Der Streit um die neuen Windkraftanlagen auf dem Schurwald hält an. Die Genehmigungsbehörde hat die Wiederinbetriebnahme erlaubt – das trifft auf Widerspruch.

Region: Corinna Meinke (com)

Der Streit um die beiden neuen Windräder auf dem Schurwald dreht sich weiter: Die Genehmigungsbehörde, die in diesem Fall in Göppingen sitzt, sagt, die Windräder seien nun leise genug und hat die Wiederinbetriebnahme genehmigt. Die Bürgerinitiative Pro Schurwald bestreitet die Ergebnisse, kritisiert die Anlagen als immer noch „deutlich zu laut“, zweifelt die Messmethodik an und behauptet, das zuständige Landratsamt verletze seine Amtspflichten.

 

Nachdem es massive Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern gab und eine Tonhaltigkeit der beiden neuen Windräder der Firma Uhl auf dem Schurwald festgestellt worden war, stehen seit Februar beide Anlagen des Windparks Königseiche still.

Die Getriebe der beiden neuen, aber zu lauten Windkraftanlagen, wurden ausgetauscht

„Eine technische Analyse des Herstellers Nordex und des Betreibers Uhl Windkraft Projektierung GmbH & Co. KG ergab, dass die Ursache hierfür in den ursprünglichen Getrieben lag. Eine Instandsetzung war nicht zielführend. Daher erfolgte der vollständige Austausch beider Getriebe gegen Getriebetypen eines anderen Herstellers“, schildert das Umweltschutzamt im zuständigen Landratsamt Göppingen das Vorgehen.

Nach Ansicht der Umwelt-Behörde gibt es keine Auffälligkeiten mehr

In der Nacht vom 11. auf den 12. September habe dann eine Auffälligkeitsmessung stattgefunden. Zusammen mit der Auffälligkeitsprüfung vom 26. September kommt das Umweltschutzamt zu dem Schluss: „Es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt; insbesondere liegt keine Tonhaltigkeit vor.“

Im Sommer wurden die zu lauten Getriebe der beiden Windkraftanlagen ausgetauscht. Foto: Archiv/Corinna Meinke

Auf dieser Grundlage habe das Landratsamt Göppingen die Wiederinbetriebnahme der beiden Windenergieanlagen am 30. September bewilligt. Nun folge noch eine bereits beauftragte schalltechnische Abnahmemessung.

Inzwischen hat sich auch die Bürgerinitiative Pro Schurwald zu Wort gemeldet und widerspricht den erwähnten Ergebnissen auf der Basis einer Analyse der Schallimmissionen, die die Bürgerinitiative nach eigenen Angaben nahe der Esslinger Kreisgrenze in Uhingen-Baiereck (Kreis Göppingen) durchgeführt hat.

Die Bürgerinitiative wirft der Behörde vor, ihre Amtspflichten zu verletzen

Dabei kommt die Initiative zu dem Schluss, dass die beiden Windkraftanlagen immer noch „deutlich zu laut“ seien und der Brummton weiterhin zu hören sei. Der nächtlich erlaubte Immissionsrichtwert von 40 Dezibel (db) werde um fünf dB überschritten. Außerdem werde der Anhaltswert für die Nacht für tieffrequente Geräusche um sechs dB überschritten.

Für die Bürgerinitiative steht fest, in diesem Zustand wären die Windkraftanlagen nicht genehmigungsfähig und „ein Regelbetrieb darf nicht wieder aufgenommen werden“. Da das Landratsamt die sofortige Stilllegung nicht verfüge, „verletzt es aus unserer Sicht seine Amtspflichten“, behauptet Michael Haueis, der Sprecher der Bürgerinitiative.

Beeinträchtigen Wald und Topografie im Schurwald das Messergebnis?

Außerdem wirft die Bürgerinitiative der Behörde vor, eine Schallemissionsmessung sei wegen „Schalldämpfung durch Abschirmung und Topografie nicht gegeben. Grundsätzlich sollte vom Messstandort freie Sicht auf die Schallquelle bestehen“. Beim Windpark Königseiche seien die beiden Windkraftanlagen jedoch durch Wald verdeckt.

Ein weiterer Vorwurf lautet, die Werte bei einer unter diesen Bedingungen aus der Messung abgeleiteten Immissionsprognose würden im Vergleich zu einer tatsächlichen Immissionsbelastung zu gering ausfallen. Deshalb fordert die Bürgerinitiative nun eine Langzeitimmissionsmessung in Uhingen-Baiereck.

Nach den Vorwürfen gefragt, erklärte das Umweltschutzamt, man bitte um Verständnis, „dass wir zunächst die fachliche Auswertung der uns von der Bürgerinitiative übermittelten Stellungnahme durch die nach § 29b BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz) bekannt gegebene Messstelle abwarten“.