Das Thema „Lüften“ wirft bei vielen Verbrauchern immer noch Fragen auf. In diesem Ratgeber finden Sie einen umfassenden Überblick mit allen notwendigen Infos.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Inhaltsverzeichnis
 


Checkliste: Merkblatt „Richtiges Lüften“


Quelle: Lukas Böhl / Piktochart

 

Nach oben


Gründe für regelmäßiges Lüften

Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, weshalb regelmäßiges Lüften so wichtig ist, sollten wir uns zunächst anschauen, welche Aufgaben das Lüften bei der Herstellung eines angenehmen Wohnklimas hat.

Temperaturausgleich: Im Laufe des Tages steigt die Raumtemperatur durch Sonneneinstrahlung, Personen oder elektrische Geräte. Durch die Belüftung eines Raumes wird der Temperaturanstieg ausgeglichen.

Schadstoffentfernung: Wer gerade gestrichen oder neue Möbel gekauft hat, kennt die unangenehmen Gerüche, die entstehen. Aber auch das Kohlenstoffdioxid, das wir ausatmen, zählt zu den Schadstoffen, die täglich durch Frischluftzufuhr entfernt werden müssen.

Geruchsneutralisierung: Ob Kochgerüche oder verbrauchte Luft nach einer durchzechten Nacht, auch Gerüche werden durch gründliches Lüften entfernt.

Feuchteabfuhr: Einer der wichtigsten Punkte des täglichen Lüftens ist die Feuchteabfuhr. Durch Kochen, Duschen, Wäschetrocknen, Schwitzen und Atmen gibt ein Vierpersonenhaushalt etwa 10 bis 15 Liter Wasser pro Tag an die Raumluft ab. Dieses muss durch gründliches Lüften entfernt werden, um Feuchtigkeitsschäden in der Wohnung zu vermeiden.

Die vier oben genannten Aspekte lassen sich weiterhin in zwei wesentliche Maßnahmen untergliedern:

1. Luftaustausch: Diese Art des Lüftens dient vor allen Dingen der Frischluftzufuhr, der Entfernung von Gerüchen und dem Temperaturausgleich in der Wohnung.

2. Raumentfeuchtung: Hier steht das Senken der Luftfeuchtigkeit im Vordergrund, das essenzieller Bestandteil des Lüftens, jedoch nicht mit der Frischluftzufuhr gleichzusetzen ist.

Unterschied: Während die verbrauchte Luft durch gründliches Stoßlüften schnell gegen frische Luft ausgetauscht werden kann, dauert die Raumentfeuchtung wesentlich länger. Grund ist die in Möbeln, Polstern, Boden- und Wandbelägen gespeicherte Feuchtigkeit, die nur nach und nach wieder an die Raumluft abgegeben wird. Das heißt, nachdem die Fenster wieder geschlossen sind, gibt die Einrichtung immer noch Feuchtigkeit ab. Diese muss entsprechend durch erneutes Stoß- oder Spaltlüften entfernt werden. Im Folgenden finden Sie eine Erklärung zu den beiden Methoden.

Nach oben


Stoßlüften oder Spaltlüften?

Stoßlüften: Bei dieser Art des Lüftens werden alle Fenster eines Raumes für kurze Zeit geöffnet, um schnell möglichst viel verbrauchte gegen frische Luft auszutauschen. Der Prozess kann beschleunigt werden, indem Türen und andere Fenster auf demselben Stockwerk ebenfalls geöffnet werden, sodass ein Durchzug entsteht: Querlüftung.

Spaltlüftung: Unter der Spaltlüftung versteht man die anhaltende Lüftung durch Kippstellung der Fenster. Hierbei entsteht ein zwar langsam fortschreitender, aber konstanter Luftaustausch, durch den auch ausdunstende Feuchtigkeit der Möbel abtransportiert werden kann.

Welche Methode eignet sich besser?

Es ist unmöglich, eine pauschale Empfehlung zur richtigen Art des Lüftens zu geben. Schließlich schaffen bauliche und geografische Verhältnisse sehr unterschiedliche Voraussetzungen. In Altbauten mit einfach verglasten Fenstern dringt oft durch undichte Stellen ohnehin Luft ins Innere, während moderne, besser abgedichtete Wohnungen durch zu wenig lüften womöglich zu viel Feuchtigkeit speichern. Wer nicht über eine automatische Lüftungsanlage verfügt, ist jedoch mit der mehrmaligen Stoßlüftung besser beraten. Die Spaltlüftung kann bei gemäßigten Temperaturen ergänzend genutzt werden, sollte jedoch nicht zur Dauerlösung werden. Grund ist neben dem langsameren Luftaustausch der anhaltende Wärmeverlust bei der Spaltlüftung, die mit einem Auskühlen der Wände einhergeht. Eine ideale Voraussetzung für die Ansammlung von Kondenswasser und damit für Schimmel. Sehr anschaulich wird der Vorteil des Stoßlüftens in diesem Video der Verbraucherzentrale dargestellt:

Nichtsdestotrotz ist es ratsam, direkt auf Ihren Vermieter zuzugehen oder sich an unabhängige Beratungsstellen wie die Verbraucherzentrale zu wenden, um spezifische Informationen zum richtigen Lüften (auf Ihre Wohnsituation bezogen) einzuholen. Eine Übersicht mit deutschlandweiten Beratungsstellen der Verbraucherzentrale finden Sie hier. Unter diesem Link finden Sie auch Hilfe zur Telefon- oder E-Mail-Beratung.

