Vor Gericht steht ein 36-jähriger Mann wegen räuberischer Erpressung und erpresserischen Menschenraubs. Zusammen mit drei Komplizen soll er einen Bauunternehmer und seien Familie zu Hause überfallen haben.
Es ist bereits der dritte Prozess mit dem sechsten Angeklagten, der im Zusammenhang mit dem Raubüberfall auf einen Bauunternehmer in Kirchheim am Neckar im Mai 2022 vor dem Landgericht Heilbronn stattfindet. In den ersten beiden Prozessen sind die vier Tatbeteiligten sowie der Fahrer des Fluchtwagens zu Haftstrafen von fünf Jahren und drei Monaten bis acht Jahren verurteilt worden. Nunmehr hat der Prozess gegen den vermutlichen Tippgeber begonnen, dessen Identität im zweiten Prozess im Frühjahr bekannt geworden ist. Seit Mitte März sitzt er in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36-jährigen vollbärtigen Mann im weißen Hemd räuberische Erpressung, erpresserischen Menschenraub und gefährliche Körperverletzung vor. Er soll Anfang Mai 2022 in einer Bar im Raum Stuttgart erfahren haben, dass im Haus eines Bauunternehmers in Kirchheim, gegen den er wegen eines Streits einen Groll hegte, Schmuck und große Bargeldbestände gelagert seien. „Auf der Rückfahrt gab er die Information an seine Begleiter weiter und erkundigte sich, wer an einem Überfall Interesse habe“, so die Staatsanwältin.
Er habe die Tat angestoßen und in hohem Maße vorangetrieben, hieß es in der Anklage. In der Nacht auf den 19. Mai 2022 hätten dann vier Männer unter dem Vorwand, ein Auto des Bauunternehmers touchiert zu haben, an dessen Haus geklingelt und seien gewaltsam eingedrungen. Ein fünfter wartete am wenige Meter entfernt geparkten Fluchtfahrzeug. Die Männer hätten von dem Mann eine Million Euro, später dann 500 000 Euro Bargeld gefordert. Zur Untermauerung ihrer Forderung hätten sie dem Mann mit einem Quarzhandschuh mehrfach ins Gesicht geschlagen und ihm das Nasenbein gebrochen.
Insgesamt übergab der Mann dem Quartett 2750 Euro Bargeld. Zudem erbeuteten die Täter drei Uhren im Gesamtwert von rund 20 000 Euro sowie eine Lederjacke im Wert von 200 Euro. Die vier Täter, die zwei scharfe Pistolen dabei hatten, seien bei dem Überfall äußerst brutal vorgegangen. Sie hätten die Ehefrau des Mannes gewürgt und dem Mann eine Pistole an den Kopf gehalten und gesagt: „Wenn Du nicht mehr Geld hast, dann war’s das für Dich.“ Das Ehepaar sowie drei weitere Angehörige, die in dem Haus übernachteten, seien schwer schockiert gewesen und hätten in der Folge Schlafstörungen gehabt und seien in therapeutischer Behandlungen gewesen. Zwei seien zeitweise arbeitsunfähig gewesen.
Wann fällt das Urteil?
Der Angeklagte wollte sich am ersten Prozesstag weder zu seiner Person noch zur Sache äußern. Der Prozess wird am 25. November fortgesetzt, das Urteil soll am 15. Januar verkündet werden.