Schulweg-Initiative von StZ und StN Stadt will 8 Stellen auf Stuttgarter Schulwegen sicherer machen

Gar nicht so ungefährlich: der Weg zur Torwiesenschule. Foto: Achim Zweygarth/Archiv

Unsere Redaktion hat dem Ordnungsamt zehn weitere von Eltern gemeldete Gefahrenstellen auf Schulwegen vorgelegt. Fast überall will die Verwaltung jetzt nachbessern.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Anfang Oktober haben wir zehn weitere Meldungen von den insgesamt gut 1300 Hinweisen auf Gefahrenstellen im Rahmen unserer Aktion „Achtung, Schulweg!“ an die Stadtverwaltung geschickt mit der Bitte um Einschätzung. Mittlerweile sind die Antworten eingetroffen. An acht Stellen will die Stadt nun nachbessern. Teilweise laufen die Planungen schon, teilweise werden sie durch die Elternhinweise beschleunigt oder angeschoben.

 

Die Karte zeigt die von den Eltern gemeldeten Gefahrenstellen. Klicken Sie auf einen Punkt für die ausführliche Meldung durch die Eltern, die Antwort der Verwaltung sowie einen Link auf Google Street View, um die Straßensituation beurteilen zu können.

Besonders häufig wurde ein Straßenübergang an der Torwiesenschule am Rand von Heslach als Gefahrenstelle genannt. An dieser Stelle biegen Autos ab und überqueren dabei die Stadtbahngleise. „Morgens ist an dieser Stelle viel Verkehr“, schreibt das meldende Elternteil, „auf die Schule gehen viele Schüler mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen, sodass ein sicherer Übergang hier besonders wichtig wäre“.

Dem stimmt die Stadtverwaltung zu: „Die Wegebeziehung von der Stadtbahnhaltestelle zur Torwiesenschule bedarf, wie von den Eltern geschildert, der Überprüfung.“ Mit der Schulleitung werde nun über den Bedarf und geeignete Maßnahmen wie einen verbreiterten Gehweg oder Gehwegnasen gesprochen. Das Amt für öffentliche Ordnung müsste den Bau dann anordnen.

StVO-Novelle bietet neue Möglichkeiten

Aus Heumaden meldet ein Vater Gefahren entlang der Strecke der Buslinie 65. Auf dem Heimweg kommen Fahrgäste nach dem Aussteigen mangels Zebrastreifen oder Ampel nur mühsam über die Mannspergerstraße. „Es gibt nirgends bei uns eine sichere Überquerung der Straße“, klagt der Vater.

Die Verwaltung schreibt in ihrer Antwort, dass die Verkehrsmengen für einen Zebrastreifen nicht ausreichen. Wegen der kurvigen Strecke hätten Autofahrer auch oft schlechte Sicht und man könne sich nicht darauf verlassen, dass sie immer anhalten. Die Anwohner dürften trotzdem auf eine Tempo-30-Zone hoffen: „Die Novelle der Straßenverkehrsordnung bietet die Möglichkeit, Tempo 30 an Schulwegen anzuordnen. Die Straßenverkehrsbehörde wird diese Möglichkeit prüfen“, heißt es aus dem Rathaus.

Eltern sind gefordert

Auf dem Weg zur Wilhelm-Hauff-Schule (Heslach) überqueren Schüler die Böblinger Straße vielfach an der Taubenstaffel, wo Stadtbahnen und Autos (mit Tempo 30) durchfahren. Der empfohlene Schulweg führt über die Ampel am Erwin-Schoettle-Platz, betont die Stadt. Um den kürzeren Weg an der Taubenstaffel zu ermöglichen, empfiehlt die Verwaltung den Einsatz von den auch als Schülerlotsen bekannten Verkehrshelfern: „Dies könnte z.B. über die Schule bzw. den Elternbeirat organisiert werden.“ Allerdings müssten sich für diesen Einsatz Freiwillige finden.

An weiteren Gefahrenstellen sind konkrete Verbesserungen schon in Arbeit oder angeschoben worden. In Untertürkheim (Wilhelmsschule) mahnt ein Elternteil, über die Großglocknerstraße komme man anders als über die Kappelberg- und Schnaiterstraße nicht mittels Ampel. Tatsächlich ist an der unübersichtlichen Kreuzung seit April 2023 eine Ampel angeordnet, davor sind laut Verwaltung aber noch Baumaßnahmen an den Kanälen nötig. Aus Sicht des Vaters zieht sich die Sache freilich zu lange. Von einer Begehung mit zwei Ministern und einem Staatssekretär im Herbst 2022 habe man sich sehr viel erhofft, gebaut wurde bis heute allerdings nicht. „Das Ganze hat sich so lange gezogen. Wenn es denn jetzt kommt, ist eine komplette Grundschul-Generation durch“, so der Vater.

