 24. Juni Mehrheiten gefunden. Im Süden steht der Schwabtunnel nächste Woche auf der Tagesordnung.
Radstreifen an der Schwabstraße
„Nach einem Jahr soll eine Evaluation der Umweltspur erfolgen“, steht in dem Antrag. Weitere Forderungen: Tempo 30 von West nach Süd, eine bauliche Abgrenzung der Fahrbahnen, Pikogramme, kein Radverkehr mehr auf den Gehwegen und ein Radstreifen entlang der Schwabstraße zwischen Rotebühlstraße und Tunnel.
Bis auf die Umweltspur habe es breite Mehrheiten für die Vorschläge gegeben, sagt der Bezirksvorsteher Bernhard Mellert. Denn die Fraktionen haben die Punkte letztlich einzeln abgestimmt. Dem Verkehrsversuch „Umweltspur“ stimmten laut Mellert elf Beiräte zu, acht waren dagegen. „Ich bin schon dafür, dass man da jetzt mal einen Versuch macht“, sagt der Bezirksvorsteher. „Versuche sind ja ergebnisoffen.“ Einig seien sich eigentliche alle, dass die Situation im Schwabtunnel ein Problem ist.
Nicht nur die Bezirkspolitik befasst sich mit Lösungen für den Schwabtunnel. Auch im Gemeinderat formiert sich inzwischen eine mögliche Mehrheit für Veränderungen beim Nadelöhr zwischen West und Süd. Nach Puls-Fraktion (Stadtisten, die Partei, Klimaliste), die Ähnliches fordert, haben drei weitere Fraktionen im Gemeinderat einen Antrag geschrieben: Grüne, SPD/Volt und Linke/SÖS/Plus.
In ihrem Forderungspapier an die Stadtverwaltung steht ganz oben: „Die Verwaltung prüft rechtlich, wie und ob eine Umweltspur eingerichtet werden kann.“ Nach einem Jahr solle evaluiert werden. Vorschläge zu ergänzenden Maßnahmen seien willkommen.
Damit sind – rein rechnerisch – die politischen Mehrheiten gegeben, den Verkehrsversuch im Schwabtunnel aus der Schublade zu ziehen. Dorthin war er nämlich vor wenigen Jahren verschwunden, nachdem bundesweit die Diskussionen um die Änderung der Straßenverkehrsordnung begannen.
Zwei weitere Punkte, die die drei Faktionen fordern: Tempo 30 – was die geänderte Straßenverkehrsordnung inzwischen hergeben müsste – sowie einen Radstreifen von Rotebühlstraße bis Erwin-Schoettle-Platz.