Nach oben


Tipps zum richtigen Lüften

Wir können Ihnen zwar keine individuelle Beratung zum richtigen Lüftung Ihrer Wohnung geben, dennoch gibt es einige Tipps, die Sie schon jetzt beachten können.

Hygrometer kaufen: Ein Hygrometer misst die relative Luftfeuchtigkeit in Ihrer Wohnung. Diese variiert nicht nur von Raum zu Raum, sondern kann auch innerhalb der Räume stark voneinander abweichen. Am besten platzieren Sie das Gerät dort, wo die Luftfeuchtigkeit bekanntermaßen am höchsten bzw. niedrigsten ist, also den Problemstellen. Idealerweise liegt die Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 %, wobei dieser Wert auch von Gebäude zu Gebäude variieren kann. Beobachten Sie vor und nach dem Lüften den Wert. Sollte er sich nach dem Lüften nicht allmählich verbessern, müssen Sie nachlüften.

Auch wenn die Empfehlungen von Gebäude zu Gebäude variieren, sollten Sie beim Stoßlüften dennoch darauf achten, dass die Wohnung nicht auskühlt. Egal, ob Sie nur nach dem Aufstehen und vor dem Zubettgehen lüften oder mehrmals über den Tag verteilt, dieses Schaubild bietet eine grobe Orientierung über die Lüftungsdauer bei unterschiedlichen Außentemperaturen.


Quelle: Lukas Böhl / Piktochart

Übrigens sollte auch bei Regen oder Nebel gelüftet werden, da die einströmende Luft durch die Heizung erwärmt wird und somit die relative Feuchtigkeit abnimmt. Achten Sie jedoch darauf, dass kein Wasser in die Wohnung eindringt. Öffnen Sie der Wetterseite abgewandte Fenster oder warten Sie kurze Regenpausen zum Lüften ab.

Nach oben


Lüften nach Zimmern

Da die Nutzung der verschiedenen Räume variiert und somit auch die Luftfeuchtigkeit, gibt es einige Dinge, die Sie beim Lüften beachten sollten.

Küche

In der Küche entsteht beim Kochen eine Menge Wasserdampf, der teils in die Raumluft übergeht und sich teils auf den Einrichtungsgegenständen niederschlägt. Daher sollten Sie unbedingt den Abzug einschalten (falls vorhanden) und schon während des Kochens lüften. Verwenden Sie, wenn möglich, Deckel für die Töpfe und reiben Sie feuchte Ablagen direkt trocken. Ist die Küche separat, sollten Sie während des Kochens und danach die Tür geschlossen halten, damit sich der Dampf nicht in der Wohnung verteilt. Nach dem Kochen sollten Sie gründlich stoß- oder spaltlüften.


Quelle: BMU

Badezimmer

Noch mehr Feuchtigkeit als in der Küche entsteht nur im Badezimmer, insbesondere, wenn dieses zum Trocknen nasser Wäsche genutzt wird. Auch hier empfiehlt es sich, die Feuchtigkeit schon beim Entstehen durch eine Abluftanlage oder ein gekipptes Fenster abzuleiten. Ziehen Sie nach dem Duschen am besten die Fliesen und Glaswände ab, damit weniger Feuchtigkeit weggelüftet werden muss. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie empfiehlt, die Tür des Badezimmers nicht nur während des Duschens geschlossen zu halten, sondern auch danach, sodass die Feuchtigkeit nicht in die anderen Zimmer zieht. Nach dem Duschen oder Baden sollte auf jeden Fall gründlich gelüftet werden. Verfügt Ihr Badezimmer weder über ein Fenster noch über einen Abzug, entfernen Sie die Luftfeuchtigkeit durch verstärktes Querlüften der gesamten Wohnung bei offener Badtür.

Lesen Sie auch: Wäsche in der Wohnung trocknen

Schlafzimmer

Ein schlafender Mensch gibt pro Nacht (bei 8 Stunden Schlaf) rund 300 g Wasser an die Raumluft ab. Durch nächtliches Schwitzen absorbiert das Bett zudem Feuchtigkeit, die über den Tag hinweg hinausgelüftet werden muss. Aus diesem Grund reicht das Lüften nach dem Aufstehen bzw. vor dem Zubettgehen nicht aus. Besser ist mehrmaliges Stoßlüften, um die Feuchtigkeit zu entfernen, die Decken, Matratzen und Co abgeben.