Die folgende Karte zeigt alle gut 1300 im Rahmen unserer Aktion gemeldeten Gefahrenstellen. Sie können die gewünschte Schule suchen und auch hineinzoomen. Klicken Sie auf einen Punkt für Details.

An der Ecke Salzäckerstraße / Rulfinger Straße (Weg zur Salzäckerschule in Möhringen) verweisen Eltern auf dort abgestellte Wohnwagen und Anhänger sowie Zweite-Reihe-Parker für die Glascontainer. Die Stadt schreibt, an dieser Stelle sei eine Gehwegnase eingerichtet worden. Die großen Fahrzeuge beeinträchtigten trotz Halteverbot teilweise die Sicht, seien aber regelkonform am rechten Straßenrand abgestellt.

Diplomaten sind immun

Recht ungewöhnlich ist der Hinweis auf eine Gefahrenstelle in der Olgastraße (Schulweg zur Jakobschule). An der Querung zur Weißenburgstraße ist das bosnisch-herzegowinische Generalkonsulat. Falsch parkende Diplomatenfahrzeuge behinderten die Sicht und gefährdeten die Sicherheit, so der Vorwurf. Antwort der Stadt: Da kann man nichts machen, Diplomaten und ihre Fahrzeuge dürfen laut dem Wiener Abkommen nicht belangt werden. Das Amt für öffentliche Ordnung wolle das Konsulat aber ansprechen und darum bitten, korrekt zu parken.

Im Gebiet um die Don-Carlos-Straße (Vaihingen, Bezirk der Österfeldschule) klagen mehrere Eltern über viel morgendlichen Autoverkehr, der sich zudem nicht ans Tempolimit halte. Das Gebiet sei bislang unauffällig, teilt die Stadt mit, doch „Die geschilderten Probleme werden überprüft (mit Ortsterminen zu Schulbeginn und Schulende)“.

Die Krux mit den Ampeln

Zahlreiche Elternmeldungen beziehen sich auf Fußgängerampeln – sind sie sicher, wenn zugleich rechtsabbiegende Autos grün haben? Eine solche Stelle findet sich an der Kreuzung Römer-/Filderstraße (Süd, Marienschule). Prinzipiell sei so eine Regelung in Deutschland als sicher eingestuft, so die Verwaltung. In Stuttgart kommen Schutzblinker dazu, an dieser Stelle auch ein gepflasterter Belag und eine verengte Fahrbahn. „An dieser Einmündung wird in den nächsten Monaten zudem eine Stuttgarter Ecke eingerichtet, mittels derer das verbotswidrige Parken nicht mehr möglich sein wird“, kündigt die Verwaltung an.

Bei der Ampel über die Karl-Kloß-Straße bei der Haltestelle Eiernest (Lerchenrainschule) klagt ein Elternteil über die schlecht abgestimmten Grünphasen. „Deshalb laufen viele bei Rot. Das machen die Schulkinder dann natürlich nach“, so ein Vater. Die Antwort: Nach einem Ortstermin im März 2023 wurden die Wartezeiten an der Fußgängerampel verringert. „Leider kommt es durch das Anfahrverhalten der Busse zu längeren Wartezeiten von ca. 50 Sekunden. Deshalb wird die Lichtsignalanlage nun weiter modifiziert.“

Die letzte Meldung kommt von der Rosenschule (Zuffenhausen). Hier fragt ein Elternteil, warum ein als sinnvoll erachteter Zebrastreifen, der 2022/23 wegen einer Baustelle eingerichtet worden war, wieder entfernt wurde. „Es handelt sich um eine Straße in einer Tempo 30-Zone, die nicht auf Anlieger beschränkt ist oder sonstigen Einschränkungen unterliegt. Ein Zebrastreifen kommt daher nicht in Frage“, schreibt die Verwaltung. Die Rosenschule liege an einer Spielstraße. „Klagen über zu schnelles Fahren gab es dort nur vereinzelt“, so das Rathaus.

„Achtung, Schulweg!“

Aktion
Von Ende Juli bis Mitte Oktober haben wir Eltern aufgerufen, uns Gefahrenstellen an Stuttgarter Schulwegen zu melden. Gut 1300 Hinweise gingen ein. Sie finden alle Beiträge zum Projekt sowie eine Karte mit den Gefahrenstellen auf unserer Themenseite.

Meldungen
Alle Einzelmeldungen samt der von den Hinweisgebern eingegebenen Freitexte veröffentlichen wir anonym in dieser Tabelle.

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