Spatenforscher haben Reste einer bisher unbekannten frühchristlichen Kirche in der antiken Stadt Artaxata freigelegt. Es handelt sich bei dem Sakralbau aus dem vierten Jahrhundert um die älteste archäologisch belegte Kirche Armeniens.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Archäologen der Armenischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Münster haben in der antiken Stadt Artaxata in Armenien die Reste einer bisher unbekannten frühchristlichen Kirche entdeckt.

 

Oktogon mit kreuzförmigen Anbauten

Der Fund umfasst einen Achteckbau (Oktogon) mit kreuzförmigen Anbauten. Die Spatenforscher legten Teile davon frei und untersuchten die Kirche mit geophysikalischen Methoden. „Bei dem Gebäude aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. handelt es sich um die älteste archäologisch belegte Kirche des Landes. Ein sensationelles Zeugnis für das frühe Christentum in Armenien“, erklärt Achim Lichtenberger von der Universität Münster.

„Bislang waren achteckige Kirchen hier nicht bekannt. Wir kennen sie aber gut aus dem östlichen Mittelmeerraum, wo sie bereits seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. auftreten“, ergänzt Mkrtich H. Zardaryan von der Armenischen Akademie der Wissenschaften.

Bedeutender frühchristlicher Memorialbau

Der Fund entspricht vom Bautyp her frühchristlichen Memorialbauten. In den kreuzförmig angesetzten Anbauten entdeckten die Forscher Überreste von Holzplattformen, die mithilfe der Radiokarbondatierung auf die Mitte des vierten Jahrhunderts n. Chr. datiert werden konnten.

Das Gebäude, dessen Oktogon einen Durchmesser von circa 30 Metern hat, war mit einem einfachen Mörtelfußboden und Terrakottaplatten ausgestattet. Funde aus Marmor deuten darauf hin, dass es aufwendig mit diesem aus dem Mittelmeerraum importierten Material geschmückt war.

Artaxata ist der Ort in Armenien, an dem der Legende nach Gregor der Erleuchter gefangen gehalten wurde, bevor er 301 n. Chr. den armenischen König Tiridates III. zum Christentum bekehrte. Armenien wurde danach der erste christliche Staat der Welt.

Das Kloster Khor Virap vor dem Ararat liegt in der Nähe der neu entdeckten Kirche. Foto: Armenian-German Artaxata Project

Mittelalterliches Kloster Khor Virap

Nur einen Steinwurf von der nun entdeckten Kirche entfernt liegt das mittelalterliche Kloster Khor Virap, das an diese Tradition erinnert. Artaxata war die Hauptstadt des armenischen Königreichs der Dynastien der Artaxiaden und Arsakiden. Die Stadt entwickelte sich in hellenistischer Zeit zu einer bedeutenden Metropole und war für knapp sechs Jahrhunderte die Hauptstadt des Königreichs Armenien.

Das armenisch-deutsche Forschungsteam erforscht seit 2018 die hellenistische Metropole Artaxata in der Ararat-Ebene. Das deutsch-armenische Team ist seit September wieder in Armenien. Es wird die Ausgrabungen fortsetzen und hofft auf neue Funde, auch zu der Frage, wem diese Kirche geweiht war.