Nahverkehr in der Region Bekommt Stuttgart eine weitere S-Bahnlinie?

, aktualisiert am 06.11.2025 - 18:19 Uhr
Durch die Verknüpfung der Strohgäubahn (r.) mit der Stuttgarter Panoramabahn könnte eine neue S-Bahnlinie enstehen. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich, Simon Granville

Zu den heutigen sechs regulären S-Bahnlinien könnte innerhalb von zehn Jahren eine siebte hinzukommen. Sie würde einer totgeglaubten Strecke in Stuttgart neues Leben einhauchen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Die S-Bahn Stuttgart ist derzeit in keinem guten Zustand: Baustellen, technische Probleme und Unzulänglichkeiten der Infrastruktur bremsen das System, das einst als Rückgrat des Nahverkehrs galt. Der Verband Region Stuttgart, der den Verkehr bestellt und bezahlt, lässt sich vom Status quo nicht schrecken und präsentiert am Mittwoch Überlegungen für eine gänzlich neue Linie.

 

Sie könnte vom Jahr 2035 an Heimerdingen (Landkreis Ludwigsburg) mit Stuttgart-Vaihingen verbinden. Eine solche Linie könnte nach ersten Erkenntnissen eines von der Region beauftragten Gutachters einen so hohen Nutzen entfalten, dass eine Förderung durch Bund und Land möglich ist. Dabei würde die heute zwischen Korntal und Heimerdingen als Regionalbahnlinie 47 pendelnde Strohgäubahn ins S-Bahnnetz der Region eingebunden.

S-Bahn Stuttgart über die Panoramabahn?

Ausgangspunkt der Überlegungen war die Frage, was mit der von der Deutschen Bahn im Frühjahr 2027 aufgegebenen Panoramabahn in Stuttgart zwischen dem Nordbahnhof und Vaihingen geschehen könnte. Region, Landeshauptstadt und das Land hatten sich in der Vergangenheit darauf verständigt, diesen Schienenstrang erhalten zu wollen. Die Deutsche Bahn unterstützt die Überlegungen, wird die Strecke aber nicht mehr betreiben.

Die neue S-Bahnlinie soll ihre beiden Endpunkte im 30-Minuten-Takt verbinden. Entlang der Panoramabahn sollen auf Stuttgarter Stadtgebiet drei neue Haltestellen eingerichtet werden. Jene an der Stelle, an der die Bahntrasse die Heilbronner Straße in Stuttgart-Nord kreuzt, soll die dortigen Schulzentren ebenso erschließen, wie auch einen Umstieg auf die Stuttgarter Stadtbahn ermöglichen, deren Linien 5, 6, 7 und 15 dort halten.

Die Haltestelle Lenzhalde biete „insbesondere eine gute Erschließung des dicht bebauten Einzugsbereichs sowie ebenfalls einen direkt an der Station liegenden Schulstandort“, heißt es in einem Papier, über das Verkehrspolitiker der Region am Mittwoch debattieren. Der Halt am Herderplatz soll sowohl einen Umstieg zur Stadtbahn ermöglichen als auch das Einzugsgebiet des ehemaligen Westbahnhofs mitbedienen.

Neue S-Bahnlinie erst nach Umbau der Strohgäubahn

Auch an der Strecke der Strohgäubahn müsste einiges gemacht werden. Neben der Elektrifizierung der heute mit Dieseltriebwagen befahrenen Nebenbahn stünde die Verlängerung der bestehenden Haltestellen auf der Liste der zu erledigenden Aufgaben. Auf einer Länge von rund 2,6 Kilometer müsste die ansonsten eingleisige Strecke zwischen Münchingen und Schwieberdingen um ein zweites Gleis ergänzt werden. Zwischen Korntal und dem Abzweig zur Panoramabahn beim Stuttgarter Nordbahnhof könnten die Züge Gleise nutzen, auf denen heute schon S-Bahnen unterwegs sind.


Die ebenfalls notwendige Grundsanierung der Panoramabahn, in welche die Deutsche Bahn wegen der bevorstehenden Aufgabe zuletzt nicht mehr viel investiert hat, stellt mit gut 93 Millionen Euro den größten Einzelposten in der Kostenprognose dar. Die kreuzungsfreie Verknüpfung mit der Bestandsstrecke beim Nordbahnhof schlägt mit 61 Millionen Euro zu Buche. Insgesamt würde die Ertüchtigung der Panoramabahn und der Bau der drei neuen Stationen rund 211 Millionen Euro kosten, in die Instandsetzung und Elektrifizierung der Strohgäubahn würden 96 Millionen Euro fließen.

Kosten von mehr als 300 Millionen Euro

Unter dem Strich summierten sich die Investitionen auf gut 307 Millionen Euro. Darin nicht enthalten ist die Anschaffung zehn weiterer Züge für diese Linie, für welche die Region Kosten zwischen 80 und 100 Millionen Euro ansetzt.

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