Wohnräume

Wohnräume sind in der Regel am wenigsten von übermäßiger Feuchtigkeit betroffen, es sei denn, sie werden durch viele Pflanzen oder Zimmerbrunnen geschmückt. Da wir jedoch selbst beim Atmen Wasser an die Luft abgeben, sollten auch die Wohnräume mehrmals täglich durch Stoßlüften von der verbrauchten Luft befreit werden.

Den Keller richtig lüften

Der Keller ist wohl der kühlste Ort im Haus. Das kann im Sommer zum Problem werden, da warme Luft von draußen an den Wänden kondensieren und somit zu Feuchtigkeitsschäden führen könnte. Lüften Sie den Keller im Sommer also am besten nachts oder am frühen Morgen. Im Winter können Sie die Kellerräume ganztägig lüften. Passen Sie aber auf, dass die aufsteigende Kälte nicht die Böden der Wohnung auskühlt oder durch Türspalten für einen Durchzug sorgt.

Lüften in Neubauten bzw. nach Sanierungen

Feuchtigkeit, die nach Beendigung der Bauarbeiten in den Wänden oder Böden verbleibt, muss nach der Fertigstellung des Bau- oder Sanierungsprojektes durch verstärktes Lüften und Heizen entfernt werden. Der Verband Privater Bauherren empfiehlt, die ersten beiden Heizperioden verstärkt zu heizen und zu lüften. Die Entwicklung der Luftfeuchtigkeit sollte mit einem Hygrometer beobachtet werden.

Nach oben


Lüften nach Jahreszeit

Da die Temperaturen in Deutschland im Frühling und Herbst gemäßigt sind, können für diese Jahreszeiten die oben genannten Tipps eingehalten werden. Bei den extremen Temperaturen des Sommers und Winters gibt es jedoch einige Punkte zu beachten.


Quelle: BMU

Richtig lüften im Winter

Kalte Luft speichert weniger Wasser als warme Luft. Das heißt, bei niedrigen Temperaturen im Winter wird die ohnehin schon feuchtigkeitsarme Luft in der Wohnung erhitzt und verliert dadurch noch mehr Feuchtigkeit. In der Folge kommt es zu sehr trockener Raumluft. Dies ist zwar gut, um Schimmel zu vermeiden, allerdings können die Schleimhäute durch die trockene Luft gereizt werden. Lüften Sie daher am besten zu Tageszeiten, an denen die Temperatur möglichst hoch ist. Beim Lüften im Winter sollten Sie außerdem darauf achten, dass die Fenster nicht zu lange geöffnet sind und dadurch Böden und Wände auskühlen. Bei Minusgraden reichen bereits zwei bis drei Minuten Stoßlüften aus, wie Sie dem obigen Schaubild entnehmen können.

Richtiges Lüften im Sommer

Im Hochsommer sind die Außentemperaturen meist höher als die in der Wohnung. Beim Lüften gelangt also mehr Feuchtigkeit mit der warmen Luft ins kühlere Innere als abgeleitet wird. Das kann mitunter zum Problem werden, wenn in den Morgen- und Abendstunden nicht ausreichend gelüftet wird. Generell empfiehlt es sich, im Sommer verstärkt zu lüften, wenn die Außentemperaturen niedriger sind als die Raumtemperaturen. Hierzu sollte, wie schon gesagt, die Nacht- bzw. Morgenkühle genutzt werden. Halten Sie die Fenster über Nacht offen oder in Kippstellung, um die komplette Luft in der Wohnung auszutauschen.

Nach oben


Rechtliche Lage

Der TÜV SÜD informiert in seinem Lüftungskonzept von 2018: „Im Rahmen seiner Obhut-Verpflichtung ist der Nutzer im zumutbaren Rahmen für ein ausreichendes Heizen und Lüften verantwortlich (Fensterlüftung).“ Deutsche Gerichte halten zwei Stoßlüftungsvorgänge pro Tag selbst bei Abwesenheit tagsüber für zumutbar. Bei ganztätiger Anwesenheit, zum Beispiel am Wochenende, sind mehr Lüftungsvorgänge zumutbar. Das richtige Lüftungsverhalten und die die damit einhergehenden Pflichten des Mieters sind jedoch auch abhängig vom jeweiligen Haustyp. In modernen, nahezu luftdichten Gebäuden muss zum Beispiel häufiger gelüftet werden, als in Altbauten, in die durch Ritzen und Spalten bedingt ohnehin Luft eindringt. Mehr dazu erfahren Sie auf der Seite Mietrecht.org.

Lesen Sie auch: Anleitung zum Fensterputz

Nach oben