Die Gäste sind schon weg, als ein Mann ein Messer zieht und eine Drohung gegenüber dem Team einer Laube ausspricht. Was weiß die Polizei über den nächtlichen Vorfall?
Es sei ein friedliches und ruhiges Fest gewesen, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz des Stuttgarter Weindorfs. Das Team der Winzerlaube Beurer und Bauerle hat das in einer Nacht anders erlebt. Als sie nach Feierabend noch beisammen saßen, mussten sie einen Messerangreifer in die Flucht schlagen. Der Schreck sitzt tief.
„Es war schon spät, wir saßen mit allen zusammen und haben Musik an gehabt“, sagt Adrian Beurer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich einfach noch ein bisschen unterhalten und hocken wollen, nachdem die Gäste längst gegangen waren – und auch mal ein Viertele trinken. Es sei schon lang nach Mitternacht gewesen. Draußen auf dem leeren Weindorf ging ein Mann vorbei und rief, sie sollten ihre Musik ausmachen. Das Team antwortete entsprechend, er solle sie in Ruhe lassen und seines Weges gehen. „Da dachten wir, es wäre vorbei. Aber dann kam er plötzlich wieder um die Ecke und hatte ein Messer in der Hand und bedrohte uns“, berichtet Adrian Beurer. Er zeigt die Bewegung, mit der der Mann das Messer bewegt habe – ausgestreckter Arm auf Hüfthöhe, das Messer in der Faust, in bogenförmiger Bewegung nach vorne. „Gott sei dank war die Security sofort zur Stelle“, lobt Beurer die Sicherheitsleute, die nach Feierabend zwischen den Lauben patrouillieren. Der Mann habe zurückgehalten werden können, die Polizei sei auch „unglaublich schnell, in wenigen Minuten“ da gewesen.
Die Polizei bestätigt den Vorfall. Ein 23-Jähriger sei in der Nacht zum Mittwoch gegen 2.15 Uhr festgenommen worden. Er kam nach der Anzeigenaufnahme wieder auf freien Fuß, die Einsatzkräfte beschlagnahmten das Messer. Der Fall wurde als Bedrohung aufgenommen. Die Bedrohten sagten, der Mann habe geschrien: „Ich bringe Euch alle zu Allah!“ Die Polizei bestätigt, diese Aussage protokolliert zu haben. Warum er das rief, ist nicht geklärt. Man gehe aber nicht von einer extremistischen Tat aus, sondern von einem Streit, der sich wegen der Musik entzündet habe – was natürlich einen Messerangriff nicht weniger schlimm mache.
Bei Adrian Beurer und seinem Team hat die bedrohliche Situation Spuren hinterlassen. „Wir fragen uns schon, wie sicher es hier ist, wenn immer mehr Leute mit Messern rumlaufen. Das war früher nicht so.“ Sorgen mache er sich auch um die Securityleute: „Die müssten eigentlich besser ausgestattet sein, mit Schutzwesten und dergleichen. Wir Wirte würden uns da an der Finanzierung auch beteiligen – darauf kommt es nicht an“, meint der junge Winzer aus dem Remstal. Für die Sicherheitsleute und die Polizei, die eine erhöhte Präsenz gezeigt habe, ist er voll des Lobes. „Wir sind denen so dankbar“, betont der junge Winzer. Ein Sprecher der Polizei ergänzt, es werde noch ermittelt, mehr könne man zu einem laufenden Verfahren aber nicht sagen.
Das Weindorf war in diesem Jahr wenige Tage nach dem Attentat von Solingen mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen gestartet. So wurde das Messerverbot auf die Öffnungszeiten des Weindorfes ausgedehnt. Die Veranstaltungsfläche liegt ohnehin in der Verbotszone, das Verbot gilt jedoch normalerweise in den Nächten des Wochenendes und vor Feiertagen. Nun griff es an allen Öffnungstagen des Weindorfes, das am Sonntag zu Ende ging.