„Es ist eine klare Steigerung der Aufenthaltsqualität und des Sicherheitsgefühls“, ist Eva-Maria Kapp, die Sicherheitsbeauftragte für die Baustelle der Deutschen Bahn angesichts der Umbaumaßnahmen an der Haltestelle Feuersee überzeugt. Das sollte es auch. Schließlich müssen Pendler wieder einmal die kompletten Sommerferien mit großen Einschränkungen aufgrund der Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke leben – das vierte Jahr in Folge. Noch bis zum 6. September ist der innerstädtische Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen gesperrt.
Haltestelle Feuersee wird umgestaltet
Am augenfälligsten für die Fahrgäste unter den zahlreichen Tätigkeiten zur Modernisierung der Stammstrecke sind dabei die kosmetischen Maßnahmen an der Haltestelle Feuersee. Die unterirdische Station wird komplett umgestaltet. Bis auf den Betonsockel wurde der Belag auf den Bahnsteigen und den Treppen abgebrochen. Der neue Kunststein lässt die Haltestellen deutlich heller wirken. Die meisten Fliesen wurden bereits verlegt. Ein echter Knochenjob. „Alleine eine Tritt- und Stützstufe an den Treppen wiegt 32 Kilogramm“, erklärt Bauleiter Sven Bauer. Diese müssen von zwei Arbeitern per Hand einzeln eingesetzt werden. Damit keine Spannungen oder gar Risse entstehen, werden die Stufen bereits zwei Tage vor dem Verlegen zur Akklimatisierung unter Tage gebracht. „Es ist insgesamt eine logistische Meisterleistung“, sagt Ulrich Gauss, der Projektleiter der Baufirma Rommel.
Neues Farbkonzept für unterirdische Bahnhöfe
Mehrere Tonnen Material mussten in Abstimmung mit den anderen Baufeldern über die Gleise vom Zwischenlager Am Mittelkai im Stuttgarter Hafen antransportiert werden. Neben dem Boden- und Treppenbelag an der rund 200 Meter langen Haltestelle werden auch neue Hinweisschilder, die Verkleidungen der Stützsäulen, neue Blindenleitlinien und Überwachungskameras installiert, die von der Deutschen Bahn und der Bundespolizei eingesehen werden können. Und nicht zuletzt werden die Hintergleiswände erneuert.
Dabei kommt ein besonderes Farbkonzept zum Tragen. Der Feuersee ist dabei die letzte Etappe der seit 2020 andauernden Modernisierung der unterirdischen Haltestellen auf der S-Bahn-Stammstrecke. Die Boden-und Treppenbeläge sind inzwischen identisch, die unter dem Konzept „Licht und Farbe“ überschriebene Umgestaltung sieht eine eigene Farbe als zusätzliches Wiedererkennungsmerkmal für jede Haltstelle vor: am Hauptbahnhof rot, Stadtmitte grün, Schwabstraße gelb, Feuersee blau und an der Universität rosa. Das ist nur während der sowieso anberaumten Stammstrecken-Sperrungen möglich. „Wir hängen uns da einfach ran“, erklärt Kapp.
Ausbau des Digitalen Knotens schreitet voran
Insgesamt 24 verschiedene Maßnahmen haben die zahlreichen Tochterunternehmen der Deutschen Bahn während der sechswöchigen Sperrung durchgeführt. Die Kosten belaufen sich auf rund 25 Millionen Euro. Unter anderem wurden Weichen geschliffen und der Tunnel mit neuer Kommunikationstechnik und Stromanschlüssen ausgestattet. Unter anderem auch im Tunnel von der neuen Cannstatter Bahnbrücke unter dem Rosensteinpark in Richtung Hauptbahnhof. „Rund 2,5 Kilometer der Gleise wurden bereits verlegt“, sagt Alexander Rühl, Teamleiter bei der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU). Auch die neue Haltestelle Mittnachtstraße nehme Konturen an. So seien die Betonarbeiten für die Bahnsteige und Zugänge bereits abgeschlossen. „Die endgültige Ausstattung soll erst kurz vor der Inbetriebnahme erfolgen.“
Derzeit wartet auf die Ingenieure die nächste Hürde: Auf einem rund 400 Meter langen Teilabschnitt kurz vor dem Anschluss an das bestehende Gleisnetz am Stuttgarter Hauptbahnhof müssen die Schienen auf Wunsch der Stadt, anstatt wie von der Neckarbrücke bis zur Wolframstraße auf einem konventionellen Schotterbett, auf einem massiven Federsystem gelagert werden. Die gegossenen Betonfundamente werden dabei auf mehr als 1000 kleine Kunststoffkerne angehoben. „Ein sehr komplexes und aufwendiges Verfahren“, betont Rühl. Dieses dient als zusätzlicher Schall- und Erschütterungsschutz für das oberhalb, zwischen LBBW und dem Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs gelegene zukünftige Baufeld A2 im Rosensteinquartier. Die Kosten übernimmt die Stadt.
S-Bahnen fahren ab 7. September wieder
Bis zum 6. September sollen alle Maßnahmen auf der Stammstrecke abgeschlossen sein. Ab Samstag, 7. September, sollen die S-Bahnen ab Betriebsbeginn wieder planmäßig durch den innerstädtischen Tunnel fahren. Auch wann genau die ersten Züge durch den neuen S-Bahn-Tunnel und über die Cannstatter Eisenbahnbrücke rollen sollen, steht für PSU-Projektleiter Andreas Ecker fest: „Wir gehen derzeit von September 2026 aus. Der Baufortschritt stimmt uns sehr positiv.“ Bis dahin soll auch der Ausbau des Digitalen Knoten Stuttgarts (DKS) abgeschlossen sein. Im Rahmen der aktuellen Sperrung wurden mehrere Hundert Meter Kabel für die neue Sicherungstechnik zwischen Hauptbahnhof und Österfeld verlegt. Die weiteren Etappen sollen während der dann fünften Sperrung in den Sommerferien 2025 und der sogenannten Sperrpause zur Inbetriebnahme im Sommer 2026 erfolgen. Die derzeit finanzierten Ausbaustufen 1 und 2 sehen die S-Bahnverbindungen vom Hauptbahnhof in Richtung Waiblingen und Esslingen sowie zum Flughafen und nach Böblingen vor.
Ungeachtet der Debatten, ob aufgrund der geplanten Sparmaßnahmen des Bundes die weiteren Streckenabschnitte des S-Bahn-Netzes Stuttgart mit der Sicherungstechnik European Train Control Systems (ECTS) ausgestattet werden können, gingen die Planungen weiter. „Wir gehen weiter davon aus, dass auf der Stammstrecke spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 alles in Betrieb gehen kann“, betont Ecker.